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1. FC KölnWaldschmidt und Bülter sorgen für späte Freude

6 min
Der entscheidende Moment:  Marius Bülter köpft die Flanke von Luca Waldschmidt zum 1:0-Siegtreffer am Mainzer Torwart Robin Zentner vorbei.

Der entscheidende Moment:  Marius Bülter köpft die Flanke von Luca Waldschmidt zum 1:0-Siegtreffer am Mainzer Torwart Robin Zentner vorbei. 

Der 1. FC Köln hat sich mit einem verdienten 1:0-Sieg beim 1. FSV Mainz erfolgreich in der Fußball-Bundesliga zurückgemeldet.

463 Tage und 90 Minuten hat es gedauert und das Warten hat sich gelohnt. Der 1. FC Köln hat sich mit einem dramatischen, aber verdienten 1:0 (0:0)-Sieg beim 1. FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga zurückgemeldet. Eine Woche nach den Nachspielzeit-Emotionen beim 2:1 im DFB-Pokal in Regensburg schlug der Aufsteiger auch am ersten Spieltag der Saison 2025/26 spät zu. Marius Bülter sorgte mit seinem Kopfballtreffer in der 90. Minute für einen gelungenen Erstliga-Einstand von Trainer Lukas Kwasniok und pure Glücksgefühle bei den 4500 mitgereisten FC-Fans.

„Wir fahren natürlich happy nach Köln zurück. Wir waren hier als Aufsteiger in Mainz und mussten in der Bundesliga ankommen. Da zählt erstmal   Safety first und das haben wir gut gemacht, das Spiel gut abgearbeitet und die Bereitschaft gebracht, die es in der Bundesliga braucht“, analysierte Kwasniok.

Der FC-Coach entschied sich in Mainz für das gute Gefühl vom 4:0-Testspielsieg gegen Atalanta Bergamo und schickte die gleiche Startelf wie gegen den italienischen Champions League-Teilnehmer aufs Feld. Das bedeutete vier Wechsel im Vergleich zum emotionalen 2:1-Pokalsieg in Regensburg. Klar war, dass Marvin Schwäbe als neuer FC-Kapitän für Ron Robert Zieler zwischen die Pfosten rückte. Der aus Mainz ausgeliehene Tom Krauß verdrängte Cenk Özkacar links in der Dreierkette.   „Das macht seinen Einsatz würziger. Ich bin gespannt“, setzte der FC-Coach auf zusätzliche Motivation bei Krauß.

Mainz nur auf einer Position verändert

Kristoffer Lund besetzte die linke Schiene für Linton Maina, der sich im Training das Knie verdreht hatte und in Köln bleiben musste. Wenig überraschend kam die Rückkehr von Jan Thielmann, der für Luca Waldschmidt in die offensive Dreierkette rückte. FSV-Coach Bo Henriksen vertraute bis auf eine Änderung auf die Startelf, die am Donnerstag das Hinspiel in den Conference League-Playoffs mit 1:2 bei Rosenborg Trondheim verloren hatte.

Die Anstrengungen des Trips, der von Dresden im DFB-Pokal über Mainz nach Norwegen ging, hing den 05ern erstmal nicht in den Gliedern. Die Hausherren marschierten, wie von Lukas Kwasniok prognostiziert, und sorgten schon in der zweiten Minute für helle Aufregung im Kölner Strafraum. Nachdem Phillipp Mwene über links durchgebrochen war, mussten die Geißböcke in höchster Not nacheinander Schüsse von Paul Nebel, Anthony Caci und Kaishu Sano blocken.

Atmosphäre und Gegner beeindruckten die neuformierte FC-Mannschaft mit vier Bundesliga-Debütanten in der Anfangsphase. Mit Ball ging recht wenig, weil Mainz auch defensiv viele Wege ging und die wichtigen Duelle für sich entschied. Kwasniok, der sich für seine Bundesliga-Premiere als Trainer in Jeans und das rot-weiße FC-Heimtrikot geschmissen hatte, machte in seiner Coachingzone einige Meter, um seinem Team mit Anweisungen unter die Arme zu greifen. 71 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 60 Prozent Ballbesitz der Mainzer machten dem FC zu schaffen.

Gefährlich wurde es für Schwäbe aber nicht wirklich, weil Abwehrchef Timo Hübers und seine Nebenleute Joel Schmied und Krauß alles weg verteidigten. Ein zu hoch angesetzter 16-Meter-Schuss von Nadiem Amiri (33.) – mehr war nicht.

Jakub Kaminski hat die beste Chance der ersten Hälfte

Offensiv ging für den FC allerdings wenig. Allein Jakub Kaminski hatte den Mut und das Können, Aktionen zu starten. Der Pole war es dann auch, der nach einer Kombination über Thielmann und Marius Bülter die beste Chance der ersten Halbzeit besaß, mit seinem Schlenzer aber am Mainzer Keeper Robin Zentner scheiterte (45.)

Der FC hatte die erste Hälfte gut abgearbeitet und nahm das Gefühl mit in die Pause, auch vorne etwas bewegen zu können. Ein Gefühl, das sich gleich nach dem Wechsel fortsetzte. Erst traf Thielmann eine Bülter-Flanke am Fünfer nur halb (48.), dann zielte Lund aus 22 Metern etwas zu hoch (49.). Die Mainzer, bei denen Stürmer Benedict Hollerbach schon nach 15 Minuten muskelverletzt durch Nelson Weiper ersetzt werden musste, zeigten erste Anzeichen von Müdigkeit.

Deshalb ging Caci nach einem Zweikampf mit Krauß im Kölner Strafraum aber nicht zu Boden. Schiedsrichter Tobias Stieler reichte das aber zurecht nicht für einen Elfmeter. „Er läuft in mich rein, ich hole noch nicht einmal mit dem Bein aus. Gut, dass der Schiedsrichter das auch so gesehen hat“, erklärte Krauß die Szene. Sebastian Sebulonsen nutzte die Mainzer Empörung über den ausgebliebenen Pfiff zu einem weiten Ball auf Kaminski. Paul Nebel konnte den Kölner Linksaußen nur regelwidrig stoppen und sah für seine Notbremse zurecht Rot (60.).

Die Überzahl war spielverändernd, aber nicht spielentscheidend.
Lukas Kwasniok, Trainer 1. FC Köln

 „Die Überzahl war spielverändernd, aber nicht spielentscheidend. Ich fand es auch bei Zehn gegen Elf ausgeglichen“, sagte Lukas Kwasniok. Der 44-Jährige sah, wie seine Mannschaft bei Mainzer Standards immer mal wieder ins Schwimmen geriet, am Ende aber lediglich bei einer Doppelchance von Silvan Widmer (82.) ernsthaft in Gefahr geriet. Die Chancen der auf der anderen Seite eingewechselten Cenk Özkacar (78.) und Said El Mala waren sogar klarer.

Es waren wie schon in Regensburg Kwasnioks Wechsel, die das Spiel zugunsten der Kölner entschieden. Luca Waldschmidt schlug in der 90. Minute aus dem rechten Halbfeld eine perfekte Flanke, die der einlaufende Marius Bülter mit einer leichten Berührung zum Goldenen Treffer an diesem Nachmittag veredelte. „Viel musste ich nicht mehr machen. Luca gehört ein großer Anteil“, lobte Bülter erst Waldschmidt und dann den Abwehrverbund: „Das Beste heute war, dass wir defensiv richtig gut gestanden haben.“

Ragnar Ache (M, 1. FC Köln) wird verletzt vom Platz gebracht.

Ragnar Ache (M, 1. FC Köln) wird verletzt vom Platz gebracht.

Das FC-Bollwerk hielt auch in der neunminütigen Nachspielzeit und fünf Minuten lang bei Zehn gegen Zehn. Ragnar Ache trug nach einem unabsichtlichen, aber bösen Tritt von Mwene eine heftige Fleischwunde oberhalb des linken Knies davon und konnte nicht mehr weiterspielen (90.+5). Lukas Kwasniok hatte sein Wechselkontingent bereits erschöpft: „Ich kann nicht nachvollziehen, dass der VAR da nicht eingreift. Es ist unabsichtlich, aber er tritt ihm das Knie weg.“ Es blieb der einzige Aufreger für den FC, der bei seiner perfekten Rückkehr Mainz die erste Heimniederlage nach 13 Spielen beibrachte.


Statistik:

1. FSV Mainz 05: Zentner; da Costa, Hanche-Olsen (64. Bell), Kohr (90. Sieb); Caci (64. Widmer), Sano, Amiri (64. Maloney), Mwene; Nebel, Lee - Hollerbach (15. Weiper). - 1. FC Köln: Schwäbe; Schmied, Hübers, Krauß (67. El Mala); Sebulonsen (74. Waldschmidt), Jóhannesson (80. Kainz), Martel, Lund (67. Ache); Thielmann (67. Özkaçar), Kaminski; Bülter. - SR.: Stieler (Sölden/Schwarzwald). - Tor: 0:1 Bülter (90.). - Gelbe Karten: Lund, Schmied. - Rote Karte: Nebel (Mainz/Notbremse 60.). - Zuschauer: 33.305 (ausverkauft).