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1. FC KölnSaid El Mala verändert das Spiel

5 min
Said El Mala (r.) gibt der FC-Offensive entscheidende Impulse.

Said El Mala (r.) gibt der FC-Offensive entscheidende Impulse.

Vierter Jokereinsatz und wieder eine gute Leistung: FC-Jungstar Said El Mala war ein wichtiger Faktor beim 3:3 der Kölner in Wolfsburg.

Die Frage drängte sich auf. Auch wenn die sportlich Verantwortlichen beim 1. FC Köln seit diesem Sommer Woche für Woche damit beschäftigt sind, das Thema abzumoderieren, war Said El Mala auch nach seinem vierten Pflichtspieleinsatz in aller Munde. Der Einfluss des erst 18-Jährigen auf das Spiel des Bundesliga-Aufsteigers war auch beim spektakulären 3:3 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg zu groß, als dass irgendjemand an ihm vorbeikommen konnte.

Lukas Kwasniok hatte es wie bislang immer in dieser Saison gehalten und den Shooting-Star zunächst auf der Bank gelassen. Der FC-Coach wechselte ihn nach 63 Minuten ein und erlebte, wie El Mala nach dem 1:2 durch Lovro Majer (65.) die treibende Kölner Kraft auf der Jagd nach dem Ausgleichstreffer war. Ein Déjà-vu für alle Geißböcke, denn der Linksaußen hatte auch schon den Auswärtsspielen in Regensburg (2:1) sowie Mainz (1:0) nach seinen Einwechslungen den Stempel aufgedrückt und beim 4:1 gegen Freiburg sein Selbstbewusstsein mit dem ersten Bundesligator gestärkt.

Kwasniok voll des Lobes: El Mala ist „eine Waffe“

In Wolfsburg lief die erste Minute der Nachspielzeit, als El Mala im höchsten Tempo ins Dribbling ging und mit seiner atemberaubenden Ballbehandlung drei Gegenspieler aussteigen ließ. In diesem Moment dann noch die Ruhe und Übersicht zu besitzen, in Isak Johannesson den am besten postierten Mitspieler zu finden, offenbarte die Klasse des Youngsters. „Danke für die Vorlage, Neymar“, adelte Johannesson seinen Mitspieler, nachdem der Isländer mit dem 2:2 sein erstes Bundesligator markiert hatte.

Wir müssen aufpassen, dass wir aus einer Waffe keine Platzpatrone machen, indem wir Said zu früh über 90 Minuten bringen.
Lukas Kwasniok, FC-Trainer

„Said hatte nicht nur das eine, sondern drei, vier Soli. Er ist nicht zu verteidigen in solchen Situationen und von daher eine Waffe“, legte Kwasniok erst seine Zurückhaltung ab. Anschließend startete er einen Versuch, zu entschärfen: „In der Bundesliga von Beginn an eine Waffe zu sein, ist aber ein weiter Weg. Deshalb müssen wir aufpassen, dass wir aus einer Waffe keine Platzpatrone machen, indem wir ihn zu früh über 90 Minuten bringen.“

Der FC-Trainer war letztlich aber in seiner Bewertung genauso wenig zu bremsen wie El Mala auf dem linken Flügel: „Wir wissen um seine Stärken. Er hat das Spiel wie auch Ragnar Ache oder Kainzi verändert – jeder auf seine Art. Dem Jungen steht mit diesem Dribbling gepaart mit Tempo eine große Laufbahn bevor, wenn er demütig bleibt, wir gut mit ihm arbeiten und er bereit ist, das anzunehmen und sich so verbessert, dass er 90 Minuten in der Bundesliga spielen kann“, sagte Kwasniok und wagte einen weiteren Blick in die Zukunft: „Ich hoffe, dass wir weiter viel Spaß mit ihm haben und bin auch davon überzeugt, weil Said durch und durch Fußballer ist.“

Matchplan hätte besser umgesetzt werden können

Und ein Spieler, der eine große Hilfe für ein Team ist, das am Samstag in der ausverkauften Volkswagen-Arena nicht nur für Zufriedenheit sorgte: „Wir können darüber diskutieren, ob wir den Matchplan besser hätten umsetzen können“, merkte FC-Sportdirektor Thomas Kessler kritisch an und ging ins Detail: „Viele Räume, die wir besprochen haben, haben wir nicht bespielt. Das ärgert mich.“

Lukas Kwasniok hatte eine recht menschliche Erklärung für die Probleme, die sein Team nach der frühen 1:0-Führung durch Luca Waldschmidts Abstauber (5.) offenbarte: „Um es auf den Punkt zu bringen: Wir hatten nach 15 Minuten die Buchsen voll und haben es nicht mehr so gespielt, wie es geplant war.“

Lukas Kwasniok gestikuliert an der Seitenlinie.

„Wir hatten nach 15 Minuten die Buchsen voll“: Lukas Kwasniok war in Wolfsburg nicht vollauf zufrieden mit seinem Team.

Den Plan beschrieb der 44-Jährige dann so: „Wir wussten, dass wir dem VfL im Zentrum fußballerisch unterlegen sind. Deswegen wollten wir den Ball erst einmal in die Breite spielen, um dann in den Rücken der Verteidigung zu kommen. Wenn man sich unser 1:0 anschaut, war es so, wie es aussehen sollte. Danach haben wir den Ball aus der Dreierkette nicht mehr auf unsere Flügel gespielt, sondern zu oft zum Torhüter und haben dadurch viele Befreiungsschläge generiert. Das war fußballinhaltlich und fußballtechnisch nicht gut.“

Qualität und Erfolg verpflichtet.
Lukas Kwasniok, Trainer 1. FC Köln

Die Konsequenz aus dieser Analyse war eine interessante Selbstreflexion des Kölner Trainers. „Ich bin es aus der Vergangenheit nicht gewohnt, in einer Länderspielpause nicht so mit einer Mannschaft arbeiten zu können, wie es in der Bundesliga der Fall ist, wenn fünf Jungs weg sind. Da muss ich kürzertreten und das fällt mir noch schwer“, kündigte er für die nächste Nationalmannschaftsunterbrechung Veränderungen beim Training an.

Insgesamt schaute man nach dem dritten Bundesliga-Spieltag der Saison 2025/26 und dem laut Luca Waldschmidt „besseren Unentschieden“ in zufriedene Kölner Gesichter. Der Aufsteiger ist ja auch noch ungeschlagen und steht mit sieben Zählern auf einem Champions League-Platz.

„Qualität und Erfolg verpflichtet“, will Lukas Kwasniok mit Blick auf die nächsten Spiele in Leipzig, gegen Stuttgart und in Hoffenheim mehr. „Ich bin überzeugt, dass wir jedem Gegner in der Liga wehtun können und kann nach zehn Wochen sagen, dass ich stolz bin auf das, was die Jungs erreicht haben.“ Der Glaube an sich selbst ist beim FC durch die Erfolge gewachsen. So wie bei Said El Mala, der nicht den Anschein erweckt, als hätte er schon das Ende der Fahnenstange erreicht. Der erste Startelfeinsatz des Jungstars dürfte nicht mehr fern sein.