Trainingslager 1. FC KölnDarko Churlinov könnte die nächste Sturm-Hoffnung werden

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Darko Churlinov

Darko Churlinov gilt als eins der größten Sturm-Talente beim 1. FC Köln.

  • Der 1. FC Köln bereitet sich aktuell im Trainingslager in Kitzbühel auf die Bundesliga-Saison vor.
  • In der Mannschaft fällt auch Darko Churlinov auf.
  • Der 19 Jahre alte Stürmer gilt als eins der größten Talente beim FC - mit Ecken, Kanten und Tempo.

Kitzbühel – Wieder einmal steht eine intensive Übungseinheit an. Dazu gehören auch Sprints in Siebenergruppen, 20 Meter zum Zielpunkt, 20 Meter zurück zum Start. Im Übereifer laufen einige zu früh los, Darko Churlinov und andere hinterher. Am Ende ist der gerade 19 Jahre alt gewordene Offensivspieler deutlich vorn. Ein anderes Training: Torabschluss nach einer Flanke. Der Ball kommt halbhoch angeflogen, Darko Churlinov nimmt ihn volley, hämmert ihn krachend ans Lattenkreuz, und brüllt seinen Ärger mit einigen deftigen deutschen Schimpfwörtern aus sich heraus.

Churlinov gilt als Riesentalent

Der Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga West – 18 Treffer gelangen ihm in 23 Spielen – gilt als ein Riesentalent. Seit dem Winter trainierte er bereits so oft er konnte bei den Profis, nun gehört er dauerhaft dem Bundesliga-Team an. Wenn er allerdings nicht zum Spieltagskader zählt, sammelt der Stürmer in der U21-Mannschaft Spielpraxis in der Regionalliga. „So haben wir es mit ihm abgesprochen. Wir wollten ihn keinesfalls verleihen“, bestätigt Cheftrainer Achim Beierlorzer. Deshalb habe er von dem jungen Burschen aber auch Geduld eingefordert.

„Ich respektiere alles, was mein Trainer mir sagt. Ich schätze ihn sehr. Ich habe Vertrauen zu ihm. Wenn er meint, dass ich geduldig bleiben muss, dann mache ich das“, sagt Churlinov, um verschmitzt hinzuzufügen: „Obwohl es mir manchmal schwerfällt.“

Schwergefallen war ihm auch der Beginn seiner Fußballerzeit in Deutschland, die ein Abenteuer darstellte. 14 Jahre jung war er, als ihn bei einem Jugendturnier in Serbien ein Talentsucher aus Rostock ansprach. Für zwei Wochen sollte er zum Probetraining nach Deutschland kommen. Daraus wurden jetzt fünf Jahre.

Vor drei Jahren zum FC gewechselt

Über Hansa Rostock und den 1. FC Magdeburg kam das Talent vor drei Jahren zum FC. Stets war er auf sich allein gestellt. „Ich sprach und verstand damals kein Wort Deutsch. Das war schon ein bisschen schwierig“, gesteht Churlinov, der zunächst völlig auf sich alleingestellt war, sich selbst das Kochen beibringen musste. Erst in Köln, wo er bis Anfang dieses Jahres im Sportinternat wohnte, bekam er Gesellschaft durch andere Nachwuchssportler und wurde umsorgt.

Deutsch hat er mittlerweile sehr gut gelernt. Die Schule brach er zwischenzeitlich zwar ab, ist nun aber dabei, im Fernunterricht das Abitur zu machen. Daneben büffelt er für die theoretische Führerscheinprüfung. Das Fahren selbst sei ein Kinderspiel für ihn. Bei Urlaubsbesuchen daheim in Skopje sei es ihm beigebracht worden, verrät er schelmisch.

In Köln besuchten ihn mittlerweile auch erstmals seine Eltern – und sein fünfeinhalb Jahre älterer Bruder. Der besitzt einen Ehrenplatz beim kleineren Brüderchen: Als Tattoo gestochen prangt er beim Torschuss auf der rechten Wade. „Ich war drei, als er mir das Fußballspielen beibrachte. Mit vier Jahren nahm er mich mit zum Training. Das ist“, sagt Darko Churlinov und zeigt auf seine Wade, „mein Dank an ihn.“ Der Bruder hörte bereits mit 19 Jahren mit dem Fußballspiel auf, studiert Forensik, wird wohl Mordermittler.

Der Bruder als großes Vorbild

Der Nachwuchsstürmer hat Respekt vor ihm. Ganz anders verhält es sich, wenn es um seine Gegner geht. „Auf dem Platz habe ich vor niemandem Respekt“, sagt er frei heraus. André Pawlak, Achim Beierlorzers Assistent, bestätigt das: „Im Spiel ist er frech, hat keine Angst, egal wer vor ihm steht. Er geht immer in die Zweikämpfe. Das ist es, was wir sehen wollen.“ Und Churlinov zeichnet eine weitere Eigenschaft aus: „Ich komme von Linksaußen, gehe aber oft in den Strafraum. Da macht man die Tore, und die will ich machen. Damit will ich der Mannschaft helfen – mit gutem Spiel.“

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Solche Charaktereigenschaften zeichneten das Talent schon immer aus. Deshalb lud man ihn bereits mit 16 Jahren und acht Monaten zur A-Nationalmannschaft ein. Im Testspiel gegen Weißrussland durfte er in den letzten zehn Minuten spielen. Damit ist er der jüngste Nationalspieler seines Landes.

Nun aber will er sich den Traum vom Fußballprofi erfüllen. „Mein Vertrag läuft noch bis zum nächsten Jahr. Natürlich möchte ich beim FC bleiben. Der Club ist meine erste Option. Alles andere interessiert mich nicht“, setzt Churlinov Prioritäten.

FC-Test am Freitag

Testgegner an diesem Freitag (18 Uhr/Sport1) ist der FC Bologna. Da müsse man sich gegen einen italienischen Erstligisten „auf höchstem Niveau beweisen“, sagte Trainer Achim Beierlorzer. Was er von seiner Mannschaft sehen will, fasste er so zusammen: „Wir wollen Flexibilität im System haben. Es geht nicht nur darum, immer vorn draufzugehen. Wir brauchen auch einen Plan B. Im taktischen Konzept werden wir alles aufbieten müssen, um dem Gegner Paroli zu bieten. Jeder Spieler kann sich nun noch einmal auf höchstem Niveau zeigen.“

Jorge Meré wird womöglich nicht zum Einsatz kommen. Er absolviert Zusatzeinheiten, nachdem der U21-Europameister erst am Dienstag ins Mannschaftstraining eingestiegen war. Am Sonntag gegen seine spanischen Landsleute vom FC Villareal könne er dann längere Spielzeit erhalten.

Zurück nach Köln flog am Donnerstagabend Ismail Jakobs. Am Mittwoch hatte sich der Außenverteidiger einen Muskelbündelriss zugezogen. Zuvor hatte sich mit Noah Katterbach ein anderer Linksverteidiger verletzt und fällt ebenfalls noch mehrere Wochen aus. Damit ergibt sich für Jannes Horn eine Chance. Er war nicht ins Trainingslager mitgenommen worden, trainiert bei der U21-Mannschaft und spielt dort auch zum Regionalliga-Auftakt an diesen Samstag gegen den SC Fortuna Köln. „Das ist nicht gegen, sondern für Jannes. Wir wollen, dass er dem gerecht wird, weshalb er nach Köln geholt worden ist. Jetzt sammelt er Spielpraxis, und es kann sein, dass er kommende Woche wieder bei uns mittrainiert“, sagte Coach Achim Beierlorzer.  

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