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FC-Talent Noah KatterbachEine Geschichte wie im Märchen

Lesezeit 4 Minuten
Katterbach

Noah Katterbach (links) im Duell mit dem Leverkusener Kai Havertz.

  1. Noah Katterbach ist schon jetzt kaum wegzudenken aus der FC-Mannschaft und gehört zu den Gewinnern der chaotischen Hinrunde.
  2. Dabei kommt Katterbach eigentlich aus einer Familie, die mit Fußball nichts am Hut hat.
  3. Die Geschichte des 18-Jährigen liest sich wie ein Märchen.

Köln – Die Geschichte von Noah Katterbach klingt, als wäre sie nur ein Märchen. Wer glaubt schon daran, dass ein Junge aus dem nicht einmal 1000 Seelen zählenden Eifelörtchen Dreiborn den Sprung in die große, weite Welt der Bundesliga schafft. Ein Junge ohne fußballerisches Vermächtnis. Kein Vorfahr, der gekickt hat - nicht einmal in der Kreisliga. Noah Katterbach war nur ein Zweijähriger, der seiner Mutter auffiel, weil er mit seinen Füßen gegen alles trat, was herumlag. Stöcke, Eisklumpen, Steine.

15 Jahre später ist er Profi beim 1. FC Köln und spricht über sein Talent, als hätte er es einer glücklichen Fügung zu verdanken: „Irgendjemand in der Familie musste ja mal mit Fußball anfangen.“

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Noah Katterbach (vorne, im weißen Trikot) 2016 während seiner Zeit bei der U17 des 1. FC Köln.

Start beim TuS DJK Dreiborn

Wahrscheinlich war es eher das untrügliche Gespür einer Mutter, die das Beste für ihren Sohn möchte. Yvonne Katterbach meldete ihren kleinen Noah jedenfalls beim TuS DJK Dreiborn an. Sofort, als es möglich war. Da war er drei Jahre alt. Und noch eine Frau strickte mit am Glück. TuS-Jugendtrainerin Monika Hilgers erkannte Noahs außergewöhnliches Talent schnell. „Ich habe gleich bei allen Spielen herausgeragt“, weiß Katterbach zu berichten. Hilgers wandte sich mit der Bitte an Noahs Eltern, dass der Junge sich doch einmal mit gleichaltrigen Spielern seines fußballerischen Niveaus messen solle. Also schenkten Yvonne und Edwin Katterbach dem damals Siebenjährigen zu Weihnachten ein Probetraining beim 1. FC Köln. Dem Club, der dem im Kreis Euskirchen bei Schleiden gelegenen Dreiborn von allen großen Clubs noch am nächsten lag.

Die FC-Scouts wollten Noah sofort. Seine Eltern lehnten wegen der weiten Entfernung und dem drohenden Fahrdienst zwar zunächst ab, ihr Sohn aber fing schon auf der Rückfahrt erfolgreich an zu quengeln. Das Märchen konnte weiter geschrieben werden. Seit der U8 spielt Noah für den FC, ist seit der U16-Nationalspieler, Träger der Fritz-Walter-Medaille des DFB 2018 und seit dem 5. Oktober 2019 Bundesligaspieler. Beim 1:1 auf Schalke warf ihn der damals noch im Amt befindliche Achim Beierlorzer als Linksverteidiger überraschend in die Startelf.

Vorbild für Jakobs, Thielemann und Co.

Der Ex-Trainer setzte damit etwas in Bewegung, worauf viele im Club gewartet und gehofft hatten. Eine erkennbare Durchlässigkeit von der erfolgreichen Nachwuchsabteilung in die Profimannschaft. Noah Katterbach besitzt nicht nur Talent und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, er ist auch ein Vorreiter. Ein Vorbild für alle Jungs, die darauf hoffen, zum FC zu kommen und Profi zu werden. Wie Ismail Jakobs und der 17-jährige Jan Thielmann, die ihm unter dem neuen Coach Markus Gisdol folgten. „Dafür habe ich zwölf Jahre gearbeitet und immer mein Bestes gegeben“, sagt der 18-jährige Linksverteidiger.

Auch drei Muskelverletzungen innerhalb eines Jahres konnten Katterbach nicht zurückwerfen. Ich habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen und sie als Chance zu nutzen, um an meinen Schwachpunkten zu arbeiten. Mein Körper muss sich eben erst an die höhere Belastung in der Bundesliga gewöhnen“, erklärt er. Noah Katterbach weiß, was er will und was er kann: „Auf Schalke war ich nur in den ersten fünf Minuten nervös. Dann habe ich alles ausgeblendet und gemacht, was ich mache, seit ich drei Jahre alt bin: Fußball gespielt.“

„Ich bin ein typischer Straßenfußballer“

So leicht kann einem das Schwere fallen. „Klar muss ich noch Erfahrungen in allen Kategorien sammeln und körperlich stabiler werden. Aber es gibt keinen Grund, dass ich mich vor erfahrenen Gegenspielern verstecke. Lieber versuche ich besser als sie zu sein und ihnen zu zeigen, was ich drauf habe.“ Zum Beispiel das Zocken: „Bis vor drei Jahren habe ich vorne auf dem linken Flügel gespielt. Das Eins-gegen-Eins habe ich im Blut. Ich bin ein typischer Straßenfußballer, der im Aufbau nicht immer die einfachen Lösungen wie lange Bälle sucht, sondern die spielerischen.“

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Noah Katterbach (links, hier im Duell mit dem Bremer Benajmin Goller) gehört zu den Gewinnern der chaotischen Hinrunde.

Schnell ist er, mutig sowieso und auch selbstbewusst: „Ich bin mit meinen Leistungen im Training dafür verantwortlich, ob ein Trainer mich aufstellt oder nicht.“ Acht Mal stand Noah Katterbach in der Hinrunde in der Startelf des FC. Von seinen 164 Zweikämpfen hat er 55,5 Prozent gewonnen und dabei nur dreimal Foul gespielt. Zwei dieser Fouls hatten Gelben Karten zur Folge. Das schiebt er auf seine Unerfahrenheit. Alles braucht eben seine Zeit und harte Arbeit, wie aktuell im Trainingslager des FC im spanischen Benidorm.

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Da bleibt kaum Zeit, um sich Gedanken über die weitere Zukunft zu machen. Noah weiß, dass er studieren möchte. Sein Abitur hat er mit einem Schnitt von 2,1 bestanden. Und er möchte sein Zimmer im Sportinternat demnächst gegen eine gemeinsame Wohnung mit Freundin Hanna tauschen. Natürlich will er auch künftig für den FC spielen und den Traum vom Fußball-Profi weiter und erfolgreich leben. Sein Nachwuchsvertrag bei den Geißböcken läuft am Ende dieser Saison aus. „Darüber mache ich mir wirklich noch gar keine Gedanken.“ Die Dinge fügen sich schon in einer Geschichte, die wie ein Märchen klingt.