Kandidatenliste wird kleinerDrei weitere Trainer beim 1. FC Köln kein Thema

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Auf der Suche nach dem Baumgart-Nachfolger: Sportchef Christian Keller (l.) und Lizenzspielerleiter Thomas Kessler.

Auf der Suche nach dem Baumgart-Nachfolger: Sportchef Christian Keller (l.) und Lizenzspielerleiter Thomas Kessler.

Wenige Tage vor dem Wiederbeginn des Trainings herrscht beim 1. FC Köln Unklarheit darüber, wer neuer Cheftrainer wird und ob die bisherigen Co-Trainer an Bord bleiben. 

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, und mit ihm auch der Weihnachtsurlaub, in den sich die Mannschaft des 1. FC Köln im Anschluss an die 0:2-Niederlage bei Union Berlin am 20. Dezember verabschiedet hat. 13 Tage nach dem neuerlichen Tiefschlag an der Alten Försterei, der die Trennung von Trainer Steffen Baumgart besiegelte, nimmt der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga am 2. Januar (11 Uhr) die Arbeit wieder auf. Wenige Tage vor dem Start der Restrundenvorbereitung herrscht allerdings noch Unklarheit darüber, wer die erste Übungseinheit im neuen Jahr leiten wird. Eine Beantwortung der Trainerfrage steht wohl nicht unmittelbar bevor. Es ist daher möglich, dass eine Entscheidung erst im Laufe der kommenden Woche fällt.

Ebenfalls noch unklar ist, ob es zu weiteren Veränderungen im Trainerteam kommt. Die Assistenten André Pawlak, Kevin McKenna und René Wagner sowie der für die Torhüter zuständige Uwe Gospodarek waren von Sportchef Christian Keller beauftragt worden, sich während der trainingsfreien Zeit Gedanken darüber zu machen, ob sie gewillt sind, ihre Arbeit in Köln auch nach dem Abschied von Steffen Baumgart fortzusetzen. Als Abgangskandidat gilt René Wagner, den Baumgart einst vom SC Paderborn mitgebracht hatte. Denkbar ist auch, dass der Entschluss der einzelnen Co-Trainer mit davon abhängt, wer ihr neuer Chef wird. Der wiederum könnte zur Bedingung machen, zumindest einen vertrauten Assistenten installieren zu wollen. Die Situation ist knifflig.

Auch wenn bislang kein weißer Rauch über dem Geißbockheim aufgestiegen ist, so hat sich der Kandidatenkreis für die Nachfolge von Steffen Baumgart zumindest deutlich eingeengt. Vieles deutet inzwischen darauf hin, dass nach Bo Svensson, Stefan Kuntz und Friedhelm Funkel (die Rundschau berichtete) drei weitere Trainer von der Liste potenzieller Anwärter gestrichen werden können. Bis Freitag bestand noch kein Kontakt zu André Breitenreiter, Thomas Reis und Heiko Herrlich. Da sich der Kölner Auswahlprozess mehr als eine Woche nach Baumgarts Aus in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, zählt das Trio offenbar nicht zu den favorisierten Lösungen von Sportchef Christian Keller.

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Natürlich wäre eine solche Aufgabe bei diesem Club, mit diesen Fans sehr reizvoll.
Thomas Reis, ehemaliger Trainer des FC Schalke 04

Breitenreiter, zuletzt bei der TSG Hoffenheim tätig, gehörte nach Informationen dieser Zeitung ebenso wie Österreichs Trainer des Jahres Christian Ilzer (Sturm Graz) zum Kandidatenkreis beim 1. FC Union Berlin. Die Köpenicker entschieden sich jedoch für Nenad Bjelica. Breitenreiter, der zuletzt auch mit Besiktas Istanbul Gespräche führte, könnte sich ein Engagement in Köln vorstellen. Der 50-Jährige sieht sich allerdings nicht als klassischer „Feuerwehrmann“ für ein halbes Jahr. Auch Thomas Reis (50) wäre gesprächsbereit. „Natürlich wäre eine solche Aufgabe bei diesem Club, mit diesen Fans sehr reizvoll. Es gab bis zum heutigen Tag aber keinen Kontakt mit dem FC“, erklärte der ehemalige Coach des FC Schalke 04 und VfL Bochum am Freitag im Gespräch mit der Rundschau. Reis bedauert die jüngsten Entwicklungen in Köln: „Baumi ist ein guter Kumpel von mir. Ich habe ihm – wie auch er mir immer – nach seiner Freistellung geschrieben. Mir tat es sehr leid, weil er einfach super zum FC gepasst hat.“

Heiko Herrlich (52), der seit zweieinhalb Jahren auf eine neue Aufgabe wartet, zeigt ebenfalls Interesse an der schwierigen Mission beim Tabellenvorletzten, der zusätzlich mit einer einjährigen Transfersperre zu kämpfen hat. „Der FC wäre eine sehr reizvolle Aufgabe. Ich habe einige Spiele der Mannschaft gesehen. Der Kader gibt eigentlich mehr her. Es sind Schätze versunken, die wieder gehoben werden müssten“, sagte der ehemalige Coach des FC Augsburg dieser Zeitung und fügte an: „Bei mir hat sich noch niemand gemeldet.“ Zu den weiteren verfügbaren Kandidaten zählen unter anderem Ralph Hasenhüttl, Urs Fischer, Enrico Maaßen und Jesse Marsch oder auch ein Newcomer wie Tobias Schweinsteiger. Eine interessante Lösung aus dem Ausland wäre wie berichtet der Grazer Erfolgscoach Christian Ilzer, für den allerdings die Zahlung einer Ablöse fällig wäre.

Ehe Klarheit in der wohlbehüteten Kölner Trainerfrage herrscht, ist noch etwas Geduld gefragt. Diejenigen Trainer, die bei Christian Keller den Sprung von der langen auf die finale Kandidatenliste geschafft haben, müssen ein Assessment-Center durchlaufen, das unter dem FC-Sportchef fester Bestandteil eines jeden Trainer-Auswahlprozesses ist. Vor der endgültigen Entscheidung ist zudem die Zustimmung des Gemeinsamen Ausschusses nötig. Es bleibt also spannend rund um das Geißbockheim. Wieder einmal.

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