Jakub Kaminski hat dem 1. FC Köln beim 3:3 in Wolfsburg in letzter Minuten mit seinem Tor einen verdienten Punkt gerettet.
1. FC KölnJakub Kaminski beendet wilde Achterbahnfahrt

Kölner Jubel nach dem 2:2. Vorbereiter Said El Mala (Nr. 13) wird von Torschütze Isak Johannesson (r.) umarmt.
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Der 1. FC Köln bleibt das Überraschungsteam der Fußball-Bundesliga und ist auch nach dem dritten Spieltag der neuen Saison ungeschlagen. Der Aufsteiger bewies beim wilden 3:3 (1:0)-Ritt beim VfL Wolfsburg mit drei Toren in der 14-minütigen Nachspielzeit wie schon in Regensburg und Mainz Moral. Trainer Lukas Kwasniok konnte sich einmal mehr auf seine Einwechselspieler verlassen. Die Joker Said El Mala und Ragnar Ache bereiteten das 2:2 und 3:3 durch Isak Johannesson und Jakub Kaminski vor und sicherten den Geißböcken den siebten Punkt.
„Das war eine wilde Achterbahnfahrt mit einer noch wilderen Nachspielzeit. Hinten raus war es ein wichtiges Tor, das sich die Mannschaft über die 104 Minuten verdient hat“, musste Kwasniok nach dem Spiel erst einmal durchatmen.
Frühe Führung durch Waldschmidt
Der 44-Jährige veränderte die FC-Startelf auf zwei Positionen. Weil er wieder auf eine Dreierkette setzte, kam Joel Schmied für Denis Huseinbasic. Rav van den Berg bekleidete zunächst die zentrale Situation, Timo Hübers gab das linke Glied der Kette. Zudem feierte Luca Waldschmidt sein Bundesliga-Startelf-Debüt unter Kwasniok. Er verdrängte Isak Johannesson, der angeschlagen von seiner WM-Qualifikationsreise mit Island zurückgekehrt war und erst einmal auf der Bank Platz nahm.
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Waldschmidt hatte sich durch seine fünf Treffer beim 9:1 im Testspiel bei SW Essen ein gutes Gefühl geholt und seinem Trainer eines gegeben. Kwasnioks feines Näschen zahlte sich schon nach fünf Minuten aus. Waldschmidt, der vor seinem Wechsel zum FC zwei Jahre für den VfL gespielt hatte, durfte sich offensiv freischwimmend bewegen und nutzte seine Räume. Er fischte sich per Kopf auf der linken Halbseite mit energischem Einsatz einen Ball und setzte Marius Bülter auf links ein. Dessen gezielte Flanke durfte Jan Thielmann im Strafraum erst in aller Ruhe annehmen und dann zum Abschluss bringen. VfL-Keeper Kamil Grabara konnte den Schuss nicht kontrollieren, der Abpraller war eine Angelegenheit für den durchgelaufenen Waldschmidt (5.).
Dem trockenen Abstauber folgte ein ausgelassener Jubel an ehemaliger Wirkungsstätte, den die 3500 mitgereisten FC-Fans mit „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Gesängen begleiteten. Tatsächlich standen die Geißböcke nach der Frankfurter 1:3-Niederlage am Freitag in Leverkusen und vor dem Abendspiel zwischen Bayern München und dem Hamburger SV schon kurz nach Anpfiff mit sieben Punkten auf Platz eins der Bundesliga-Tabelle.
VfL feiert seinen 80. Geburtstag
Die Wolfsburger, die am Samstag den 80. Geburtstag ihres VfL mit großem Tamtam und einer großen Choreo auf den Rängen der mit 28.917 Zuschauern ausnahmsweise einmal ausverkauften VW-Arena begingen, hatten auch in der Folge erst einmal wenig Grund zum Feiern. Das große Jubiläum schien das Team von Trainer Paul Simonis eher zu hemmen, als zu beflügeln.
An der Passivität und Planlosigkeit der Wölfe änderte sich auch nichts, nachdem Schiedsrichter Bastian Dankert die Partie wegen eines Gewitters für gut zehn Minuten unterbrechen musste. Den Kölnern tat die Pause aber ebenfalls nicht gut. Sie überließen dem VfL mehr und mehr den Ball, bespielten nicht mehr die freien Räume und gaben ein paar Standards ab. „Nach dem Gewitter war Wolfsburg obenauf“, konstatierte Kwasniok.
Einen der Standards wussten die Gastgeber zu nutzen. Maximilian Arnold trat von links einen Freistoß an den FC-Fünfer, wo der 1,70 Meter große Mohammed Amoura hochsprang - und überrascht sein durfte, dass der 21 Zentimeter längere Rav van den Berg dies nicht tat (42.). Dieses 1:1 war ebenso unnötig wie irregulär, weil Timo Hübers bei Arnolds Flanke weggeschubst wurde. Das sah nicht nur Lukas Kwasniok so, sondern auch sein VfL-Kollege Paul Simonis.
Zweite lange Unterbrechung nach Bülter-Tor
Der FC-Trainer reagierte zur Pause, weil sein Matchplan nicht so umgesetzt wurde, wie er sich das vorgestellt hatte. Johannesson kam für Waldschmidt. Der Isländer bereitete gleich den zweiten FC-Treffer mit einem Freistoß vor, den Marius Bülter verwertete (56.). Der Treffer wurde zunächst zurückgenommen, dann aber noch mal überprüft, weil Wolfsburgs Patrick Wimmer das gepfiffene Abseits aufhob. Das 2:1 zählte am Ende nicht, weil Joel Schmied Wimmer regelwidrig in die verbotene Szene geschubst hatte.
Der dritte Treffer des Spiels fiel dann auf der anderen Seite. Kristoffer Lund und Rav van den Berg verteidigten nur mit Abstand im Raum. Joakim Maehle brach rechts bis zur Grundlinie durch und bediente Lovro Majer, der zwischen drei Kölnern ungehindert zum 2:1 einschieben durfte (65.).

Jakub Kaminski (r.) trifft zum 3:3.
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Kurz zuvor hatten Said El Mala und Neuzugang Alessio Castro-Montes den Platz betreten. Danach wechselte Lukas Kwasniok noch Florian Kainz (71.) für den verletzten Van den Berg und Ragnar Ache (78.) ein. „Dass wir mit Rav einen Innenverteidiger rausgenommen haben und Kainzi reingebracht haben, war mit dem Mute der Verzweiflung und ein Signal für die Mannschaft“, erklärte Lukas Kwasniok.
Das Signal kam vor allem bei El Mala an, der mit seinen Dribblings über links die Teamkollegen mitriss. Es kam nicht von ungefähr, dass der 18-Jährige das 2:2 gegen drei Gegenspieler in einem Tempo und mit einer Ballführung vorbereitete, die man in Köln lange nicht gesehen hat. Am Ende hatte der Linksaußen noch die Übersicht, Torschütze Johannesson den Ball genau in den linken Fuß zu spielen (90.+1). „Er ist nicht zu verteidigen und eine Waffe. Aber von Anfang an in der Bundesliga eine Waffe zu sein, ist noch ein langer Weg. Ihm steht eine große Laufbahn bevor, wenn er demütig bleibt und wir gut mit ihm arbeiten“, sagte Lukas Kwasniok.
Das war geil und fühlt sich gut an.
Der Wahnsinn von Wolfsburg war allerdings noch nicht beendet. Nach einem Foul von Eric Martel durfte Maxi Arnold von halblinks aus 18 Metern seiner Lieblingsdisziplin nachgehen und setzte den Freistoß zum 3:2 mit links in den rechten Winkel (90.+9). „Ich hatte Gänsehaut“, gestand der Ur-Wolfsburger.
Die Geburtstags-Story hätte ein perfektes Ende für den VfL gefunden, wenn der noch in Wolfsburg unter Vertrag stehende Jakub Kaminski nicht gewesen wäre. Nach Johannesson-Flanke und überragender Kopfball-Ablage von Ragnar Rache glich der für diese Saison verliehene Pole zum 3:3 gegen seinen Arbeitgeber aus. „Das war geil und fühlt sich gut an“, sagte Kaminski, der aus Respekt vor dem VfL nicht jubelte.
Statistik:
VfL Wolfsburg: Grabara; Fischer, Jenz, Koulierakis, Maehle; Arnold, Souza; Skov Olsen (89. Lindström), Majer (85. Seelt), Wimmer (89. Daghim); Amoura (70. Pejcinovic). – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmied; van den Berg (71. Kainz), Hübers; Sebulonsen (64. Castro-Montes), Martel, Lund (78. Ache), Thielmann (64. El Mala), Kaminski; Waldschmidt, Bülter. – SR.: Dankert (Rostock). – Tore: 0:1 Waldschmidt (5.), 1:1 Amoura (42.), 2:1 Majer (65.), 2:2 Johannesson (90.+1), 3:2 Arnold (90.+9), 3:3 Kaminski (90.+14). – Zuschauer: 28.917. – Gelbe Karten: Majer, Grabara; Schmied, Johannesson.