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Aufstieg 1. FC KölnEs gibt das maximale Drama am letzten Spieltag

Lesezeit 5 Minuten
Kölner Zusammenhalt: Die FC-Spieler stehen nach dem 2:1 in Nürnberg Arm in Arm vor der Fankurve.

Kölner Zusammenhalt: Die FC-Spieler stehen nach dem 2:1 in Nürnberg Arm in Arm vor der Fankurve.

Der 1. FC Köln hat 2:1 in Nürnberg gewonnen, braucht nach den Siegen von Elversberg und Paderborn im Heimspiel gegen Kaiserslautern noch einen Punkt zum Bundesliga-Aufstieg.

Es war alles angerichtet für die Aufstiegs-Sause auf dem Sofa. Die FC-Familie hatte es sich im schmucken, neuen Kinosaal des Geißbockheims gemütlich gemacht, um beieinander zu sein, falls die SV Elversberg und der SC Paderborn patzen würden. Dann wäre die direkte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga für den 1. FC Köln bereits am 33. Spieltag der Zweitliga-Saison 2024/25 perfekt gewesen.

Die beiden letzten verbliebenen Konkurrenten taten den Geißböcken den Gefallen nicht. Elversberg führte schon nach 21 Minuten 3:0 gegen Braunschweig und Paderborn drehte ein 0:1 gegen Magdeburg in einen 2:1-Heimsieg. Die Entscheidung muss nun am 18. Mai fallen. Maximales Drama ist also angesagt, wenn der 1. FC Kaiserslautern am Sonntag in Müngersdorf aufläuft und die Geißböcke vor 50.000 Zuschauern dem Druck standhalten müssen, mindestens unentschieden zu spielen. Nicht einmal den Relegationsplatz hat der FC sicher. Verliert die Elf von Friedhelm Funkel das Duell mit dem Ex-Club des Trainers, droht Platz vier und ein weiteres Jahr 2. Fußball-Bundesliga.

1. FC Kaiserslautern kann noch den Relegationsplatz erobern

Die Kölner nahmen die Siege der Konkurrenten zur Kenntnis und verstreuten sich wieder in alle Richtungen. In dem Bewusstsein, dass sie weiter alles selbst in der Hand haben. Gegen die Lauterer genügt ein Punkt, um den siebten Aufstieg der Clubgeschichte einzutüten. Wobei sich die Geißböcke auf einen widerborstigen Gegner einstellen müssen, denn die Pfälzer haben nach ihrem 2:1-Heimsieg am Sonntag gegen Darmstadt noch alle Chancen auf Platz drei und die Relegation gegen den Bundesliga-16..

Ein Szenario, das der FC um jeden Preis verhindern möchte und auch verhindern kann. Der Auftritt am Freitag beim 2:1-Erfolg in Nürnberg macht jedenfalls Mut, weil er davon gezeugt hat, dass die Mannschaft intakt ist und selbstbewusst genug, um dem immensen Druck standhalten zu können. „Wenn ich sehe, mit was für einer Leidenschaft die Jungs für den Erfolg gearbeitet haben, ist meine Zuversicht groß“, hatte Sportdirektor Thomas Kessler schon am Freitagabend gesagt.

Ein Trainerwechsel bringt immer einen neuen Impuls und neue Chancen.
Florian Kainz, zweifacher Torschütze des 1. FC Köln in Nürnberg

Der tiefe Glaube des 39-Jährigen speist sich aus einer Leistung, die sich in Spiel eins nach dem Rauswurf von Trainer Gerhard Struber und Sportchef Christian Keller die ganze Woche über angedeutet hatte. Und natürlich viel mit Friedhelm Funkel zu tun hat. Dem mittlerweile 71-Jährigen war es innerhalb von nur vier Tagen gelungen, seine Aura als Heilsbringer zu entfalten und dem Team, mit seiner Erfahrung, die nötige Lockerheit zu vermitteln.

„Mit welcher Ruhe Friedhelm allein die Besprechung vor dem Spiel gemacht hat, mit dem einen oder anderen Schmunzler. Er hat der Mannschaft die nötige Sicherheit gegeben“, lobte Kessler den Kölner Rettungstrainer. Bei den Spielern war es Florian Kainz, der die spürbare Befreiung im Kölner Team am deutlichsten zum Ausdruck brachte: „Ein Trainerwechsel bringt immer einen neuen Impuls und neue Chancen. Wir hatten eine gute Stimmung, der Trainer hat Lockerheit und Spaß reingebracht. Wir haben ein bisschen anders gespielt, das hat sehr gut funktioniert“, beschrieb der Österreicher die Verwandlung, die er und Jan Thielmann am klarsten von allen Kölnern personifizierten.

Die beiden FC-Flügelspieler waren an nahezu jedem gefährlichen Angriff beteiligt, gingen voran und führten den FC zum Sieg. Während Thielmann in der ersten Halbzeit zweimal unglücklich am Aluminium scheiterte, drehte Kainz in Hälfte zwei den 0:1-Rückstand durch Janis Antiste (46.) mit einem Doppelpack.

Beiden FC-Treffern gingen Ballgewinne von Luca Waldschmidt und Tim Lemperle voraus, die den Willen und die Freude der Kölner am Fußball wunderbar dokumentierten. „Die Jungs sind happy und erleichtert, weil die ganze Woche speziell war“, teilte Thomas Kessler mit und ging speziell auf Florian Kainz ein: „Er setzt sich extrem mit der Situation beim FC auseinander. In Phasen, in denen es nicht so läuft, leidet er mit. So wie nach dem 1:1 gegen Regensburg. Gerade ist er mir entgegenkommen und das war der Flo Kainz, den ich viel lieber sehe.“

Der Zeitpunkt des Siegtreffers verdeutlichte, dass der FC nichts dem Glück oder dem Zufall überlassen möchte. 90 Minuten waren gespielt, als Kainz die Vorarbeit von Lemperle vor der eigenen Fankurve verwertete und die 6000 mitgereisten Kölner in Ekstase versetzte. Friedhelm Funkel hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon mit dem einen Punkt zufriedengegeben, weil der FC auch bei einem 1:1 die Geschicke in der eigenen Hand behalten hätte.

Alle Spieler waren da. Einige haben auch ihre Frauen und Spieler mitgebracht. Es war richtig schön.
Friedhelm Funkel, Trainer 1. FC Köln über das Rudel-Gucken am Samstag

Die Mannschaft hatte aber einen anderen, besseren Plan und bedankte sich bei Funkel für dessen Einfühlungsvermögen mit dem Last-Minute-Sieg, der das Unternehmen Aufstieg am kommenden Sonntag   (15.30 Uhr/Sky) etwas unkomplizierter erscheinen lässt.

Den Zusammenhalt, den das Team am Freitag auf dem Platz gezeigt hatte und nach dem Spiel in der Kabine endlich mal wieder mit AnnenMayKantereits „Tommy“ zelebrierte, drückte sich auch beim Rudel-Gucken am Samstag im Geißbockheim aus: „Alle Spieler waren da. Einige haben auch ihre Frauen und Kinder mitgebracht. Es war richtig schön“, schwärmte Friedhelm Funkel. Womöglich war es nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Aufstiegsparty, die am Sonntag in Köln nachgeholt werden könnte.