FC-Aufstieg quasi sicherReicht Kölns Spieler-Personal für die Bundesliga?

Lesezeit 5 Minuten
Simon Terodde dpa

Simon Terodde 

Köln – Dank des Strauchelns sämtlicher Konkurrenten ist der 1. FC Köln am Sonntag praktisch in die Bundesliga aufgestiegen. Nur rechnerisch könnte die Mannschaft noch auf den Relegationsplatz zurückfallen. Sie müsste die verbleibenden drei Spiele jeweils hoch verlieren, Union Berlin müsste seine beiden Spiele deutlich gewinnen. Um diesen letzten Zweifel aus dem Weg zu räumen, genügt den Kölnern an diesem Montagabend ein Punktgewinn beim Gastspiel in Fürth.

Danach folgen am nächsten Sonntag das Heimspiel gegen Jahn Regensburg, bei dem gegebenenfalls die Meisterschale für den Zweitligagewinn übergeben werden könnte, sowie am letzten Spieltag die Partie in Magdeburg.

Das könnte Sie auch interessieren:

Doch anders als bei den fünf früheren Aufstiegen seit dem Jahr 2000 wird diese sechste Bundesligarückkehr von gemischten Gefühlen begleitet. Einerseits wird vielfach die Frage gestellt, ob die Mannschaft erstligatauglich ist, andererseits steigt sie nicht wie ein Zweitligist auf.

FC kassiert über 43 Millionen Euro an Fernsehgeldern

„Gefühlt ist es für den Verein, als würde er als Erstligist in die Bundesliga zurückkehren“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle jüngst. Damit spricht der Finanzchef vor allem die wirtschaftlichen Gegebenheiten des 1. FC Köln an. Denn die sind nicht gleichzusetzen mit denen eines normalen Emporkömmlings aus der 2. Bundesliga.

So wird der Verein nach dem Rekordumsatz der Vorsaison von 172 Millionen Euro im zu Ende gehenden Geschäftsjahr erneut deutlich über der 100-Millionen-Euro-Grenze liegen. Damit dürfte eine Rekordmarke für die 2. Bundesliga aufgestellt werden.

In der Fünfjahreswertung bei der Berechnung und Zuteilung der Fernsehgelder wird der 1. FC Köln ebenfalls eine Sonderrolle einnehmen. Üblicherweise müssen sich die Aufsteiger aus dem deutschen Fußball-Unterhaus auf dem letzten und vorletzten Platz der Rangliste einordnen. Der FC wird jetzt aber sofort auf Platz 15 geführt, vor dem Mitaufsteiger, vor dem letztjährigen Bundesliga-Rückkehrer Fortuna Düsseldorf und vor dem Sieger der Relegationsspiele. Das beschert dem Club 38,564 Millionen Euro aus der Inlandsvermarktung und weitere fünf Millionen Euro aus der Europapokal-Teilnahme in der Saison 2017/18.

Diese Einnahmen sowie höhere Sponsorengelder seiner vorrangigen Partner Rewe, Uhlsport, DEVK und Rheinenergie sorgen dafür, dass für den Lizenzspieleretat rund 50 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Das wird doppelt so viel sein wie der aktuelle Zweitliga-Etat. Der soll knapp 25 Millionen Euro betragen haben und war damit der zweithöchste hinter dem des Hamburger SV (29,5 Millionen Euro).

Dennoch gibt es nicht nur eitel Sonnenschein. Denn trotz eines Eigenkapitals von rund 40 Millionen Euro muss der Club beim Kauf neuer Spieler mit einem Budget von etwa zehn Millionen zurechtkommen. Spieler, die ohne Ablösesumme zu haben sind, sind da gesucht. Wie Kingsley Schindler, der so bereits von Holstein Kiel verpflichtet wurde.

Verfügen aber Spieler, die günstig zu haben sind, über jene Klasse, die die FC-Mannschaft benötigt? Schließlich will man nicht erneut ein Jahr im Tabellenkeller verbringen und am Ende womöglich zum siebten Mal absteigen. Stattdessen soll eine Basis dafür gelegt werden, dass man sich mittelfristig in der oberen Tabellenhälfte der Bundesliga festsetzt.

Eine schwierige Mission, die Sportchef Armin Veh erfolgreich umsetzen soll. Lange schon sondiert er mit seinen Mitarbeitern den Spielermarkt im In- und Ausland. Jetzt, nach dem praktisch vollzogenen Aufstieg, kann er endlich Nägel mit Köpfen machen.

Transfereinnahmen durch Spieleverkauf

Mehr Geld für den Kauf neuer Spieler würde es wohl nur geben, wenn üppige Transfereinnahmen durch den Verkauf von Spielern realisiert würden. Das wäre wohl bei zwei FC-Profis der Fall. Zum einen gibt es nach wie vor Interesse aus dem Ausland an Jorge Meré. Die festgeschriebene Ablösesumme für den erst 21 Jahre alten Spanier beläuft sich allerdings auf 30 Millionen Euro. Eine Größenordnung, die in seiner Heimat nur der FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid oder aber ein englischer Erstligist bezahlen könnte.

Clubs aus der Premier League sollen daneben Interesse an Dominick Drexler zeigen. Bei dem 28-Jährigen wäre die Ablösesumme frei verhandelbar, läge auch im zweistelligen Millionenbereich. Der zentrale Offensivspieler gehört zu den herausragenden deutschen Zweitligaspielern. Bei seinen 31 Einsätzen kam er auf 25 Torbeteiligungen, neben neun Treffern gab er 16 Vorlagen.

Doch auch er konnte nicht verhindern, dass der 1. FC Köln innerhalb der Saison drei Schwächephasen erlitt. Von Anfang Oktober bis Anfang November wurden vier Spiele in Folge nicht gewonnen. Noch eklatanter war der Start in die Rückrunde. An den ersten vier Spieltagen gab es drei Niederlagen. Danach sprach Armin Veh zum wiederholten Mal ein Machtwort in Richtung Mannschaft und Trainer-Team. Es folgten sechs Siege in Folge, bevor der dritte Rückschlag zum großen Knall führte.

André Pawlak könnte den FC als Trainer in die Bundesliga begleiten

Ein 4:4 beim Tabellenletzten in Duisburg, ein 1:1 gegen Verfolger Hamburger SV sowie Niederlagen in Dresden (0:3) und daheim gegen Darmstadt (1:2) brachten das Fass zum Überlaufen. Trainer Markus Anfang und seine beiden Assistenten Tom Cichon und Florian Junge wurden entlassen. Taktische Maßnahmen, personelle Entscheidungen, vor allem aber Probleme im zwischenmenschlichen Bereich waren neben den ausgebliebenen Erfolgen dafür entscheidend. So wurde bekannt, dass beispielsweise Torwarttrainer Andreas Menger seinen Platz im großräumigen Trainerbüro auf Veranlassung des Cheftrainers räumen musste. So zog Menger zu den Athletiktrainern um.

Für die verbliebenen drei Saisonspiele wurde nun André Pawlak als Cheftrainer installiert, und ihm der erfahrene Manfred Schmid zur Seite gestellt. Der war erst im März von Armin Veh zurückgeholt und als Chef der Scouting-Abteilung eingesetzt worden. André Pawlak hatte die U21-Elf zur erfolgreichsten Rückrundenmannschaft der Regionalliga geformt. Nun steigt er mit den Profis in die Bundesliga auf. Ob er sie dort weiter betreut, entscheidet sich wie so mancher Spielertransfer in den nächsten Wochen. 

Rundschau abonnieren