Beim 1. FC Köln geht nach dieser Saison eine Ära zu Ende. Nach Kapitän Jonas Hector hat nun auch Torwart Timo Horn seinen Abschied bekannt gegeben.
Timo Horn verlässt 1. FC Köln„Den FC zu verlassen fällt mir unheimlich schwer“

Torwart Timo Horn verlässt nach 21 Jahren im Club im Sommer den 1. FC Köln.
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Der 27. Mai 2023 wird definitiv in die Geschichte des 1. FC Köln eingehen. Wenn der 1. FC Köln am 34. und letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 den FC Bayern München im ausverkauften Rheinenergiestadion empfängt, heißt es Abschied nehmen von zwei ganz großen Spielern, die das Gesicht des FC im vergangenen Jahrzehnt geprägt haben. Nachdem Kapitän Jonas Hector (32) nach dem 3:1-Sieg in Hoffenheim sein Karriereende nach dieser Saison bekannt geben ließ, hat nun auch Timo Horn den Verein im Sommer verlassen. Das gaben der langjährige Torwart und der Club am Donnerstag bekannt.
„Den FC zu verlassen, das kann sich jeder vorstellen, fällt mir unheimlich schwer. Seit ich denken kann, bin ich Fan dieses Clubs, seit ich Fußball spiele, bin ich beim FC, und seit meinem Profi-Debüt 2012 stand ich hier eigentlich immer im Tor", sagte der 29-Jährige mit emotionalen Worten und erklärte seine Situation, die sich durch eine Knieverletzung im November 2021 grundlegend veränderte: „Konkurrenz gehört im Fußball dazu, die Rolle als Nummer zwei war neu für mich – trotzdem habe ich mich immer reingehauen, die Situation so angenommen und mit dem FC das zweite Mal in meiner Karriere Europa erreicht. Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein und das zu schaffen, hat mich unheimlich stolz gemacht. Doch mein Anspruch ist es, Woche für Woche zwischen den Pfosten zu stehen und als Torwart der Rückhalt für eine Mannschaft zu sein. Deshalb habe ich mich für eine neue Herausforderung ab Sommer entschieden.“
Den FC zu verlassen, das kann sich jeder vorstellen, fällt mir unheimlich schwer.
Horn, der im Alter von neun Jahren im Jahr 2002 vom SC Rondorf in den Nachwuchs des FC wechselte, verlor seine jahrelangen Status als Nummer Eins im Kölner Tor an Marvin Schwäbe. Der Neuzugang aus Kopenhagen überzeugte und verdrängte seinen Konkurrenten auch dauerhaft. Dem gebürtigen Kölner Horn blieb nur der Platz auf der Bank. Nur zweimal durfte er noch in einem Pflichtspiel für seinen Heimatverein zwischen den Pfosten stehen. In der Bundesliga-Saison 2021/22 am 19. Februar beim 1:0 gegen Eintracht Frankfurt, als Schwäbe erkrankt fehlte, und in der ersten Runde des DFB-Pokal 2022/23, als die Geißböcke beim Zweitligisten Jahn Regensburg nach Elfmeterschießen die Segel streichen mussten.
Timo Horn war eine Institution im FC-Tor. Er hat 329 Pflichtspiele für die Kölner absolviert. Nur die beiden Nationaltorhüter Toni Schumacher und Bodo Illgner standen häufiger für den FC im Tor. Sich über so viele Jahre hinweg als Nummer eins zu behaupten, ist eine Leistung, für die man hart arbeiten muss. „Timo hat sich im Laufe der Zeit von einem jungen talentierten Torhüter zu einem gestandenen Bundesliga-Spieler entwickelt, der auf dem Platz und in der Kabine, aber auch von der Bank oder Tribüne aus, immer wichtig für das FC-Team war. Dass er den Anspruch hat, zu spielen, ist für uns nachvollziehbar. Es gehört auch Mut dazu, sich nach so vielen FC-Jahren nun bei einem neuen Verein beweisen zu wollen“, sagte Geschäftsführer Christian Keller.
Dass Timo den Anspruch hat, zu spielen, ist für uns nachvollziehbar.
Der FC hatte Horn angesichts seines zum 30. Juni 2023 auslaufenden Vertrages ein Angebot für einen neuen Kontrakt unterbreitet. Der Torwart zog es aber vor, sich einen neuen Club zu suchen und noch einmal anzugreifen. Zum einen, weil seine Chancen auf die Nummer Eins im Kölner Tor weiterhin als gering einzustufen waren, zum anderen auch, weil der erhebliche Gehaltseinbußen in Kauf hätte nehmen müssen. Neben dem im vergangenen Sommer zu Borussia Dortmund gewechselten Anthony Modeste und Jonas Hector gehörte Horn zu den Großverdienern im FC-Team. Da auch Ellyes Skhiri die Kölner im Sommer verlassen wird, gibt es zumindest einen positiven Aspekt. Das Gehaltsbudget im Lizenzspieler-Bereich beim FC wird erheblich entlastet.
Profidebüt in der Saison 2012/13
Timo Horn spielte schon im Alter von 14 Jahren für den FC in der U17-Bundesliga. Als erster Fußballer wurde das außergewöhnliche Torwarttalent im Alter von 16 Jahren vom Landesinnenministerium von der Schulpflicht befreit. Dies ist per Gesetz nur für Menschen „mit besonderer Begabung“ möglich. Mit 17 Jahren debütierte er im Regionalliga-Team in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands. Mit der U19 wurde Horn 2010 FVM-Pokalsieger sowie Westdeutscher Vizemeister. Er wurde für seine Leistungen im selben Jahr mit der Fritz-Walter-Medaille (U17) in Gold ausgezeichnet – als erster FC-Nachwuchstorhüter überhaupt.
Ab 2011 gehörte Timo Horn fest zum Profi-Kader und feierte sein Debüt zu Beginn der Zweitliga-Saison 2012/13. Neben den Aufstiegen 2014 und 2019 erreichte der FC-Torhüter mit dem FC im Jahr 2017 die erstmalige Qualifikation für den Europapokal seit 25 Jahren. Im Saisonendspurt 2017/18 verkündete Timo Horn genau wie Jonas Hector, dass er über die aktuelle Saison hinaus und unabhängig von der Ligazugehörigkeit beim 1. FC Köln bleiben und von seiner Ausstiegsklausel keinen Gebrauch machen werde. Der FC stand zu dieser Zeit vor seinem sechsten Abstieg der Vereinsgeschichte. Horn schaffte mit dem Team den direkten Wiederaufstieg. Insgesamt lief der gebürtige Kölner 201-mal in der Bundesliga, 98-mal in der 2. Bundesliga, 22-mal im DFB-Pokal, zweimal in Relegationsspielen sowie sechsmal in der UEFA Europa League für den 1. FC Köln auf. 2016 gewann er als Torwart der deutschen Auswahl bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro die Silbermedaille.
Rekordhalter: 21 Jahre mit dem Geißbock auf der Brust
Mit 329 Pflichtspielen belegt Timo Horn den 18. Platz in der Rangliste aller FC-Spieler seit 1948. Rekordhalter ist Timo Horn in puncto Vereinszugehörigkeit aller Spieler, die mindestens ein Pflichtspiel für den FC absolviert haben. Der Torwart, der am 12. Mai seinen 30. Geburtstag feiert, hat den Geißbock insgesamt 21 Jahre lang auf der Brust getragen. Damit liegt er weit vor den Rekordspielern Wolfgang Overath und Toni Schumacher (jeweils 15 Jahre beim FC).