Der Trainer des 1. FC Köln setzt in der Krise auf seine arrivierten Kräfte - die bislang jedoch enttäuschten. Es ist ein schwieriger Spagat beim Ausbildungsziel des Bundesligisten.
1. FC Köln im AbstiegskampfDie Jugend hat bei Steffen Baumgart keinen leichten Stand
Der grelle Schein, mit dem sich das neue Flutlicht im Franz-Kremer-Stadion einen Weg durch den Dauerregen bahnte, wäre gar nicht nötig gewesen, um das Offensivgespür von Max Finkgräfe zu erkennen. Mit zwei Torbeteiligungen stellte der Jungprofi des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln beim wilden 3:3 (2:2) der Regionalliga-Mannschaft gegen den FC Gütersloh seinen Vorwärtsdrang einmal mehr unter Beweis. Finkgräfe schlug die Hereingabe, die Damion Downs nach einem Fehler des Gästetorhüters zum 1:2-Anschlusstreffer verwertete (32.), und war auch an der Entstehung des 2:2 durch Emin Kujovic beteiligt (45.). Der 18. Scorerpunkt des bei den Profis aussortierten Justin Diehl zum abermaligen Ausgleich (81.) reichte letztlich zwar nicht, um die Chance auf die Herbstmeisterschaft in der Staffel West aufrechtzuerhalten. Werbung in eigener Sache konnte der mit einer Erkältung in die Partie gegangene und nach rund 70 Minuten ausgewechselte Finkgräfe an diesem nasskalten Samstagnachmittag unter den Augen von Lizenzspielerleiter Thomas Kessler dennoch betreiben.
Erst wenige Tage zuvor hatte der 19-Jährige ein Lob von Steffen Baumgart eingeheimst. „Es sieht nicht so schlecht aus, was der Kleine da macht. Wir haben immer mehr gute Alternativen“, freute sich der Profi-Cheftrainer am Rande des 8:0-Testspielsieges bei der SpVg Porz, zu dem Finkgräfe mit einem Volleyschuss unter die Latte den schönsten Treffer beigesteuert hatte. Obgleich der linke Schienenspieler zu den Gewinnern der Saisonvorbereitung zählte, greift Baumgart bislang nur gelegentlich auf ihn zurück. Nach seinem mutigen Debüt beim Saisonauftakt in Dortmund musste Finkgräfe sich mit drei weiteren Kurzeinsätzen in der Bundesliga begnügen. In den jüngsten vier Spielen blieb er komplett unberücksichtigt. Ähnlich verhält es sich beim gleichaltrigen Stürmer Damion Downs. Was auch deshalb verwundert, weil Baumgart von seinen arrivierten Kräften zum wiederholten Male enttäuscht worden war – selbst nach seiner Brandrede im Anschluss an das 0:6 in Leipzig.
Doch die jungen Spieler haben es generell nicht leicht unter Steffen Baumgart. Der 51-Jährige ist ein Mann der alten Schule, der keinen Hehl daraus macht, Erfahrung zu bevorzugen. Mit Lob für die Talente geht Baumgart sparsam um. Gerne verweist er auf die erforderliche Zeit zur Eingewöhnung an den Profifußball. Dabei könnte gerade die Unbeschwertheit, mit der etwa Max Finkgräfe in Dortmund für Aufsehen sorgte, in der Krise weiterhelfen. Zumal sich im ersten Saisondrittel alle bisherigen Ansätze als nicht dauerhaft zielführend herausgestellt haben. Ein kleines, aber vielsagendes Zeichen ist in diesem Zusammenhang, wie von Baumgart selbst die Frage nach dem Vertreter des derzeit verletzten Ersatztorhüters Philipp Pentke (38) beantwortet wurde. So erhält Trainingskeeper Matthias Köbbing (26) den Vorzug vor Jonas Nickisch (19), der im Sommer eigentlich als Nummer drei aus Leipzig geholt worden war und große Fortschritte macht.
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„Wir sollten nicht die kleinsten Strohhalme greifen, sondern die, die ein bisschen dicker sind“, skizzierte Steffen Baumgart unlängst, mit welchem Personal er den steinigen Weg im Abstiegskampf bestreiten will. Eine Aussage, die bei den Verantwortlichen des selbsterklärten Ausbildungsclubs 1. FC Köln auch perspektivisch betrachtet für Stirnrunzeln gesorgt haben dürfte. Schließlich hat der FC-Vorstand im Rahmen seiner „Matchplan“-Strategie das Ziel ausgerufen, jährlich ein Talent aus den eigenen Reihen im Profi-Team zu etablieren. Nicht zuletzt, um finanzielle Werte zu schaffen, auf die der nach wie vor hoch verschuldete Club im Kampf gegen die Altlasten angewiesen ist.
Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Signalwirkung in Richtung Nachwuchsleistungszentrum, wo sowohl Spieler als auch deren Berater mit ihrem immer größer werdenden Einfluss sehr genau auf die Durchlässigkeit in den Profibereich achten dürften. Ein Themenfeld, bei dem der 1. FC Köln trotz seiner deutschlandweit anerkannten Jugendarbeit in den vergangenen Jahren nur bei U21-Nationalspieler Jan Thielmann längerfristigen Erfolg vorweisen konnte.