1:6-Packung1. FC Köln geht in Dortmund unter

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Spieler des BVB laufen auf das Spielfeld. Ein FC-SPieler ist unscharf abgebildet.

Gut gelaunte Dortmunder und niedergeschlagene Kölner gab es am Samstag im Signal Iduna Park. Der BVB fertigte den FC mit 6:1 ab.

Der 1. FC Köln schlittert immer weiter in eine sportliche Krise. Das happige 1:6 bei Borussia Dortmund war bereits die fünfte Niederlage in Serie.

Der 1. FC Köln hat seine Torlosserie beendet, aber das macht gar nichts besser. Denn nach dem krachenden 1:6 (1:4) bei Borussia Dortmund befinden sich die Geißböcke in der Fußball-Bundesliga weiter im Sinkflug. Es war nicht nur die fünfte Niederlage der Kölner in Serie, auch der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 ist wieder um einen Zähler auf nun noch sechs Punkte geschrumpft. Zum ersten Mal in der Amtszeit von Trainer Steffen Baumgart gab es zudem sechs Gegentore.

Die anstehende Länderspielpause kommt wohl zur rechten Zeit, um die offensichtlichen Probleme des FC zu bearbeiten und im besten Fall auch zu lösen. Gegen Borussia Dortmund kann man verlieren, aber nicht auf diese Art und Weise. „Es sind keine gute Zeiten und das war kein gutes Spiel von uns. Gegen die hohe Qualität Dortmund hätten wir einen überragenden Tag gebraucht. Das war nicht der Fall“, analysierte Davie Selke, der das Ehrentor der Kölner erzielte. 

„Alles attackieren, was sich bewegt und Vollgas nach vorne“
Steffen Baumgart

Steffen Baumgart reagierte mit zwei personellen Umstellungen auf die vier tor- und sieglosen Spiele des FC hintereinander. Mathias Olesen ersetzte Eric Martel und rückte auf die Zehn zwischen Dejan Ljubicic und Florian Kainz. Was bedeutete, dass die Kölner mit Ellyes Skhiri nur auf einen Sechser setzten. Außerdem lief Sargis Adamyan als zweite Spitze neben Davie Selke auf. Linton Maina erhielt eine Startelfpause. „Alles attackieren, was sich bewegt und Vollgas nach vorne“, gab Baumgart als Marschroute aus.

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Bei den Dortmundern fehlten neben Julian Brandt, Youssofa Moukoko und Karim Adeyemi auch der gelbgesperrte Emre Can sowie der erkrankte Salih Özcan (Magen-Darm). Mit Anthony Modeste stand auch der zweite im Sommer 2022 zum BVB gewechselte Kölner. Steffen Baumgart blickte deshalb mit „blutendem Herzen“ auf die Dortmunder Bank: „Tony hat sich sportlich falsch entschieden. Bei uns wäre er besser aufgehoben“, erklärte der FC-Trainer vor dem Spiel bei Sky. Zur Erinnerung: Modeste traf vergangene Saison 20-mal für die Geißböcke. Beim BVB steht er in dieser Saison nach 24 Spieltagen bei zwei Toren.

Tore waren auch das große Thema vor diesem Duell. Der FC war in sechs seiner neun Spiele im Jahr 2023 ohne Treffer geblieben und die Borussia hatte als Tabellenzweiter nur 49 Tore auf seinem Konto. Zum Vergleich: Spitzenreiter Bayern München hat schon 71-mal getroffen.

Spielanfang zwischen BVB und 1. FC Köln noch ausgeglichen

15 Minuten lang sah es so aus, als könnte es ein enges Spiel werden. Die Dortmunder übten zwar Druck aus, kamen aber nicht zum Abschluss, weil der FC aufmerksam verteidigte. Auf der anderen Seite verloren die Kölner die Bälle aber viel zu schnell, um selbst offensive Akzente setzen zu können.

Dann brach das Unheil über die Geißböcke herein. Donyell Malen vernaschte Jeff Chabot. Weil der FC-Innenverteidiger weit nach vorne verteidigte, hatte Raphael Guerreiro allen Platz der Welt, um aus spitzem Winkel mit links und dem ersten Torschuss des BVB zum 1:0 zu treffen (15.). Die Baumgart-Elf hatte sich noch nicht wieder sortiert, da stand es schon 2:0. Jude Bellingham durfte den Ball ungehindert parallel zum Kölner Strafraum treiben, so dass eine 3:1-Situation für die Borussia entstand. Marco Reus legte mit der Hacke auf den völlig blank stehenden Sébastien Haller ab, der sein zweites Tor im Dortmunder Trikot erzielte (17.).

Der FC hätte danach zum Anschluss kommen können, doch BVB-Keeper Alexander Meyer lenkte einen Schuss von Adamyan an den Pfosten (21.) und Skhiri und Chabot verpassten eine Ecke von Kainz (25.). Und nach einem Kopfball von Jonas Hector und einem Handspiel von Mo Dahoud hätte es durchaus Elfmeter für die Kölner geben können (27.). Der Videoassistent und Schiedsrichter Daniel Siebert sahen es anders.

Dortmund blieb 2:0 vorne und legte im Stil einer Topmannschaft nach. Torwart Marvin Schwäbe wehrte zwar stark gegen den durchgebrochenen Malen ab, doch die FC-Abwehr schaute danach nur zu, wie Reus mit einem Kunstschuss auf 3:0 erhöhte (32.). Schließlich patzte auch Schwäbe. Malen war einmal mehr Jonas Hector und Chabot davongelaufen und hielt aus 16 Metern einfach mal drauf. Die Kölner Nummer eins boxte sich den Schuss ins kurze Eck (36.). Vier Gegentreffer in 21 Minuten warfen trotz der Spielfreude des BVB kein gutes Licht auf die Kölner.

 Davie Selke schießt sein erstes Tor

Immerhin endete nach 406 Minuten die Torlosserie des Baumgart-Teams. Adamyan und Benno Schmitz spielten Selke frei, der im ersten Versuch noch an Meyer scheiterte, den Nachschuss aber unters Tordach knallte (42.). Es war Selkes erster Treffer für den FC und das erste Stürmertor der Kölner nach 831 Minuten. Es blieb nur ein schwacher Trost nach 45 schlimmen Minuten, in denen die Kölner Taktik mit einem Sechser und Olesen auf der Zehn nicht aufgegangen war. „Das Tor war vielleicht ein Zeichen, dass wir noch leben, am Ende aber irrelevant. Es geht darum, dass wir als Mannschaft wieder Spiele gewinnen“, sagte der FC-Torschütze.

Baumgart änderte nach der aber zunächst nichts an seiner Aufstellung. Für die Kölner ging es in der zweiten Hälfte darum, sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Das gelang mit einem gefährlichen Selke-Kopfball (54.) und aufmerksamer Verteidigung 25 Minuten lang auch recht gut. Aber eben nur 25 Minuten. Dann foulte FC-Abwehrchef Timo Hübers Haller zentral vor dem Strafraum. Schwäbe konnte den anschließenden Dahoud-Freistoß nur an die Latte lenken, so dass Haller per Abstauber seinen ersten Dortmunder Bundesliga-Doppelpack schnüren konnte (69.). Nur eine Minute später setzte der Franzose Malen in Szene, der auf Reus weiterleitete. Und der BVB-Kapitän machte das halbe Dutzend voll.

Dabei blieb es, weil erst Niklas Süle für den BVB den Pfosten traf (89.) und im Gegenzug der eingewechselte Kingsley Schindler das Kunststück fertigbrachte, nach einem Solo von Linton Maina den Ball aus kürzester Distanz ebenfalls nur ans Aluminium zu setzen (89.). Eine bezeichnende Szene für den in allen Details unglücklichen Auftritt des FC. Trotz 6:1-Ecken für die Kölner, 2,2 mehr gelaufenen Kilometern und nur 11:12-Torschüssen aus FC-Sicht. Unter dem Strich stand nun mal das Ergebnis. Mir hat heute nichts gefallen. „Wir waren gegen eine sehr gute Dortmunder Mannschaft immer einen Schritt zu spät. Ich will aber nicht ins Detail gehen“, sagte ein enttäuschter Steffen Baumgart.

Zum missratenen Kölner Tag passte auch, dass die unbelehrbaren Kölner Fans während des Spiels nicht nur haufenweise Pyrotechnik abrannten, sondern dabei auch einen Sky-Kameramann so am Auge verletzten, dass er noch im Stadion behandelt werden musste.


Statistik des Spiels:

Dortmund: Meyer; Wolf; Süle, Schlotterbeck, Ryerson (79. Rothe); Dahoud (79. Hummels); Bellingham, Guerreiro; Malen (72. Meunier), Haller (71. Modeste), Reus (72. Reyna). – Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot (58. Martel), Hector; Skhiri: Ljubicic (83. Schindler), Olesen, Kainz (58. Huseinbasic); Adamyan (58. Maina), Selke (70. Tigges). – SR.: Siebert (Berlin). – Zuschauer: 81.365. – Tore: 1:0 Guerreiro (15.), 2:0 Haller (17.), 3:0 Reus (32.), 4:0 Malen (36.), 4:1 Selke (42.), 5:1 Haller (69.), 6:1 Reus (70.). – Gelbe Karte: Dahoud.

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