Bayer 04 Leverkusen ist nach dem 0:0 bei Union Berlin seit 14 Pflichtspielen ohne Niederlage und freut sich auf die nächsten beiden Spiele gegen Köln und Rom.
Bayer LeverkusenXabi Alonso bringt Werkclub zum Umdenken

Leverkusens Edmond Tapsoba im Duell mit Sven Michel von Union Berlin.
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Denkverbote gibt es bei ihm nicht. Bayer Leverkusen ist im Frühjahr 2023 auch deswegen in aller Munde, weil Xabi Alonso nicht nur als harter Arbeiter, sondern auch als geistig flexibler Stratege ins Rheinland gekommen ist. Mit der ersten Tugend musste der Spanier die Werkself aus dem Tabellenkeller befreien. Nun scheint die Zeit gekommen, in der der 41-Jährige den seit 30 Jahren titellosen Bundesligisten zu einem Umdenken bringen kann.
Innenverteidiger Tapsoba als Sechser
„Ich habe die ganze Woche nachgedacht“, meinte der Trainer des Tabellensechsten nach dem 0:0 bei Union Berlin, als er auf einen personal-taktischen Kniff angesprochen wurde. Dass er mit Edmond Tapsoba einen etatmäßigen Innenverteidiger erstmals ins Mittelfeld-Zentrum beordert hatte, um die Ausfälle von Exequiel Palacios (Oberschenkel) und Nadiem Amiri (Gelb-Sperre) zu kompensieren, sah nur auf den ersten Blick nach Notlösung aus. „Kerem Demirbay und Eddy waren die Möglichkeiten“, erklärte der Spanier nach 92 intensiven Minuten in der Hauptstadt. Wohl wissend, dass der Tabellendritte seine Gastgeber-Rolle selten übertreibt und eher auf defensive Kompaktheit (54 Prozent Zweikampfquote), Balleroberungen (34 Prozent Ballbesitz) und schnörkelloses Spiel in die Spitze (324 zu 650 gespielte Pässe) setzt, bot Alonso den spiel- und zweikampfstarken 1,92 Meter-Hünen lieber auf als Kreativ-Mann Demirbay.
Ich wollte der erste sein, der hier einen Sieg holt.
„Er hat es gut gemacht. Für mich ist wichtig zu wissen, dass er diese Position spielen kann“, lobte der Bayer-Coach Tapsobas „Kontrolle“, „Balance“ und die teamintern zweitbeste Laufleistung (11,32 km) neben Robert Andrich (11,47) auf der Doppel-Sechs. Dass es in Köpenick nicht für drei Punkte reichte, lag vor allem an der gut organisierten Berliner Defensiv-Mauer: „Das macht nicht immer Spaß“, befand Abwehrchef Jonathan Tah, „du versuchst Räume zu finden, zwischen den Linien, hinter der Abwehrkette. Aber das ist schwer.“ Selbst ein Florian Wirtz, der sechs Tage nach dem 2:0 gegen Leipzig von Magen-Beschwerden genesen war und technisch wie geistig den Unterschied machen wollte, verließ die Alte Försterei „enttäuscht“: „Union hat es gut gemacht und wenige Chancen zugelassen. Ich hätte aber gerne die drei Punkte mitgenommen“, dachte der bald 20-Jährige auch an die Tabelle.
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„Ich wollte der erste sein, der hier einen Sieg holt“, spielte Andrich auf die nun 21 nicht verlorenen Heimspiele seiner Ex-Kollegen an. Der Ex-Unioner sah es trotzdem positiv: „Wir gehen weiterhin ungeschlagen in die nächsten Wochen“. Tatsächlich stehen Alonsos Schützlinge mit nun 14 Pflichtspielen ohne Niederlage so gut da wie lange nicht.
Alonso rechtfertigt Verlegung des Derbys
Und ihr freidenkender Trainer war in der „wichtigsten Zeit der Saison“ auch an der Optimierung der Wettkampf-Taktung beteiligt: In „Spanien und Italien“ sei eine solche Verlegung nichts „Ungewöhnliches“, kommentierte er das von Sonntag auf Freitag vorverlegte Derby gegen Köln. „Das kann uns helfen und wir sind dankbar“, versuchte er auch den, durch die kurzfristige DFL-Entscheidung zugunsten des Europa-League-Halbfinalisten, entstandenen Unmut beim Rheinrivalen abzuwiegeln.
Anders als Eintracht Frankfurt beim internationalen Triumphzug 2022, haben die Leverkusener zwischen dem Derby gegen Köln (5.5.) und dem ersten Halbfinale in Rom (11.5.) genügend Zeit zum Regenerieren. Wie sehr die spanische Sieger-Mentalität auf die Seinen übergegangen ist, zeigte Jonathan Tahs Abschlussstatement: „Wir sind mehr denn je bereit“, sprach Alonsos „Leader“ von „sehr viel Bock aufs Derby“ und auf „dieses überragende Halbfinale“.