Bayer 04 Leverkusen hat in der Champions League mit einem 2:0-Sieg bei Manchester City überrascht.
Bayer LeverkusenWerkself düpiert Pep Guardiola

Leverkusens Alex Grimaldo jubelt nach seinem Führungstreffer.
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Bayer 04 Leverkusen hat seinen Aufschwung auch in der Champions League fortgesetzt. Und nicht irgendwie, sondern mit einem sensationellen 2:0 (1:0)-Sieg bei Manchester City, dem millionenschweren englischen Topteam mit dem spanischen Starcoach Pep Guardiola. Die Werkself schob sich durch den zweiten Sieg in der Ligaphase nach fünf von acht Spielen mit acht Punkten vorerst auf Rang 13 vor und hat beste Aussichten, sich für die nächste Runde zu qualifizieren.
Bayer 04 fehlte im Etihad Stadium eine komplette Elf. Trainer Kaspar Hjulmand musste auf Robert Andrich, Edmond Tapsoba (beide gesperrt, Jonas Hofmann, Martin Terrier (beide nicht gemeldet) sowie die verletzten Axel Tape, Ezequiel Fernandez, Exequiel Palacios, Arthur, Lucas Vazquez, Alejo Sarco und Torwart Janis Blaswich verzichten. Auf der Bank saßen gleich sechs U19-Spieler. Hjulmand entschied sich für eine Dreierkette und schickte Ernest Poku auf die rechte Schiene. Der Däne schickte zudem mit Patrik Schick und Christian Kofane eine Doppelspitze aufs Feld.
Sein Gegenüber Pep Guardiola setzte nach der bitteren 1:2-Pille am Wochenende in Newcastle bis auf seinen Landsmann Nico Gonzales die komplette erste Elf auf die Bank. Dort nahmen unter anderem Stammtorhüter Gianluigi Donnarumma, Jeremy Doku, Phil Foden, Rayan Cherki und auch Erling Haaland Platz. Was für ein Luxus und was für ein Signal an die Leverkusener. Der spanische Startrainer bot nur eine bessere B-Elf gegen den deutschen Vizemeister auf.
Grimaldo trifft zur Führung
Für Bayer 04 eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass die junge Mannschaft aus den schwachen Leistungen bei den klaren Niederlagen gegen Paris (2:7) und beim FC Bayern (0:3) Lerneffekte ziehen konnte. „Wir können gegen keine Mannschaft so passiv spielen, wie etwa gegen die Bayern und wollen proaktiv sein. Es ist wichtig, konkurrenzfähig zu sein“, gab Hjulmand seinen Spielern mit auf den Weg.
Die ersatzgeschwächte Werkself benötigte zehn Minuten, um die Forderung ihres Coaches mit Inhalt zu versehen. Als Ibrahim Maza unnötig eine Ecke verursachte, musste Mark Flekken sein Können gegen den aus fünf Meter schlenzenden Nathan Aké auspacken (5.).
Die Leverkusener mussten also erst einmal leiden. City hatte meistens den Ball und schnürte die Gäste an ihrem Strafraum ein. Im Sechzehner hatte Bayer allerdings alles weitgehend unter Kontrolle. Aus dieser Stabilität und der taktischen Disziplin heraus zeigte das Hjulmand-Team dann, dass es an Struktur gewonnen und sein Positionsspiel entwickelt hat. Maza setzte sich im Zusammenspiel mit Alejandro Grimaldo links durch und fand Poku auf der rechten Seite. Rayan Ait-Nouri verhinderte mit seinem beherzten Block das 0:1 (11.). Nach dem zweiten Umschalter über Aleix Garcia war es wieder Ait-Nouri, der Poku stoppen musste (18.).
Die vertikalen Pässe in die gut besetzten Zwischenräume machten die Leverkusener gefährlich für den Favoriten. Als Jarell Quansah einen solchen Ball auf Malik Tilmann schickte, der US-Amerikaner sich aufdrehte und Maza rechts mitnahm, belohnte sich der Bundesligist. Maza chippte zu Kofane, der geschickt auf Grimaldo ablegte, der den Ball mit links und mit Vollspann zum 0:1 ins rechte Eck jagte (23.).
Bayer blieb diszipliniert, hatte die trickreichen Savinho und Oscar Bobb gut im Griff und geriet erst kurz vor der Pause noch einmal in Bedrängnis. Erst klärte Flekken per Fuß gegen den Norweger Bobb (43.), dann war der Niederländer nach einem Ballverlust von Maza gegen seinen Landsmann Tijjani Reijnders zur Stelle (45.). Die mitgereisten 1500 Leverkusener Fans durften zur Pause eine nicht unverdiente 1:0-Führung feiern.
Guardiola wechselt, Schick trifft
Es war damit zu rechnen, dass Pep Guardiola zur zweiten Hälfte reagieren würde. Der Spanier wechselte dreimal und mit Nico O'Reilly, Jeremiy Doku und Phil Foden einen Marktwert von rund 165 Millionen Euro ein.
Das zweite Tor des Spiels fiel aber auf der anderen Seite. Tilmann schickte einen Diagonalball auf Grimaldo, der Maza mitnahm. Der 20-Jährige schlug eine perfekte Halbfeldflanke, die wie gemacht für Patrik Schick war. Der Tscheche düpierte Aké und köpfte aus acht Metern ins rechte Eck (54.).
Zeit für Guardiola ein zweites Mal zu reagieren. Diesmal kamen Haaland und Cherki und mit ihnen noch einmal ein Wert von 235 Millionen Euro. Die City-Fans erhoben sich und jubelten vor allem ihrem norwegischen Torjäger zu. Haaland zeigte sich sofort, wurde aber erst beim Kopfball entscheidend von Quansah gestört (68.), dann nahm Flekken dem durchgebrochenen Ex-Dortmunder den Ball bravourös vom Fuß (70.). Bei seinem dritten Versuch zielte Haaland aus der Drehung und aus zwölf Metern zu hoch (73.).
Die Leverkusener verteidigten aufmerksam und leidenschaftlich. Vor dem bärenstarken Flekken leistete sich die Dreierkette mit Quansah, Loic Badé und Jeanuel Belocian kaum einen Fehler. Und was der etatmäßige Linksaußen Poku erst gegen Savinho und dann gegen Doku an Defensivqualitäten zeigte, war überragend. Die Leverkusener litten weiter erfolgreich. Nachdem Flekken noch zweimal gegen Cherki gerettet (85./87.) und zwei dem Kraftverlust geschuldete Stockfehler von Belocian keinen Schaden angerichtet hatten, war der überraschende Sieg perfekt.
Statistik:
Manchester City: Trafford; Chusanow, Stones, Aké, Aït-Nouri (46. O'Reilly); Reijnders, N. González, Lewis (46. Foden); Bobb (46. Doku) , Marmoush, Savinho.— Bayer Leverkusen: Flekken; Quansah, Badé, Belocian; Poku, García, Maza, Grimaldo; M. Tillman; Kofane (82. Tella), Schick. —SR.: Pinheiro (Portugal). —Zuschauer: 53.000. —Tore: 0:1 Grimaldo (23.), 0:2 Schick (54.). — Gelbe Karten: Grimaldo, Kofane.
