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Debüt von Timo Schultz als FC-TrainerDavie Selkes Treffer reicht nicht zum Sieg

Lesezeit 6 Minuten
Neuer FC Trainer Timo Schultz jubelt nach dem 1:0 Tor für Köln Spiel 1.Bl 1.FC Köln vs. 1.FC Heidenheim

Der neue FC Trainer Timo Schultz jubelt nach dem 1:0 von Davie Selke.

Der 1. FC Köln musste sich beim Debüt von Trainer Timo Schultz mit einem 1:1 gegen den FC Heidenheim begnügen und bleibt auf einem Abstiegsplatz.

Beim Debüt von Timo Schultz als Trainer hat es für den 1. FC Köln im wichtigen Heimspiel gegen Aufsteiger FC Heidenheim nur zu einem 1:1 (1:0) gereicht. Trotz einer deutlich verbesserten Leistung nach zuletzt drei Niederlagen unter dem am 21. Dezember freigestellten Steffen Baumgart ist dieser eine Punkt im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga sicher zu wenig. Aber zum Abschluss der Hinrunde auch ein Anfang für die 17 ausstehenden Rückrunden-Partien, in die die Geißböcke mit elf Punkten von Abstiegsplatz 17 aus gehen.

„Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, in der der neue Plan, mehr über das Zentrum zu spielen schon gut funktioniert hat. In der zweiten Hälfte war Heidenheim besser, das Remis geht in Ordnung“, sagte Davie Selke, der den FC mit seinem fünften Saisontreffer in Führung gebracht hatte.

Timo Schultz mit flexiblem System

Die Kölner mussten neben Mark Uth (Knie) kurzfristig auch auf den angeschlagenen Luca Waldschmidt (Wadenverletzung) verzichten, der sich am Freitag im Abschlusstraining verletzte. Die Leihgabe des VfL Wolfsburg stand wie Dejan Ljubicic (Trainingsrückstand nach Grippe) nicht im Kader. Sargis Adamyan rückte auf und auch Offensivtalent Justin Diehl gehörte nach seiner Begnadigung in der Winterpause direkt zum 20er-Aufgebot.

FC-Coach Schultz schickte seine erste FC-Elf in einer 4:1:3:2-Grundformation auf den Platz. Denis Huseinbasic übernahm für Waldschmidt die Zehner-Position hinter den Spitzen Davie Selke und Florian Kainz. Wieder eine neue Position für den Kapitän, der in dieser Saison unter Schultz-Vorgänger Steffen Baumgart schon als Sechser, Zehner und Achter aufgelaufen war. „Das war vielleicht das beste Saisonspiel von Florian Kainz. Er war neben Davie so etwas wie ein Freigeist“, umschrieb Schultz die Rolle des Österreichers.

Der FC-Coach hatte das veränderte Kölner System mit Ball sehr flexibel angelegt. Kainz tauschte mit den beiden offensiven Außen Linton Maina und Jan Thielmann immer wieder die Positionen und ließ sich auch auf die Spielmacher-Position fallen. Zudem tauschten auch Sechser Eric Martel und Huseinbasic mit Ball immer mal wieder die Plätze.

Timo Schultz war es in seiner ersten vollen Trainingswoche besonnen angegangen – und selbstbewusst. Als er gut eine Stunde vor dem Anpfiff den Innenraum des Rheinenergiestadions betrat, gab er lächelnd die Devise für seine Premiere als Bundesligatrainer aus: „Schmeißt dat Trömmelche an“, forderte der 46-Jährige mit einem Lächeln im Gesicht die traditionelle FC-Tormusik. Der erste Treffer unter seiner Führung sollte nur eine Frage der Zeit sein.

Schultz hatte also seinen Optimismus gesetzt, seinem Team aber zunächst einmal verordnet, Sicherheit in die eigenen Aktionen zu bringen. Die Kölner fokussierten sich auf ihr Spiel gegen den Ball und suchten im neuen System ihre Positionen. In Gefahr geriet der FC trotz massiven Ballbesitz des Aufsteigers nur, als Keeper Marvin Schwäbe 25 Meter vor dem eigenen Tor Tim Kleindienst anschoss und Glück hatte, dass der Ball am Tor vorbei trudelte (11.).

Nachdem sich FC-Innenverteidiger Jeff Chabot und Heidenheims Marvin Pieringer in einem Privatduell beide Gelb abgeholt hatten, kamen die defensiv stabilen Geißböcke auch offensiv in der Partie an. Linksverteidiger Max Finkgräfe setzte Huseinbasic an der Strafraumkante ein, der Gästekeeper Kevin Müller mit einem tollen Schlenzer hart prüfte. Nach der anschließenden Ecke köpfte Selke aus neun Metern knapp links vorbei (20.).

Die Doppelchance gab den Kölnern Selbstvertrauen, das in der Führung mündete. Der spielfreudige Kainz tanzte links Eren Dinkci aus und flankte an den Fünfer, wo Selke den Ball artistisch mit langem Bein aus der Luft pflückte und aus der Drehung gegen die Laufrichtung der Heidenheimer Abwehr abzog. Noch leicht von Benedikt Gimber abgefälscht, fand der Schuss mithilfe des Innenpfostens den Weg über die Linie. Das Trömmelche ertönte in der 29. Minute zum ersten Mal in der Ära Schultz.

Maina vergibt Riesenmöglichkeit zum 2:0

Die Gäste antworteten sofort. Dinkci flankte von links und Finkgräfes Kopfballabwehr landete beim blank stehenden Norman Theuerkauf. In seinem 250. Spiel für Heidenheim fand Theuerkauf aus zehn Metern aber seinen Meister in Marvin Schwäbe, der den Schuss mit einem fantastischen Reflex über das Tor lenkte (34.). Dank ihres Torhüters gingen die Kölner unter dem Applaus der Zuschauer mit einer Führung in die Kabine. Das 1:0 war nach streckenweise guten ersten 45 Minuten auch verdient, denn das Offensivspiel des FC sah wieder strukturierter und nach Fußball aus.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Riesenmöglichkeit für die Kölner. Florian Kainz schickte Maina auf die Reise. Der Außenstürmer war aber wie so oft zu hektisch und scheiterte frei vor Kevin Müller mit einem unplatzierten Schuss. Und wie das so ist, rächte sich das verpasste 2:0. Nach einem Schwäbe-Fehlpass und einem Querschläger von Rasmus Carstensen schoss der überraschte Kleindienst aus fünf Metern noch über das Tor (51.).

Als vier Minuten später nach einer Heidenheimer Ecke eine verunglückte Kopfballabwehr von Timo Hübers auf dem Fuß des eingewechselten Adrian Beck landete, war der Ausgleich aber fällig (55.). „Wir vergeben die große Chance zum 2:0 und sind danach etwas fahrig geworden. Zum Ende wurde es wieder besser, ohne dass wir allerdings die großen Chancen herausspielen konnte“, fasste FC-Sportchef Christian Keller zusammen 

Es ist klar, dass wir in unserer Situation nicht das größte Selbstbewusstsein haben. Ich habe aber eine Mannschaft gesehen, die die Brust draußen und die Köpfe oben hatte.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport 1. FC Köln

Der FC zeigte sich beeindruckt und wurde unsauberer in seinen Aktionen. Der Aufsteiger war dem 2:1 nun näher als die Hausherren. Immerhin verteidigten die Kölner so aufmerksam, dass Schwäbes Tor nicht ernsthaft in Gefahr geriet. Auf der anderen Seite blieben aber auch die Geißböcke weitgehend harmlos. Schultz musste dann auch noch seinen besten Spieler Kainz nach einem Schlag auf den Oberschenkel und brachte den 19-jährigen Diehl (59.).

Beinahe hätte Kevin Müller den Kölnern und Timo Schultz zur Premiere dann doch noch den erhofften und dringend benötigten Sieg geschenkt. Der Heidenheimer Keeper ließ einen Fernschuss von Jan Thielmann durch seine Arme rutschen, hatte aber Glück, dass ihm der Pfosten zur Hilfe kam (80.). Zu mehr reichte es für die Gastgeber, die beim Schlusspfiff sechs Spieler auf dem Feld hatten, die 22 Jahre und jünger waren, vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Rheinenergiestadion nicht mehr.

„Es ist klar, dass wir in unserer Situation nicht das größte Selbstbewusstsein haben. Ich habe aber eine Mannschaft gesehen, die die Brust draußen hatte und die Köpfe oben. Auf dieser Leistung können wir aufbauen“, übte sich Christian Keller nach Schultz' Einstand in gedämpftem Optimismus.


Statistik zum Spiel:

1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel; Maina (71. Alidou), Huseinbasic, Kainz (59. Diehl); Thielmann, Selke (71. Tigges). – FC Heidenheim: Müller; Busch; Mainka, Gimber, Föhrenbach; Maloney; Dinkci (83. Dovedan), Pieringer (46. Beck), Theuerkauf (46. Sessa), Beste (90.+1 Pick); Kleindienst (90.+3 Schimmer). – SR.: Zwayer (Berlin). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 1:0 Selke (29.), 1:1 Beck (55.). – Gelbe Karten: Chabot, Hübers, Pentke; Pieringer