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1. FC KölnDas 1:1 in Bremen macht alle zufrieden

Lesezeit 5 Minuten
Steffen Tigges 1.FC Koeln 21 erzielt das 0:1 per Kopf gegen Milos Veljkovic SV Werder Bremen

Das 1:0 für den 1. FC Köln: Steffen Tigges hat sich gegen Bremens Milos Veljkovic (am Boden) durchgesetzt und Torwart Jiri Pavlenka mit einem Kopfball überwunden.

Der 1. FC Köln hat zum vierten Mal hintereinander auswärts nicht verloren. Das 1:1 der Geißböcke bei Werder Bremen bedeutete zudem den Klassenerhalt für die Gastgeber aus der Hansestadt.

Als das 1:1 (0:1) zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FC Köln amtlich war, machte sich schnell allgemeine Zufriedenheit im Weserstadion breit. Den Bremern reichte der eine Punkt nämlich, um am vorletzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 als Aufsteiger den Klassenerhalt klarzumachen. Die Kölner wiederum durften mit ihren 5000 mitgereisten Fans feiern, dass sie auch im vierten Auswärtsspiel in Serie ungeschlagen bleiben konnten und nun einem krönenden Saisonabschluss am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den FC Bayern München entgegensehen. „Glückwunsch an Werder zum Klassenerhalt. Das ist auch die wichtigste Nachricht. Wir haben es uns beide verdient, dass wir uns nächste Saison wiedersehen“, fasste FC-Trainer Steffen Baumgart den Fußball-Nachmittag an der Weser zusammen.

Füllkrug steht in Werders Startelf

Baumgart machte es wie vor dem Hinspiel in Köln (7:1) und gab seine Aufstellung schon zwei Tage vor dem Spiel preis. Steffen Tigges stürmte  an Stelle von Davie Selke und Benno Schmitz kehrte nach Gelbsperre auf seine angestammte Position rechts hinten zurück.  Bei Werder gab es eine kurzfristige und durchweg positive Änderung in der Startelf. Mit Niclas Füllkrug konnte der beste Torjäger (16 Treffer) der Bundesliga nach fünfwöchiger Verletzungspause (Wade) erstmals wieder auflaufen.

Die Kölner waren im Gegensatz zu Werder zwar schon gerettet, aber keineswegs gewillt, irgendetwas schleifen zu lassen. Also übernahm der FC angeführt von Ellyes Skhiri sofort das Kommando und holte drei Ecken in den ersten sechs Minuten heraus. Das erste richtige „Aha“ ging aber auf das Konto der Bremer. Anthony Jung passte in den Strafraum, wo Marvin Duksch direkt abnahm und FC-Keeper Marvon Schwäbe dazu zwang, sich ganz lang zu machen (8.). Nur eine Minute später prüfte Duksch die sicher zupackende Nummer Eins der Kölner erneut.

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Ich weiß gar nicht genau, wie ich ihn getroffen habe.
Steffen Tigges, FC-Stürmer über sein Kopfballtor

Das war es zunächst von den Hausherren. Angesichts eines letzten Heimspiels der Saison vor den eigenen Fans und dem immer noch drohenden Abstieg reichlich wenig. Nach vier Heimniederlagen in Serie allerdings auch verständlich, denn es war nicht allzu gut um das Nervenkostüm der Hausherren bestellt. Zur Pause gab es für das Team von Trainer Ole Werner deshalb wohl auch Pfiffe von den Rängen.

Was auch daran lag, dass die Kölner in Führung lagen. Nachdem Florian Kainz selbst noch mit einem Schuss an Werder-Torhüter Jiri Pavlenka gescheitert war (13.), bediente der Ex-Bremer Steffen Tigges, der aus fünf Metern zum 0:1 einnickte (36.). „Ich weiß gar nicht genau, wie ich ihn getroffen habe“, rätselte Tigges über sein Tor und schlussfolgerte: „Ich habe mich nur gegen meinen Gegenspieler behauptet und dann war er drin.“ Die Führung war auf jeden Fall verdient, weil die Kölner einfach mehr für die Offensive taten.

Das Spiel, das ab Minute 20 seinen guten Anfangsrhythmus verloren hatte, war trotz seiner Bedeutung übrigens sehr fair. Trotzdem hatten beide Teams Glück, die erste Hälfte mit elf Spielern beenden zu können. Zunächst hätte der bereits verwarnte Dejan Ljubicic nach einem Einsteigen gegen Jens Stage Gelb-Rot sehen können (29.). Steffen Baumgart frotzelte erst mit dem Österreicher, wechselte ihn dann aber nach Intervention von Co-Trainer René Wagner sofort gegen Jan Thielmann aus (33.). Auf der anderen Seite war es Leonardo Bittencourt, der Glück hatte, dass Schiedsrichter Robert Hartmann ein Foul an Thielmann gar nicht ahndete (40.). Bei einem Pfiff hätte der Ex-Kölner sicher seine zweite Gelbe Karte bekommen.

Glück für Ljubicic und Bittencourt

„Dejo hätte zwei Mal Gelb sehen können. Der Schiedsrichter hat dies zu 100 Prozent in seine Bewertung der Szene mit Leo und Jan einfließen lassen“, zeigte Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC Verständnis für Hartmann.

Bittencourt wurde dann zur Pause ausgewechselt. Daran lag es aber nicht, dass die Kölner nach einer guten ersten Hälfte zunehmend den Faden verloren. Der eingewechselte Dimitrios Limnios hatte zwar die Chance auf 2:0 zu erhöhen (65.), insgesamt war der FC aber nicht mehr so griffig.   „Ich habe keinen Spannungsabfall bei unserer Mannschaft gesehen. Wir hatten in der zweiten Halbzeit eine Phase, in der wir nicht mehr so konsequent nach vorne gespielt haben“, sagte Kessler. Jonas Hector holte etwas weiter aus: „Wir waren zehn Minuten im Tiefschlaf und haben  vorne die Bälle zu leicht hergegeben und dadurch keine Entlastung mehr gehabt. Wir hatten zu viele einfache Fehler  und haben defensiv als Team nicht mehr kompakt gearbeitet. Dadurch hatte Werder dann seine Chancen“, erklärte der FC-Kapitän.  

Die erste Möglichkeit kam in der 70. Minute noch mehr oder minder aus dem Nichts. Füllkrug verlängerte mit der Hacke zu Jens Stage. Der Däne stand frei vor Marvin Schwäbe, scheiterte aber an einem sensationellen Reflex des FC-Keepers. Die Szene weckte Werder auf.

Werder gehört in die Bundesliga. Ich freue mich, dass sie es geschafft haben.
Florian Kainz; FC-Spieler und Ex-Bremer

Nachdem Füllkrug in Schwäbe seinen Meister gefunden hatte (71.), belohnte sich Werder für seine Drangphase. Marvin Duksch verlängerte eine Linksflanke im hohen Bogen auf den zweiten Pfosten, wo Joker Romano Schmid lauerte und Hector und Schwäbe aus spitzem Winkel überraschte (73.). „Am zweiten Pfosten ist es immer unheimlich schwer zu verteidigen“, nahm Kessler Torwart und Kapitän in Schutz.

Nach dem 1:1 zogen die Kölner noch einmal an und hatten durch den eingewechselten Davie Selke die große Chance, erneut in Führung zu gehen (84.). Es blieb aber beim Remis, das den über weite Strecke zittrigen Bremern genügte, um nach dem Schlusspfiff mit ihren erleichterten Anhängern den Klassenerhalt feiern zu können. „Werder gehört in die Bundesliga. Ich freue mich, dass sie es geschafft haben, auch wenn ich lieber gewonnen hätte“, zeigte sich Florian Kainz als ehemaliger Werderaner zufrieden mit dem Ergebnis und seinen Folgen. Steffen Baumgart drückte es so aus: „Es wäre vielleicht mehr drin gewesen, aber den Punkt nehmen wir gerne mit.“


Statistik zum Spiel:

Werder Bremen: Pavlenka, Veljkovic, Stark, Friedl; Weiser (48. Schmidt), Gruev (46. Groß), Jung (61. Buchanan); Bittencourt (46. Schmid), Stage; Füllkrug, Duksch (90. Philipp). – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (78. Schindler), Hübers, Chabot, Hector; Martel, Skhiri; Ljubicic (33. Thielman), Kainz (78. Huseinbasi), Maina (61. Limnios); Tigges (61. Selke). – SR.: Hartmann (Wangen). – Zuschauer: 40.000 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Tigges (36.), 1:1 Schmid (73.). – Gelbe Karten: Weiser, Bittencourt, Stage, Buchanan; Ljubicic, Hector.

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