1. FC KölnBeste Fußball-Unterhaltung mit „Baumi und Rosi“

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1.FC Köln vs. RB Leipzig, 19. Spieltag, 04.02.2023, 15.30 Uhr, von links: Marco Rose (Leipzig), Steffen Baumgart (1. FC Köln) nach der Pressekonferenz, Bild: Herbert Bucco

Die Trainer Marco Rose und Steffen Baumgart (r.) verlassen Arm in Arm und bestens gelaunt die Pressekonferenz nach dem 0:0 zwischen dem 1. FC Köln und RB Leipzig.

Der 1. FC Köln ist im Fußballjahr 2023 noch ungeschlagen und hat erst zwei Gegentore kassiert. Das ist das Ergebnis einer starken Defensivarbeit. 

Freunde sollen sich helfen. In der Not sowieso und am besten auch, wenn sie in direkter Konkurrenz zueinander stehen. Also hatte Steffen Baumgart am Samstag ein Geschenk mit nach Müngersdorf gebracht, das seinen Kumpel Marco Rose schützen sollte. Und zwar vor ihm selbst, denn der Trainer des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig hat es nicht so mit der Disziplin an der Seitenlinie. Drei Gelbe Karte hat der 46-Jährige in dieser Saison schon gesehen, bei der vierten wäre er für ein Spiel gesperrt. Das wollte er „tunlichst vermeiden“.

Also blieb Rose am Samstag beim 0:0 gegen den 1. FC Köln bis in die Nachspielzeit brav und in seiner Coaching Zone. Dann brachen angesichts einiger merkwürdiger Entscheidungen von Schiedsrichter Martin Petersen aber doch noch die Gäule mit ihm durch, sodass Lizenzspieler-Leiter Frank Aehlig das Zaumzeug über den RB-Coach werfen musste, um Schlimmeres zu verhindern.

Er wollte mir vor dem Spiel so einen Wutball geben, den man malträtieren kann.
Marco Rose, Cheftrainer RB Leipzig über Kumpel Steffen Baumgart

„Das war Baumis Schuld“, erklärte Rose nach dem Spiel und schaute in die erstaunten Gesichter seiner Zuhörer. Die Verwirrung löste er aber sofort auf. „Er wollte mir vor dem Spiel so einen grauen Ball mit einem Smiley drauf geben. So einen Wutball, den man malträtieren kann“, erzählte Rose: „Ich dachte, er schenkt mir den. Dann hat er ihn aber mitgenommen und gesagt: „Wenn du ihn brauchst, komm doch rüber.“ Dann hätte ich aber wieder Gelb wegen Verlassens der Coaching-Zone gekriegt.“ Baumgart wollte das so nicht stehen lassen: „Bei uns ist die Zone größer als bei euch in Leipzig, da darfst du rüber“, gab er die Schuld an seinen Freund zurück: „Kurzes Gespräch, dann kriegste den Stressball.“ Rose gab sich geschlagen und erklärte seinen Ausraster: „Also habe ich mich wie ein bockiges Kind auf den Boden geschmissen. Aber ich hab's überlebt und hab kein Gelb bekommen. Ich fand mich heute auch sehr brav.“

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So unterhaltsam dieser Fußballnachmittag auf der Pressekonferenz endete, hatten ihn zuvor auch die 49.200 Zuschauer im Rheinenergiestadion erlebt. Trotz eines 0:0 und der Tatsache, dass der FC es nicht geschafft hatte, seine beeindruckende Leistung in einen Heimsieg gegen den Champions League-Achtelfinalisten und Bayern München-Herausforderer aus Leipzig umzumünzen. „Manchmal fehlen nur Kleinigkeiten, wie in der ersten Hälfte“, spielte FC-Sportchef Christian Keller auf das doppelte Aluminium-Pech der Kölner an. Zunächst hatte Linton Maina den linken Innenpfosten getroffen, dann setzte Dejan Ljubicic den Abpraller an die Querlatte (37.). Keller bezog die Kleinigkeiten auch auf die Phase zwischen der 50. und 75. Minute: „Da waren wir das klar bessere Team. Es hat nur der letzte Punch gefehlt, um in Führung zu gehen. Dann hätten wir das Ding auf unsere Seite gezogen.“

FC stellt sich schnell auf Leipzigs Dreierkette ein

Was auch daran gelegen hätte, dass die Geißböcke mit Beginn des Fußballjahres 2023 demonstrieren, wie gut sie im Kollektiv verteidigen können. Trotz des brutal offensiven Ansatzes ihres Cheftrainers. Nur zwei Gegentore in den vier Spielen nach der Winterpause sprechen eine klare Sprache. Wobei festzuhalten ist, dass der Bremer Treffer bei Werders 1:7 in Köln aus einem Eckball resultierte und Münchens Nationalspieler Joshua Kimmich beim 1:1 gegen den FC einen Kunstschuss aus 30 Metern auspacken musste, um Keeper Marvin Schwäbe zu bezwingen.

„Wir sind wieder frisch und trainieren die Abläufe. Da weiß jeder Bescheid, egal, wer auf dem Platz steht“, erklärte Baumgart die defensive Stabilität. Selbst Marcos Roses unerwartete Aufstellung mit einer Dreierkette konnte die Geißböcke nur kurz überraschen: „Es gab eine kurze Ansage und dann wissen die Jungs auch, wie sie gegen eine Dreierkette anlaufen müssen“, lobte Baumgart.

Martel mit 13,28 Kilometern laufstärkster Spieler

Lohn für die intensive Trainingsarbeit, denn neben Christian Keller („Wir wollten mehr defensive Stabilität“) erklärte auch Eric Martel, dass der Fokus zuletzt auf der Abwehrarbeit lag: „Weil wir vor der Winterpause einige Gegentore bekommen haben, die wir so eigentlich nicht bekommen wollen. Daran haben wir gearbeitet“, erklärte der junge Sechser, der als laufstärkster Spieler auf dem Platz (13,28 Kilometer) voranging.

Neben dem einmal mehr überragenden Schwäbe im Tor, der nach Glück gegen Timo Werner (3.) die weiteren Leipziger Hochkaräter von André Silva (26.) und Werner (32.) mit Ruhe und Klasse entschärfte, zeigte auch Jeff Chabot in einem starken FC-Kollektiv zum vierten Mal in Folge, welch guter Innenverteidiger er ist.

Irgendwann werden wir auch gegen diese Mannschaften gewinnen.
Linton Maina, FC-Flügelspieler

Das intensive Verteidigen und das hohe Anlaufen der Kölner waren genauso Indikatoren für die gute Unterhaltung, wie die individuelle Klasse der Leipziger. „Beide Mannschaften haben klar auf Sieg gespielt. Es hat von der ersten bis zur letzten Minute Spaß gemacht. So stelle ich mir ein Fußballspiel vor“, sagte Steffen Baumgart. Der 51-Jährige   war stolz auf sein Team, das 126,54 Kilometer und damit sieben mehr als RB lief. „Jeder hat großen Spaß daran, jeden Tag zum Training zu gehen und am Wochenende die 125 bis 130 Kilometer abzureißen“, beschrieb Linton Maina Einstellung und Stimmung im Kölner Team. Eine Stimmung, die noch mehr bewirken soll als Unentschieden gegen Topteams wie den FC Bayern oder Leipzig.   Glaubt jedenfalls Flügelflitzer Maina: „Irgendwann werden wir auch gegen diese Mannschaften gewinnen.“


Davie Selke nur 13 Minuten im Einsatz

Es war der Wermutstropfen an diesem so erfreulichen Samstagnachmittag aus Sicht des 1. FC Köln. Gerade einmal 13 Minuten konnte Davie Selke (Foto) spielen. Dann musste der mit großen Hoffnungen in der Winterpause verpflichtete Stürmer den Platz mit einer Knieverletzung wieder verlassen. Für den 27-Jährigen ist es seit seiner Ankunft am 2. Januar in Köln bereits die dritte Verletzung. Kein Wunder, dass er sich aus lauter Frust sein Trikot zerriss, bevor er vom Feld humpelte. „Er hat einfach Pech. Vorher hatte er in zehn Jahren nichts. Wir hoffen, dass es nichts Dramatisches ist“, tröstete FC-Trainer Steffen Baumgart.

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