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KaderplanungAuf welchen Positionen sich beim 1. FC Köln etwas tun könnte

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln, Training, von links: Steffen Baumgart, Thomas Kessler, Christian Keller (1. FC Köln), 04.09.2022, Bild: Herbert Bucco

Stellen den Kader des 1. FC Köln zusammen (v.l.): Trainer Steffen Baumgart, der Sportliche Leiter Thomas Kessler und Geschäftsführer Christian Keller.

Nach der Aussetzung der Transfersperre basteln die Verantwortlichen des 1. FC Köln am künftigen Kader. Es soll auch Erfahrung kommen.

An Urlaub ist für Christian Keller nicht zu denken. Während sich die Mannschaft des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln nach dem Saisonende vorerst in alle Himmelsrichtungen zerstreut hat, hält der Geschäftsführer am Geißbockheim die Stellung.

Nach der Aussetzung der Transfersperre durch den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) steht Keller vor der Aufgabe, die bis dato nur unverbindlich möglichen Gespräche mit potenziellen Neuzugängen in Vertragsabschlüsse umzumünzen. „Alle arbeiten sehr intensiv daran, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, berichtet Trainer Steffen Baumgart.

Die Aufgabe ist in doppelter Hinsicht anspruchsvoll. Zum einen, weil den Geißböcken im Zuge des Fifa-Urteils jener Zeitvorteil auf dem Transfermarkt verloren gegangen ist, den sich der Club durch den frühzeitigen Klassenerhalt herausgearbeitet hatte. Zum anderen, weil der finanzielle Gürtel eng geschnallt bleibt. „Man konsolidiert einen Club nicht in Windeseile. Es wird drei bis fünf Jahre dauern, um den FC wieder gesund zu machen. Und in dieser Zeit müssen wir sehr viel richtig machen“, erklärt Christian Keller.

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Man konsolidiert einen Club nicht in Windeseile. Es wird drei bis fünf Jahre dauern, um den FC wieder gesund zu machen. Und in dieser Zeit müssen wir sehr viel richtig machen.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Der FC-Sportchef bezeichnet die finanziellen Möglichkeiten für das anstehende Sommer-Transferfenster als „begrenzt“. Obgleich die Kölner das Geschäftsjahr 2022/23 erstmals seit mehreren Jahren wieder mit einem positiven Ergebnis abschließen werden und gleich mehrere gut dotierte Altverträge auslaufen, sind große Sprünge im Etat nicht darstellbar. Zum Vergleich: Im vergangenen Sommer investierte der FC rund 6,5 Millionen Euro Ablöse in Verstärkungen.

Die Rundschau gibt einen Überblick über die sich abzeichnenden personellen Veränderungen im Kader.

Tor

Durch den Abgang von Timo Horn (Ziel unbekannt) wird eine neue Nummer zwei hinter dem unumstrittenen Marvin Schwäbe benötigt. Ein Kandidat ist Jonas Urbig. Das 19-jährige Eigengewächs kehrt nach dem Abstieg des Zweitligisten SSV Jahn Regensburg zumindest vorerst zum FC zurück. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Junioren-Nationaltorwart, der in Regenburg zu überzeugen wusste, zwecks Spielpraxis erneut verliehen wird. „Es wäre zwar schön, wenn Jonas hier die Nummer zwei ist. Vielleicht wäre es aber auch schön, gerade in seinem Alter irgendwo als Nummer eins zu spielen. Um dann, wenn er wieder kommt, ein absoluter Konkurrent zu sein“, gibt Baumgart einen Einblick in seine Gedankenspiele im Tor.

Abwehr

Aus vertraglicher Sicht ist nur die Zukunft von Kingsley Schindler (29) ungeklärt. Der zum 30. Juni auslaufende Altvertrag des frischgebackenen ghanaischen Nationalspielers wurde bislang nicht verlängert. Gut möglich also, dass der FC – auch mit Blick auf die nur mäßige Saison von Benno Schmitz – eine neue Alternative für die Rechtsverteidigerposition anstrebt. In der Innenverteidigung gibt es an Timo Hübers und Jeff Chabot kein Vorbeikommen. Dahinter wartet Luca Kilian. Winter-Zugang Nikola Soldo, der in den letzten neun Spielen nicht mal im Kader stand, könnte ein Kandidat für eine Leihe sein, zumal aus dem Nachwuchs Elias Bakatukanda (19) aufrückt. In Leart Paqarada (28/FC St. Pauli) steht der Nachfolger von Jonas Hector (Karriereende) hinten links bereits fest.

Wir gucken natürlich auch nach Spielern, die vielleicht schon einen Schritt weiter sind. Sie sollen aber ins Profil passen.
Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Köln

Mittelfeld

Mit 393,6 zurückgelegten Kilometern verlässt in Ellyes Skhiri (Ziel unbekannt) der laufstärkste Spieler der Bundesliga-Saison 2022/23 den FC. Sportchef Keller spricht von einer „Vakanz“ im defensiven Mittelfeld. Die Lücke, die Musterprofi Skhiri hinterlässt, soll durch einen gestandenen Spieler so gut es geht geschlossen werden. Dieser dürfte in den Planungen als Königstransfer auserkoren sein.

Steffen Baumgart bestätigte, dass nicht nur nach Talenten Ausschau gehalten wird: „Wir gucken natürlich auch nach Spielern, die vielleicht schon einen Schritt weiter sind. Sie sollen aber ins Profil passen.“ Vieles deutet darauf hin, dass auch im offensiven Mittelfeld nachgerüstet wird. Mit Mark Uth ist nach fast einjähriger Schambeinverletzung nicht seriös planbar. Mathias Olesen wartet noch auf den Durchbruch und könnte verliehen werden. Ob ein Zehner oder ein Außen favorisiert wird, dürfte davon abhängig sein, wo mit Florian Kainz geplant wird.

Angriff

Nach der Verletzung von Steffen Tigges (fällt wegen einer Schulter-Operation bis Mitte August aus) und dem Abgang von Sebastian Andersson (Ziel unbekannt) ist es hinter (dem verletzungsanfälligen) Davie Selke übersichtlich geworden. Florian Dietz hat erst noch eine lange Zwangspause (Kreuzbandriss) aufzuholen und konnte seine Bundesliga-Tauglichkeit zuvor noch nicht wirklich nachweisen. Auch für die Talente Justin Diehl, Damion Downs und Maximilian Schmid ist der Sprung zu den Profis groß.

„Wir warten ab, ob wir etwas machen“, hält sich Steffen Baumgart einen Transfer im Sturmzentrum offen. Während bei Youngster Tim Lemperle die Zeichen auf Leihe stehen, lastet auf Sargis Adamyan verstärkt Druck. „Sargis hatte eine Saison, die nicht so verlaufen ist, wie wir uns alle das vorgestellt haben. Ich gehe davon aus, dass er sich in der Sommervorbereitung anders präsentieren und zeigen wird, warum wir ihn haben wollten“, nimmt Keller den armenischen Nationalspieler in die Pflicht.

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