Baumgart wechselt den Sieg ein1. FC Köln gewinnt 2:1 gegen Aufsteiger Bochum

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Kölns Trainer Steffen Baumgart.

Köln – Steffen Baumgart betont gerne, dass es im Fußball nicht nur um die erste Elf, sondern immer um alle und die daraus resultierende Gemeinschaft geht. Es passt also bestens in die Welt des neuen Trainers des 1. FC Köln, wenn Spieler von der Bank kommen und ein Spiel entscheiden können.

So wie am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Bochum, das die Geißböcke durch zwei späte Joker-Tore von Louis Schaub und Tim Lemperle absolut zurecht mit 2:1 (0:0) für sich entscheiden konnten, damit im zweiten Heimspiel der Saison den zweiten Sieg feierten und ihr Publikum nach dem 3:1 gegen Hertha BSC Berlin erneut restlos begeisterten. Baumgart hat vor der Saison beste Unterhaltung versprochen. Er und sein Team liefern. „Wir haben dominant gespielt und haben mutig nach vorne gespielt. Der Sieg war verdient und es ist schön, mit einem solchen Erfolg in die Länderspiel zu gehen“, freute sich der FC-Coach.

Startelf mit Überraschungen

Baumgart servierte den 25.000 Zuschauern im Rheinenergiestadion seine Startelf mit zwei Überraschungen. Benno Schmitz kehrte als Rechtsverteidiger zurück, obwohl Kingsley Ehizibue beim 2:3 in München eine ordentliche Leistung abgerufen hatte. Zudem stürmte Sebastian Andersson als zweite Spitze neben Anthony Modeste. Baumgart entschied sich also für zwei klassische Neuner. Dahinter feierte Ondrej Duda seine Startelf-Premiere in dieser Saison. Die Idee des FC-Trainers mit dieser Formation offenbarte sich schon in der vierten Minute.

Innenverteidiger Jorge Meré schickte Schmitz rechts die Linie runter und dessen Flanke setzte Modeste aus vier Metern an den linken Pfosten. Eigentlich eine 100-prozentige Chance für einen Torjäger vom Format des Franzosen. Der FC kam unbeirrt weiter über die Außen und suchte seine beiden Stoßstürmer mit Flanken. Die hochstehenden Kölner gewannen gefühlt jeden zweiten Ball und fast alle Zweikämpfe. Der Baumgart-Fußball erdrückte die Bochumer regelrecht. 73 Prozent-Ballbesitz, 255:99 gespielte Pässe, 4:1-Ecken und 11:5-Torschüsse sprachen nach 45 Minuten eine deutliche Sprache für den FC.

Treffer zurückgenommen

In Führung gehen gehört bislang in dieser Saison aber noch nicht zu den Paradedisziplinen der Geißböcke. Duda köpfte eine weitere Flanke des agilen Schmitz in die Arme von VfL-Keeper Manuel Riemann (12.) und dann kassierte Videoassistent Tobias Welz das vermeintliche 1:0 (15.). Rafael Czichos hatte eine Ein-Kontakt-Kombination über Florian Kainz und Duda in Auftrag gegeben. Der Slowake setzte Andersson in Szene, der von Danilo Soares nur per Foul gebremst werden konnte. Weil Dejan Ljubicic nach einem Pressschlag mit Armel Bella Kotchap in aussichtsreiche Position kam, galt der Vorteil. Der Österreicher behielt die Ruhe und netzte mit links ein. Beim Duell mit Kotchap hatte er den Ball aber an die Hand bekommen, weshalb Welz sich meldete und Schiedsrichter Benjamin Cortus den Treffer regelgerecht zurücknahm.

Der FC blieb klar überlegen, betrieb hohen Aufwand und hatte durch Duda (33.) und Modeste (40.) zwei weitere gute Möglichkeiten. Weil aber das 1:0 ausblieb, trauten sich irgendwann auch die Bochumer aus ihrer Schockstarre heraus. Meré konnte seinen Stellungsfehler gegen Sebastian Polter nur durch ein Foul ausbügeln, das ihm Gelb einbrockte (27.). Nach einem Duda-Ballverlust musste dann der umtriebige Ellyes Skhiri im eigenen Strafraum in höchster Not gegen Gerrit Holtmann retten (43.).

Glück im Abschluss fehlte

In der Halbzeitpause musste Steffen Baumgart reagieren, weil der verwarnte Jorge Meré nach einer Mördergrätsche in der Bochumer Hälfte einen Platzverweis der Sorte absolut unnötig riskiert hatte (45.). Neuzugang Luca Kilian kam für den Spanier und führte sich mit einem beherzten Block gegen den Ex-Kölner Elvis Rexhbecaj gut ein (50.). Nach einem Polter-Kopfball aufs FC-Tor-Dach (51.) nahm sich das Spiel eine zehnminütige Auszeit. Auch, weil der FC nicht mehr das ganz hohe Tempo der ersten 30 Minuten gehen konnte. An der Überlegenheit der Gastgeber und dem daraus resultierenden Chancenplus änderte das wenig.

Nach einer guten Stunde drückten die Kölner wieder vehementer auf die längst verdiente Führung. Andersson verpasste frei stehend am kurzen Pfosten aber eine Flanke des starken Florian Kainz (63.) und ein Schuss von Kapitän Jonas Hector aus 16 Metern rauschte knapp rechts vorbei. Immer wieder von Benno Schmitz angetrieben blieb der FC auf dem Gas. Was fehlte, war allein das Glück im Abschluss. Modeste traf aus 16 Metern zum zweiten Mal nur Aluminium (73.) und zielte vier Minuten später knapp daneben.

Es war längst ein Spiel für ein glückliches Händchen des Trainers geworden. Oder besser gesagt für eine starke Auswechselbank. Baumgart brachte Tim Lemperle für Andersson und der Youngster sorgte sofort für Schwung. Dann kam der eigentlich schon aussortierte Louis Schaub und mit ihm der zweite Heimsieg der Saison. Kainz war wieder einmal über links durchgebrochen und fand mit seiner Maßflanke seinen österreichischen Landsmann am Fünfmeterraum.

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Schaub zeigte, über welch feine Technik er verfügt und verlängerte den Ball gekonnt zum 100. Bundesliga-Treffe des FC gegen Bochum ins lange Eck (82.). „Es ist die Aufgabe von den Spielern, die von der Bank kommen, für neuen Schwung zu sorgen. Es ist natürlich schön, wenn das so gelingt. Alle Einwechselspieler haben das super gemacht. Wenn es dann so gelingt, ist es natürlich auch für den Trainer ein schönes Zeichen“, erklärte der umjubelte Torschütze.

Weil die Sache mit den Jokern so gut funktionierte, gab es dann auch noch eine wunderbare Zugabe. Der eingewechselte Tomas Ostrak bediente in seinem ersten Bundesliga-Spiel Lemperle, der wie Schaub direkt und artistisch aus der Luft verwandelte und seine Tor-Premiere in der Bundesliga mit den FC-Fans feierte (90.+1). Der Sieg war hochverdient, woran auch das 1:2 von Simon Zoller (90.+4) nichts änderte. Und Steffen Baumgart und der 1. FC Köln wissen, dass sie Tiefe im Kader und eine funktionierende Gemeinschaft haben. „Ich rede immer über die gesamte Mannschaft und nicht über Einzelne. Wir sehen, was funktionieren kann und deswegen sind auch alle gefragt. Es ist nicht immer leicht draußen zu sitzen und meine Entscheidungen zu akzeptieren. Aber das tun die Jungs und deshalb sieht es auch nach einer Mannschaft aus“, lobte Steffen Baumgart.

1. FC Köln: T. Horn; Schmitz, Meré (46. Kilian), Czichos, Hector; Skhiri; Ljubicic (78. Schaub), Duda (88. Özcan), Kainz (88. Ostrak); Andersson (70. Lemperle), Modeste. – VfL Bochum: Riemann; Bockhorn (84. Ganvoula), Lampropoulos, Bella Kotchap, Soares; Losilla; Pantovic (78. Löwen), Rexhbecaj; Zoller, Holtmann (70. Antwi-Adjei); Polter. – SR.: Cortus (Röthenbach). – Zuschauer: 25.000. – Tore: 1:0 Schaub (82.), 2:0 Lemperle (90.+1), 2:1 Zoller (90.+4). – Gelbe Karten: Meré, Duda; Zoller.

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