0:0 gegen Leipzig1. FC Köln trotzt dem Favoriten verdienten Punkt ab

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Kölns Ellyes Skhiri (l-r), Timo Hübers, Torhüter Marvin Schwäbe, Jonas Hector und Eric Martel klatschen sich nach der Partie ab.

Kölns Ellyes Skhiri (l-r), Timo Hübers, Torhüter Marvin Schwäbe, Jonas Hector und Eric Martel klatschen sich nach der Partie ab.

Der 1. FC Köln hat in der Fußball-Bundesliga erneut einem Champions League-Achtelfinalisten getrotzt und sich beim 0:0 gegen den Tabellendritten RB Leipzig einen hochverdienten Punkt erkämpft. 

Der 1. FC Köln bleibt in der Fußball-Bundesliga der Schrecken der Großen. Die aufopferungsvoll kämpfenden Geißböcke trotzten dem Champions League-Achtelfinalisten RB Leipzig beim 0:0 zum zweiten Mal in dieser Saison einen Punkt ab und bewiesen, dass sie sich vor niemandem verstecken müssen. 49.200 Zuschauer bekamen in Müngersdorf ein hochintensives, zeitweise spektakuläres Spiel serviert. „Ich habe ein sehr gutes Spiel gesehen. So stelle ich mir Fußball vor. Es war alles drin. Das einzige, was gefehlt hat, waren die Tore“, hatte FC-Trainer Steffen Baumgart viel Spaß an dem rasanten Duell mit den Sachsen.

Baumgarts Aufstellung gegen seinen Kumpel Marco Rose und seine Leipziger barg keine Überraschungen. Der FC-Coach vertraute auf eine Doppelsechs mit Eric Martel und Ellyes Skhiri und stellte mit Steffen Tigges nominell nur eine Spitze auf. Im Vergleich zum jüngsten 0:0 auf Schalke mussten bei den Kölnern Davie Selke und Mathias Olesen zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Werner und Silva mit Großchancen

Die Kölner vergeudeten in ihrem Bestreben, einen Weg nach vorne zu finden, keine Zeit und liefen Leipzigs Dreierkette konsequent an. Daraus resultierten in den ersten fünf Minuten zwei Ecken. Die erste Chance verzeichnete aber Leipzig  - und was für eine. André Silva schickte Sturmkollege Timo Werner durchs Zentrum in den FC-Strafraum. Der Nationalspieler zeigte aber Nerven und setzte den Ball knapp rechts am Pfosten vorbei (3.).   

Das jederzeit hochintensive Spiel lief in dem Stil weiter. Der FC attackierte unermüdlich, gewann viele Bälle und verlagerte das Geschehen in die Hälfte der Gäste. Die Chancen aber hatte RB. Und zwar hochkarätige, weil die Kölner zwischen Rechtsverteidiger Benno Schmitz und Timo Hübers große Lücken offenbarten. Nach einem Stellungsfehler von Martel bekam Konrad Laimer den Raum für einen Steckpass auf Silva. Weil Schmitz das Abseits aufhob und Hübers falsch postiert war, lief der Portugiese alleine auf Marvin Schwäbe zu. Der FC-Keeper behielt aber die Ruhe und parierte im Eins-gegen-Eins Silvas Flachschuss (26.) souverän.

Sechs Minuten später leistete sich Schmitz einen Stellungsfehler, der Werner in Position brachte. Der RB-Stürmer kurvte nach innen, fand aber wieder im überragenden Schwäbe seinen Meister (32.). „In der ersten Szene hatten wir Glück, in der zweiten einen überragenden Torwart“, beschrieb FC-Coach Steffen Baumgart die Situationen. 

Maina trifft den Pfosten, Ljubicic den Querbalken

Der lauf- und zweikampfstarke FC war bis dahin ohne Torschuss geblieben. Die erste Chance der Baumgart-Elf hatte es dann aber in sich. Jonas Hector leistete sich einen Ballverlust und foulte Laimer. Schiedsrichter Martin Petersen gewährte Leipzig Vorteil und Hector so die Chance zu einem Ballgewinn  gegen Silva. Der Ball kam zu Schmitz, der Linton Maina auf die Reise schickte. Der FC-Angreifer tauchte frei vor RB-Keeper Janis Blaswich auf, traf aber nur den linken Innenpfosten. Den Nachschuss setzte Dejan Ljubicic von der rechten Seite dann genauso unglücklich gegen den Querbalken (37.).

„Ich habe es vielleicht ein bisschen zu genau genommen. Ärgerlich, aber ein richtig guter Punkt für uns. Das war ein richtig geiles 0:0, es hat riesig Spaß gemacht“, sagte Maina zufrieden.

Das 0:0 zur Pause war für die Kölner aufgrund der Leipziger Großchancen sicher etwas glücklich - aber auch verdient. Der FC lief nämlich in den ersten 45 Minuten fast 62 Kilometer, lag bei den Eckbällen 4:0 vorne und zeigte als Kollektiv keinerlei Respekt vor dem favorisierten Tabellendritten. 

Daran änderte sich auch nach dem Wechsel nichts. Nachdem ein Werner-Treffer nicht zählte, weil Vorlagengeber Silva zuvor klar im Abseits gestanden hatte (47.), kontrollierten die Kölner weiter das Geschehen und schnürten RB teilweise in deren Hälfte ein. Das Problem der ersten Halbzeit war aber nicht zu beheben. Sobald die Geißböcke in die Nähe des Leipziger Strafraums kamen, fehlten ihnen die Mittel. „Uns hat der letzte Punch gefehlt. Wir haben ja nicht gegen  Laufkundschaft gespielt sondern gegen eine der besten Mannschaften in Deutschland“, erklärte FC-Sportchef Christian Keller die fehlende Durchschlagskraft. 

Defensiv ließen die Kölner aber nichts mehr anbrennen. Leipzig kam nach Werners Abseitstor zu keiner klaren Chance mehr. „Leipzig hatte zwar Hochkaräter, aber nur drei. Sie sind auch in  der Lage, mehr herauszuspielen“, adelte Baumgart die kollektive Defensivleistung eines Teams.

Eingewechselter Selke kann nur 13 Minuten spielen

Der FC-Coach wechselte insgesamt fünf Mal, allerdings ohne entscheidende Wirkung zu erzielen.  Vor allem der Ex-Leipziger Davie Selke blieb unglücklich und musste nur 13 Minuten nach seiner Einwechslung wieder vom Platz (85.). Nach einem Luftduell hatte sich der Winter-Neuzugang beim Aufkommen am Knie verletzt. Bereits seine dritte Verletzung seit er in Köln ist. Der Frust beim Selke saß tief. Auf dem Weg in die Katakomben zerriss der Stürmer noch auf dem Platz sein Trikot.  

Selkes Verletzung war aber der einzige Wermutstropfen an diesem Samstagnachmittag. „Wir sind total zufrieden und haben von beiden Mannschaften ein richtig gutes Bundesligaspiel gesehen, bei dem wir gegen einen starken Gegner eine tolle Leistung gezeigt haben“, zog Christian Keller ein positives Fazit und lobte die Entwicklung der Kölner Mannschaft: „Im Vergleich zum 2:2 im Hinspiel, in dem wir auch schon gut gespielt haben, war das heute noch mal ein anderes Niveau. Weil auch einzelne Spieler sichtlich Entwicklung gezeigt haben. Das war im Kollektiv eine richtig gute Mannschaftsleistung gegen einen individuell sehr stark besetzten Gegner. “

Der FC, der fast 126 Kilometer lief, bleibt damit im Jahr 2023 ungeschlagen, hat in den jüngsten vier Partien nur zwei Treffer kassiert und braucht sich am kommenden Sonntag auch vor dem nächsten Champions League-Achtelfinalisten nicht zu verstecken. Dann kommt Eintracht Frankfurt nach Müngersdorf.

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Hector – Skhiri, Martel — Ljubicic (55. Huseinbasic), Kainz (73. Thielmann), Maina (85. Adamyan) — Tigges (73. Selke/85. Lemperle). - RB Leipzig: Blaswich – Klostermann, Orban, Gvardiol – Henrichs, X. Schlager (ab 83. Haidara), Laimer, Raum (60. Halstenberg) – Szoboszlai (68. Forsberg), Werner – Silva (83. Poulsen). - Zuschauer: 49.200. - SR.: Petersen (Stuttgart). - Gelbe Karten: Schmitz, Martel, Adamyan; Szoboszlai, Laimer, Gvardiol, Henrichs, 

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