1. FC Köln in BochumMarvin Schwäbe hält einen Punkt fest

Lesezeit 5 Minuten
Davie Selke von Köln jubelt über sein Tor zum 1:1.

Davie Selke von Köln jubelt über sein Tor zum 1:1.

Der 1. FC Köln ist zum Sessionsauftakt mit einem blauen Auge davongekommen und durfte beim glücklichen 1:1 in Bochum einen Punkt mit nach Hause nehmen.

Der 1. FC Köln tritt im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga auf der Stelle. Die Geißböcke bleiben nach einem glücklich erkämpften 1:1 (0:1) beim direkten Konkurrenten VfL Bochum Tabellenletzter und weiter unter ihren Möglichkeiten. Ein überragender Marvin Schwäbe im Tor mit acht Paraden und Davie Selkes drittes Saisontor bewahrten den FC vor Schlimmeren. „Mit dem Punkt sind wir mehr oder weniger zufrieden. Wir haben uns in der ersten Halbzeit den Schneid abkaufen und überrumpeln lassen. Wir haben insgesamt zu viel zugelassen“, analysierte Schwäbe den Vortrag seines Teams.

Steffen Baumgart änderte seine Startelf im Vergleich zum jüngsten 1:1 gegen den FC Augsburg nur auf einer Position und versuchte es wieder mit Davie Selke als Sturmspitze. Steffen Tigges hatte seine Chance vor einer Woche nicht nutzen können und musste zurück auf die Bank. Närrischer hätte die Ansetzung dieses Topspiels am Samstagabend nicht sein können. Der 11. Spieltag der Saison 2023/24 bescherte dem FC sein siebtes Bundesliga-Spiel an einem Elften im Elften und das erste seit 23 Jahren (4:2 gegen den Hamburger SV). Die Bilanz wies für die Geißböcke bis zum Auftritt in Bochum drei Siege, ein Remis und zwei Niederlagen aus und das Torverhältnis lautete natürlich 11:11.

Schöne Aussichten schnell getrübt

Ein Spieltag, der dem Baumgart-Team auch die Chance bot, mit einem Sieg von Platz 18 auf die 14 zu springen und den Anschluss ans Tabellen-Mittelfeld herzustellen. Eigentlich schöne Aussichten für die zweiwöchige Länderspiel-Pause, die auf dem Platz aber schnell getrübt wurden. Der FC hatte gerade die energische Anfangsoffensive des VfL gut überstanden und sich durch Selkes Kopfball (10.) und vor allem Luca Waldschmidts 16-Meter-Abnahme (14.) dem 1:0 angenähert, als eine Fehlerkette den Bochumern die Führung ermöglichte.

Nach einem leichten Ballverlust von Waldschmidt und einem langen Schlag von VfL-Keeper Manuel Riemann verlor Rasmus Carstensen gegen Moritz Kwarteng ein Kopfballduell, das Kevin Stöger links in Position brachte. Der Österreicher fand am falsch postierten Timo Hübers vorbei Philipp Hofmann, dessen Drehschuss aus sieben Metern Marvin Schwäbe noch glänzend parierte. Der Ball fiel dem aufmerksamen Lukas Daschner vor die Füße, der locker zum 1:0 abstauben konnte (25.). Das 21. FC-Spiel in Serie ohne Gegentor war perfekt

Entscheidungsspiel in Bochum: Hoffnungsträger schwach

Das Gegentor legte offen, in welcher Lage sich die Kölner im November 2023 befinden. Selbstvertrauen und Glauben verflüchtigten sich in Windeseile. Niemand auf FC-Seite war in der Lage, das Spiel an sich zu reißen. An Hoffnungsträger Mark Uth lief das Spiel die erste Hälfte komplett vorbei. Florian Kainz sah aus, als wüsste er nicht, welche Aufgabe er als Sechser überhaupt zu erfüllen hatte und Davie Selke scheiterte nahezu jedes Mal beim Versuch, Freundschaft mit dem Ball zu schließen.

Bochum kam durch die Ängste und das unzureichende Positionsspiel seines Gegners immer wieder leicht an den Ball und zu weiteren Chancen. Jeff Chabot musste in höchster Not gegen Takuma Asano grätschen (35.) und Carstensen gelang ein höchst notwendiger Block gegen Kwarteng (45.). Der FC trat völlig verunsichert den Weg zum Pausentee an und durfte froh sein, nur 0:1 zurückzuliegen. Es passte ins trübe Bild der Kölner, dass sie auf die Unterstützung ihrer Ultras verzichten mussten. Nach FC-Informationen war es beim Einlass zu Problemen gekommen, die einen Polizeieinsatz mit Pfefferspray und verletzte Kölner Fans nach sich zogen. Die Szene entschied daraufhin, dem Spiel fernzubleiben.

Ausgleich kam aus dem Nichts

Steffen Baumgart beließ es bei einer Pausenansprache, änderte also personell nichts. Auch das Spiel blieb zunächst das Gleiche und Schwäbe musste gegen Asano erneut alle seine Künste aufbieten (50.). Der Ausgleich kam dann aus dem Nichts. Mark Uth eroberte den Ball von Daschner so, dass Kainz das Spiel auf der linken Seite öffnete. Linton Maina flankte präzise und hart auf den langen Pfosten, wo Selke einlief und Manuel Riemann aus vollem Lauf mit dem nötigen Glück durch die Beine schoss (54.).

Das Tor gab dem FC kurz Auftrieb. Der kurz zuvor eingewechselte Jan Thielmann hatte die Chance aufs 2:1, scheiterte aber an Riemann (61.). Es blieb ein Strohfeuer der Gäste, denn das Spiel der Baumgart-Elf blieb in all seinen Teilen zu fehlerhaft und verkopft. Bochum baute wieder Druck auf und hatte Pech, als Hofmann nur den Außenpfosten traf (66.).

Danach konnten sich die Kölner bei ihrem Torwart bedanken, dass sie am Ende einen Punkt mitnehmen durften. Schwäbe kratzte erst einen Stöger-Freistoß von der Linie (69.) und stand dann bei einem Kopfball von Kevin Schlotterbeck goldrichtig (73.). Auf der anderen Seite hatte Selke noch die Chance auf das 2:1, verpasste aber den richtigen Moment für Abschluss oder Abspiel und scheiterte an Riemann (76.). Der Rest war purer Abstiegskampf und Kölner Erleichterung, dass es bei 25:10-Torschüssen für Bochum beim 1:1 blieb. „Wir wussten, dass es ein Abstiegsspiel mit langen Bällen und vielen Zweikämpfen wird. Wir haben es in der zweiten Hälfte besser angenommen und müssen gut leben mit diesem 1:1“, sagte Torschütze Selke.

Immerhin kam der FC zum ersten Mal in dieser Saison nach einem 0:1 zurück, ohne danach das Spiel zu verlieren. Trainer Steffen Baumgart war trotzdem nicht sonderlich zufrieden: „Wir können drei Kreuze machen, dass wir einen Punkt haben. Die Jungs hatten zu viel mit dem Kopf zu tun und nicht das gemacht, was wir abgesprochen haben. Die Leistung hat mir heute in weiten Teilen nicht gefallen, aber wir haben einen Punkt. Ich wünsche mir mehr gute Leistungen mit mehr Punkten."


Statistik zum Spiel:

VfL Bochum: Riemann; Gamboa, Masovic, K. Schlotterbeck, Bernardo; Osterhage; Stöger, Daschner (81. Förster); Asano (81. Broschinski), Hofmann (81. Paciencia), Kwarteng (70. Antwi-Adjei). – 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen (75. Schmitz), Hübers, Chabot, Heintz; Martel, Kainz; Waldschmidt (75. Tigges), Uth (59. Thielmann), Maina (88. Alidou); Selke. – SR.: Jöllenbeck (Freiburg). – Zuschauer: 26.000. – Tore: 1:0 Daschner (25.), 1:1 Selke (54.). – Gelbe Karten: Hofmann, Masovic, Daschner, Bernardo; Thielmann.

Rundschau abonnieren