Köln – Steffen Baumgart ist kein großer Freund von Statistiken. Auf solche, die nur den Zweck erfüllen aufzuzeigen, was nicht funktioniert, reagiert der Trainer des 1. FC Köln sogar mit großem Unverständnis: „Ich kenne solche Statistiken. Nur ein Sieg aus den letzten acht Spielen. Wir haben noch nicht zu Null gespielt, jetzt haben wir unsere Heimniederlage.“
Das schmerzhafte 0:2 gegen den FC Augsburg ärgerte den sicht- und hörbar enttäuschten Baumgart zwar „enorm“, mit Zweifeln erfüllte es ihn aber nicht: „Ich sehe, was die Jungs leisten. Wir sind auf einem guten Weg. Davon lassen wir uns auch nicht abbringen.“ Unter dem Strich stand am Freitag die erste Pleite unter Baumgart im Rheinenergiestadion. Ein Rückschlag, der zum Geschäft gehört und dennoch Fragen aufwirft.
Warum hat der FC gegen Augsburg verloren?
Im Lager der Kölner herrschte Einigkeit. Alle machten die mangelnde Chancenverwertung für das 0:2 verantwortlich. „Wir haben es nicht geschafft, die Tore zu erzielen. Das ist das, was mich am meisten ärgert, weil wir sehr gute Möglichkeiten hatten“, sagte Steffen Baumgart. Sportchef Jörg Jakobs blies ins gleiche Horn: „Uns hat die Killerqualität gefehlt, die du in der Bundesliga brauchst.“
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Die fehlenden Tore waren entscheidend, aber nicht die ganze Wahrheit. Über 90 Minuten war es dem FC nicht gelungen, Lösungen gegen das destruktiv angelegte Augsburger Spiel zu finden. In zu vielen Zweikämpfen fehlte den Geißböcken die nötige Intensität und Konsequenz, um den sperrigen Gästen ihr Spiel aufzwingen zu können. Wie schon beim 1:1 in Bielefeld kaufte der Gegner den Kölnern zu oft den Schneid ab.
Erschwerend hinzu kam, dass die Standards des FC wirkungslos geblieben waren. Die Baumgart-Elf machte das Spiel (65 Prozent Ballbesitz) und hatte 14 Torabschlüsse, die Augsburger zeigten sich aber effizient und verteidigten leidenschaftlich. „Wir hatten die bessere Spielidee, aber am Ende hat immer der Sieger recht“, stellte Baumgart klar, dass der Auftritt der 13 Spiele lang auswärts sieglosen Augsburger nicht seinem Verständnis von Fußball entspricht.
Warum tut sich der FC mit dem Toreschießen schwer?
Dem berauschenden 4:1-Derbysieg gegen Gladbach folgte für den FC der doppelte Kater gegen Bielefeld und Augsburg. Das extrem auf Kampf- und Laufstärke ausgelegte Spiel der beiden Abstiegskandidaten schmeckte den Kölnern nicht. Sonst sind sie es, die gegen den Ball den Gegner jagen und nicht zur Ruhe lassen kommen. In Bielefeld fehlte dem FC die Klarheit im Spiel nach vorne, gegen Augsburg die Effizienz. Was auch daran lag, dass die Doppelspitze mit Anthony Modeste und Sebastian Andersson nicht funktionierte.
Die beiden Torjäger standen sich wie bei der großen Kopfballchance (2.) eher im Weg. Auch die Laufwege waren nicht ordentlich abgestimmt. „Einer von beiden muss ihn machen. „Beide sind Vollblut-Stürmer. Gegen Augsburg sah es an der einen oder anderen Stelle unglücklich aus. Das ist ein Thema für die Trainingsarbeit“, analysierte Jörg Jakobs. Hinter den beiden stumpfen Spitzen machte aber auch der zu zaghaft agierende Ondrej Duda zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Und die Ausfälle von Mark Uth und Ellyes Skhiri (beide krank) wog ebenfalls schwer. Der Tunesier wird auch am Dienstag in Wolfsburg fehlen, Uth steht dagegen vor seinem Comeback.
Welche Auswirkungen hat das 0:2 gegen Augsburg?
Der FC muss weiter darauf warten, noch in der Hinrunde die 20-Punktemarke zu knacken. In Wolfsburg und am Sonntag gegen Stuttgart hat er noch zwei Gelegenheiten dazu. Die Chance sich auf neun Punkte von den Abstiegsrängen abzusetzen, haben die Kölner verpasst: Mit ihren 19 Zählern nach 15 Spieltagen stehen sie aber leistungsgerecht auf Rang zwölf und im Vergleich zur vergangenen Saison blendend da. „Es wäre gut, wenn wir mit Blick auf die Tabelle noch Punkte sammeln“, forderte Sportchef Jakobs.
Der Sportliche Leiter Thomas Kessler war am Samstag darum bemüht, Druck vom Kessel zu nehmen: „Die Tabellenkonstellation ist noch gut. Es fehlen nur wenige Punkte nach oben, aber auch nach unten. Ich schaue weder euphorisch in die eine noch panisch in die andere Richtung. Vor allem aber dürfen wir nicht zu negativ mit den Jungs umgehen.“
Die schwer kriselnden Wolfsburger könnten für den FC von ihrer Spielart her der richtige Gegner im richtigen Moment sein, um den ersten Auswärtssieg der Saison zu landen. Eine Statistik, mit der sich sogar Steffen Baumgart anfreunden könnte.