1. FC KölnDas neue Selbstvertrauen

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Als Rechtsverteidiger gesetzt: Benno Schmitz hat sich durch eine starke Saison in der Kölner Startelf festgespielt.

Als Rechtsverteidiger gesetzt: Benno Schmitz hat sich durch eine starke Saison in der Kölner Startelf festgespielt.

Köln – Am 3. Februar 2021, da wäre es fast soweit gewesen. Benno Schmitz war bereits zum Jubeln abgedreht, um die Glückwünsche für sein erstes Pflichtspieltor im Trikot des 1. FC Köln entgegenzunehmen, als seine Freude jäh unterbrochen wurde. Video-Assistent Pascal Müller hatte sich eingeschaltet, um die Kopfball-Bogenlampe des Rechtsverteidigers zur vermeintlichen 3:1-Führung im DFB-Pokal-Achtelfinale beim SSV Jahn Regensburg wegen einer angeblichen Abseitsstellung zu beanstanden. Schiedsrichter Robert Hartmann revidierte daraufhin seine Entscheidung und nahm dem Fußball-Bundesligisten die perfekte Antwort auf das Anschlusstor des Zweitligisten.

Wenige Zeigerumdrehungen später kassierten die Kölner stattdessen auch noch den Ausgleich zum 2:2-Pausenstand. Es waren verhängnisvolle Minuten für den seinerzeit von Markus Gisdol trainierten Erstligisten, der am Ende eines bitteren Abends in der Oberpfalz mit insgesamt drei vergebenen Versuchen vom Punkt mit 5:6 nach Elfmeterschießen die Segel streichen musste. Ein paar Tage später wurde der Kölner Frust noch größer, als der DFB einräumte, Schmitz’ Treffer zu Unrecht einkassiert zu haben.

Rückkehr nach Regensburg

Mit dem Abstand von anderthalb Jahren kann der gebürtige Münchner mit der nötigen Gelassenheit auf die fatale Fehlentscheidung des „Kölner Kellers“ zurückblicken. „Ach, überhaupt nicht“, antwortete Benno Schmitz nach dem Training am Mittwoch auf die Frage, ob ihn das aberkannte Tor noch immer wurme. „Ich werde eher hin und wieder mal in der Mannschaft damit aufgezogen, dass ich noch kein Tor erzielt habe.“

Mit den humorvollen Neckereien seiner Mitspieler kann Schmitz gut leben. Zumal er sich ohnehin lieber mit denjenigen Dingen beschäftigt, die er selbst beeinflussen kann. „Vielleicht kann ich es am Wochenende ja besser machen“, sagt der FC-Verteidiger vor dem Auftakt des DFB-Pokals 2022/23, der die Geißböcke am Samstag (15.30 Uhr) ausgerechnet zurück nach Regensburg führt, den jahrelangen Club von FC-Geschäftsführer Christian Keller.

„Eindeutiges Votum“ für FC-Forderung

FC-Präsident Werner Wolf freut sich über die Unterstützung aus der FC-Familie.

FC-Präsident Werner Wolf freut sich über die Unterstützung aus der FC-Familie.

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positive Rückmeldungen aus der Mitgliedschaft sind bislang beim 1. FC Köln eingegangen, nachdem der Conference- League-Teilnehmer vor rund einer Woche die Uefa schriftlich dazu aufgefordert hatte, belarussische Mannschaften von allen europäischen Wettbewerben auszuschließen.

„Wir freuen uns sehr über die Unterstützung unserer Forderung aus der FC-Familie“, erklärte FC-Präsident Werner Wolf (Foto). „Wir werden dieses eindeutige Votum unserer Mitglieder gesammelt an die Uefa weiterleiten, um unserem Anliegen Nachdruck zu verleihen.“ Rückmeldungen gab es auch von weiteren am Wettbewerb teilnehmenden Teams, die die Kölner ebenfalls kontaktiert hatten. „Einzelne Vereine haben positiv auf unser Schreiben geantwortet“, berichtete FC-Geschäftsführer Christian Keller. Die Uefa selbst habe noch nicht reagiert.

Mit Blick auf die Unterstützung Russlands durch die belarussische Regierung beim Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte der FC die Uefa in einem an ihren Präsidenten Aleksander Ceferin adressierten Schreiben zum Ausschluss dieser Teams aus dem Wettbewerb aufgefordert. Mit Bate Borissow, FK Homel, Schachzjor Salihorsk und Dinamo Minsk nehmen vier belarussische Vertreter an der Qualifikation zur Gruppenphase der Conference League teil.

Derzeit laufen die Rückspiele der zweiten von drei Runden. Der FC greift erst in den anschließenden Playoffs ein (18./25. August), deren Paarungen am kommenden Dienstag (14 Uhr) in Nyon ausgelost werden. (tca)

„Wir sind der Erstligist. Es zählt nur der Sieg.“

Tatsächlich könnte sein 83. Pflichtspiel für den 1. FC Köln ein besonders guter Zeitpunkt sein, um die lange Torlosserie zu beenden. Regensburg sei schließlich „vermutlich das schwerste Los, das man in der ersten Runde erwischen kann“, meint der 27-Jährige. Es macht die Sache für den FC nicht einfacher, dass der Zweitligist hervorragend aus den Startlöchern gekommen ist. Mit Siegen gegen die Topteams Darmstadt und Bielefeld setzte der vermeintliche Abstiegskandidat gleich zu Beginn zwei kräftige Ausrufezeichen. Dennoch stellt Schmitz klar: „Wir sind der Erstligist. Es zählt nur der Sieg.“

Schmitz wird bei diesem Unterfangen einmal mehr der Kölner Startelf angehören. Darauf hat sich Trainer Steffen Baumgart festgelegt. Schmitz zählt zu denjenigen Spielern, die unter Baumgart einen besonders großen Schritt nach vorn gemacht haben. Nach drei schwierigen Auftaktjahren in Köln überzeugte der Bayer mit abgeklärter Defensivarbeit und mutigen Flankenläufen, die ihm den Spitznamen „Kölsche Cafu“ einbrachten. „Ich war gut im Rhythmus. Deshalb hat es für mich gepasst“, freut sich Schmitz, der sich im neuen FC-System wohl fühlt: „Es kommt mir entgegen, dass wir offensiver agieren und frühere Ballgewinne haben. Das habe ich die Jahre davor in Leipzig und Salzburg ähnlich gespielt. Zudem bin ich fit geblieben. Das waren alles Punkte, die mir gutgetan haben.“ Den Schwung will er mitnehmen: „Ich habe aufgrund der vergangenen Saison mehr Selbstvertrauen.“

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Schmitz sieht den FC gut gerüstet: „Es ist ein wichtiger Faktor, dass wir im Kern zusammengeblieben sind und die Neuen schnell in unsere Spielidee einführen konnten.“ Am Mittwoch wurde ein weiteres Mal mit hoher Intensität trainiert. Baumgart forderte sein Team auf verkleinerten Spielfeldern mit dynamischen Dribbling- und Zweikampfübungen. „Es ist schön, dass es jetzt endlich wieder los geht und wir die Vorbereitung gut hinter uns gebracht haben“, resümierte Benno Schmitz. „Wir sind von der Leistungsdichte und vom Fitnesszustand her auf einem super Niveau.“

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