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1. FC KölnKaminski schnappt sich Bülter-Rekord

3 min
Torschütze Jakub Kaminski (Mitte) jubelt nach seinem Treffer zum 3:3 mit den Teamkameraden.

Torschütze Jakub Kaminski (Mitte) jubelt nach seinem Treffer zum 3:3 mit den Teamkameraden.

14 Minuten dauerte die Nachspielzeit beim 3:3 des 1. FC Köln beim VfL Wolfsburg und machte damit einen neuen Rekord möglich.

Jakub Kaminski hielt Wort und das war beileibe nicht leicht. Der polnische Nationalspieler hatte im Interview mit der Rundschau angekündigt, dass er im Fall der Fälle aus Respekt „nur leise jubeln“ würde und blieb am Samstag dabei. Hätte er vorher gewusst, dass er bei seiner Rückkehr zum VfL Wolfsburg einen neuen Rekord aufstellen und dabei dem 1. FC Köln in letzter Minute einen höchst emotionalen Punkt sichern würde, wäre seine Entscheidung womöglich anders ausgefallen.

Kaminskis Treffer zum 3:3-Endstand in der 104. Minute war das späteste Tor, das seit der Erfassung der Nachspielzeiten in der Saison 1992/92 in der Bundesliga erzielt wurde. Der 23-Jährige nahm diesen Rekord einem neuen Teamkameraden ab. Marius Bülter hatte 2022/23 in der zwölften Minute der Nachspielzeit zum 3:2-Sieg des FC Schalke 04 gegen Mainz 05 getroffen. „Es war geil und fühlt sich gut an“, kommentierte Kaminski das klassische   „Ausgerechnet“. Der Offensivspieler war nämlich erst im Sommer als Leihspieler vom VfL Wolfsburg zum FC gewechselt und fühlt sich richtig wohl. „Es ist gut für mich, in Köln zu sein“, sagte er nach seinem dritten Pflichtspiel über die volle Distanz – inklusive Nachspielzeiten.

Ragnar Ache zeigt seine Klasse

Der späte Ausgleich der Geißböcke war nach den späten Siegtreffern in Regensburg und Mainz nicht nur das dritte Last-Minute-Erlebnis der Kölner in der noch jungen Saison, er war auch erneut Beleg für den großen Einfluss der Bankspieler und die Widerstandskraft des Teams von Trainer Lukas Kwasniok.

Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Isak Johannesson hatte nach einem Treffer zum 2:2 (90.+1) die entscheidende Flanke geschlagen und in der Mitte zeigte einmal mehr Ragnar Ache seine Klasse. Die Kopfballablagen des Neuzugangs aus Kaiserslautern suchen auch in der Bundesliga ihresgleichen. Jakub   Kaminski konnte sich den Ball trotz fortgeschrittener Spielzeit in aller Ruhe zurechtlegen, um ihn mit rechts ins linke Eck zu platzieren.

Das Bemerkenswerte an diesem Tor war, dass es keinem Zufall entsprang, sondern überlegt herausgespielt wurde. Die Kölner hatten nach dem Zauber-Freistoßtor von Wolfsburgs Maximilian Arnold zum 3:2 in der neunten Minute der Nachspielzeit nicht die Nerven verloren und die Brechstange mit langen Bällen ausgepackt.

Die Mannschaft hat verstanden, dass es außerhalb des Platzes viele Freiheiten gibt, auf dem Spielfeld aber kein Pardon.
Lukas Kwasniok, Trainer 1. FC Köln

Für Lukas Kwasniok war das auch ein Ergebnis der richtigen Einstellung: „Fußball wird in Bezug auf die Ergebnisse immer unberechenbar bleiben, wir wollen aber berechenbar sein, wie wir Fußball über 90, 100 oder 110 Minuten arbeiten. Die Mannschaft setzt das famos um und hat verstanden, dass es außerhalb des Platzes viele Freiheiten gibt, auf dem Spielfeld aber kein Pardon.“ Sein Team hat verinnerlicht, dass die meisten Spiele am Ende entschieden werden und dass der Kader es in dieser Saison hergibt. „Wir haben eine unglaubliche Breite, vor allem im Angriff, und können dem Gegner hinten raus wehtun. Deswegen sitze ich hier als relativ glücklicher Coach“, erklärte Kwasniok.

Die lange Nachspielzeit war übrigens absolut berechtigt. Nachdem Schiedsrichter Bastian Dankert die Partie in der ersten Halbzeit wegen eines Gewitters schon einmal für zehn Minuten unterbrechen musste, gab es in Hälfte zwei weitere Unterbrechungen. Erst, weil die VfL-Fans zum 80. Geburtstag ihres Vereins Pyrotechnik zündeten, dann, weil ein Treffer von Marius Bülter (56.) minutenlang überprüft wurde. Der Kölner stand zwar nicht wie angezeigt im Abseits, Joel Schmied hatte aber in der gleichen Szene Patrick Wimmer gefoult. Und auch die Verletzung von FC-Innenverteidiger Rav van den Berg (70.) nahm noch Zeit von der Uhr.