Köln – Die Freude war natürlich groß. Als Jonas Hector am Dienstag nach zehn Wochen Abwesenheit in das Mannschaftstraining des 1. FC Köln zurückgekehrt ist, gab es Applaus von den Kollegen und nur fröhliche Gesichter. Ein Zeichen der Wertschätzung, aber auch der Erleichterung, denn hinter dem Kapitän der Geißböcke liegt eine extrem schwere Zeit. Und keineswegs hauptsächlich aufgrund von Corona oder der 18 Spiele andauernden Sieglos-Serie des FC zwischen März und Ende November.
Jonas Hector steckt vielmehr in der großen Aufgabe, private Schicksalsschläge verarbeiten zu müssen. Erst verstarb überraschend im März sein langjähriger Berater Rainer Derber (48), dann im Juni sein einziger Bruder Lucas (31). Der 30-Jährige FC-Profi hat sich dazu entschlossen, frühzeitig seine Karriere in der Fußball-Nationalmannschaft zu beenden. Und er hatte sehr lange mit den Folgen eines Schleudertraumas zu kämpfen, das er sich in der ersten Halbzeit der Partie am 26. September bei Arminia Bielefeld (0:1) eingehandelt hatte. Die große, öffentliche Bühne Bundesliga rückte für Hector zwangsläufig in der Hintergrund.
Hector wieder voll in seinem Element
Nun ist der Kölner Kapitän zurück. Wer Hector am Dienstag und Mittwoch im Training mit der Mannschaft beobachten durfte, konnte den Eindruck gewinnen, dass er seine gesundheitlichen Probleme hinter sich gelassen hat und wieder voll in seinem Element ist. Es stellt sich dabei auch gar nicht die Frage, ob Hector am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im wichtigen Spiel beim 1. FSV Mainz 05 schon wieder eine Option für Trainer Markus Gisdol darstellt. Es zählt, dass er wieder mittendrin im Kreis der Mannschaft ist.
„Ich weiß nicht, ob er für Samstag fit wird. Aber jemand wie Jonas ist nicht nur auf dem Platz wichtig für uns. Es hilft schon, wenn er bei uns ist. Es ist für jeden von uns besser“, erklärte Teamkollege Ondrej Duda und führte weiter aus: „Wir wissen was für ein Mensch und Fußballspieler ist. Es ist ein Plus für uns, dass er wieder mit dem Team trainieren kann. Er kennt jede Person hier und ist einer unserer erfahrensten Spieler. Ich hoffe, dass wir ihn bald wieder im Spiel sehen werden.“
FC hat sich stabilisiert
Dudas Wunsch wird in Mainz wahrscheinlich noch nicht in Erfüllung gehen können. Nach zehn Wochen Pause sollte sich Jonas Hector erst einmal wieder an den Spielbetrieb gewöhnen. Der Moment dafür ist wie gemacht. Der FC hat sich nach den vier gewonnenen Punkten aus den Spielen gegen die Bundesliga-Schwergewichte Dortmund und Wolfsburg stabilisiert und gefunden. Es ist ohne Frage leichter für einen Spieler, in ein selbstbewusstes und intaktes Team zurückzukommen, als in eines, das knöcheltief in einer Negativserie festhängt.
Rein pragmatisch gesehen gibt es für Markus Gisdol auch kaum Gründe, Personal und taktische Formation für das Duell mit dem Tabellenvorletzten zu ändern. Der FC-Trainer könnte vielleicht darüber nachdenken, ob er den wieder fitten Jorge Meré an Stelle von Jannes Horn auf die linke Seite der Dreierkette beordert. Ansonsten dürfte sich die Kölner Startelf im 3:4:2:1-System nicht von der beim 2:2 gegen Wolfsburg am vergangenen Samstag unterscheiden.
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Es wartet aber wahrscheinlich ein anderes Spiel auf die Kölner: „Wenn wir gegen Dortmund oder Wolfsburg spielen, ist es normal, dass wir nicht so viel Ballbesitz haben. Das liegt an der Qualität dieser Mannschaften. In Mainz wird es ein ganz anderes Spiel“, glaubt Ondrej Duda. Abwehrchef Sebastiaan Bornauw vertritt die gleiche Meinung: „Es kann sein, dass wir etwas mehr das Spiel machen müssen als gegen die großen Mannschaften. Aber ich glaube, dass wir das können“, sagt der Belgier selbstbewusst. Ganz sicher wird es für die Kölner nicht von Nachteil sein, dass ihr Kapitän wieder an Bord ist und in Mainz zumindest als moralische Unterstützung von großem Wert sein wird.