Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Final Four in KölnTHW Kiel siegt über Veszprem und greift nach Titel

Lesezeit 3 Minuten
Kiel Final Four

Die Spieler des THW Kiel (weiß) im Spiel gegen Veszprem beim Final-Four-Turnier in Köln.

Köln – Manche sprechen sogar schon von einem Fluch. Unbestritten ist dagegen, dass es bereits sechs Jahre her ist, seitdem eine deutsche Mannschaft letztmals die Handball-Champions League gewinnen konnte. Vom 2014er-Triumph der SG Flensburg-Handewitt an ging die beim Kampf um den europäischen Thron einst dominierende Bundesliga durchgehend leer aus. Nun aber könnte die Durststrecke ein Ende nehmen.

Beim verspäteten Königsklassen-Finalturnier der Saison 2019/20 gewann der THW Kiel seine Halbfinalpartie am Montagabend in Köln gegen den Veszprem HC nach einer dramatischen Achterbahnfahrt mit 36:35 (18:13, 29:29) nach Verlängerung. Im Endspiel am Dienstag (20.30 Uhr, Dazn und Eurosport) gegen den FC Barcelona greift der deutsche Rekordmeister nun nach seinem vierten Champions League-Titel nach 2007, 2010 und 2012. Die Katalanen hatten im anderen Halbfinalduell Paris St. Germain überzeugend mit 37:32 (18:14) bezwungen.

Wiedersehen von Kiel und Veszprem

Zu den vielen Kuriositäten dieses Turniers, das wegen der Corona-Pandemie zweimal verschoben worden war, zählt die Geschichte, dass Kiel und Veszprem erst Anfang Dezember in der Gruppenphase der aktuellen Champions League-Saison aufeinandergetroffen waren. Der THW war nach der 33:41-Schlappe in Ungarn angestachelt, musste bei seiner ersten Final Four-Teilnahme seit 2016 neben drei wichtigen Spielern (Nikola Bilyk, Magnus Landin, Pavel Horak) aber auch auf die Unterstützung der üblicherweise mit fast 20.000 frenetischen Anhängern ausverkauften Lanxess Arena verzichten.

Dennoch fanden sich die Kieler im leeren weiten Rund zunächst hervorragend zurecht. Die 6:0-Abwehr funktionierte im Verbund exzellent und ließ in den ersten fünf Minuten kein einziges Gegentor zu. Der Innenblock um Patrick Wienczek und Hendrik Pekeler packte derart entschlossen zu, dass Veszprem immer wieder zu unvorbereiteten Aktionen gezwungen wurde. Diese nutzte der THW konsequent aus, um einfache Tore über die zweite Welle zu erzielen. Die Ungarn zogen nach dem 9:6 (14.) und 15:10 (21.) frühe Auszeiten, konnte den Bundesliga-Dritten aber nicht stoppen. Beim 17:10 (26.) war das Team von Trainer Filip Jicha auch dank einer Angriffs-Effizienz von sagenhaften 67 Prozent bereits komfortabel enteilt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kiel dominierte auch den Start in den zweiten Durchgang (21:15/34.), verlor im Anschluss aber den Zugriff. Als sich der immer stärker werdende Gegner bis auf 22:20 (41.) herangearbeitet hatte, wurde es gefährlich. Jicha zückte die Grüne Karte, konnte aber nicht verhindern, dass Vesprem die Partie zum 24:25 (48.) drehte. Beim 24:27 (50.) drohte dem THW das Geschehen komplett zu entgleiten. Doch die Norddeutschen überwanden ihre Schwächephase und konterten durch Superstar Sander Sagosen zum 29:28 (56.).

Verlängerung und umstrittene Rote Karte

Es ging in die Verlängerung, in der Kreisläufer Patrick Wienczek eine höchst umstrittene Rote Karte sah (64.). Kiel gab sich aber auch nach dem 32:34 (65.) nicht auf, antwortete mit dem 35:34 (68.) und siegte letztlich dank Niclas Egbers (7) entscheidendem Treffer zum 36:35. Der Rest war Jubel in Schwarz und Weiß. Neben Egberg stach auch der acht Mal erfolgreiche Hendrik Pekeler heraus.

Zu einer einseitigen Angelegenheit hatte sich dagegen das Duell zwischen Barcelona und Paris entwickelt. Die kurzfristig auch ohne Spielmacher Luc Steins und Henrik Toft Hansen (beide Corona-Infektion) stark ersatzgeschwächt angetretenen Franzosen erwischten zwar den besseren Beginn (10:8/16.), konnten das hohe Tempo fortan aber nicht mehr mitgehen. Gestützt auf Kevin Möller, der etliche freie Bälle wegnahm, kam Bara ab Mitte des ersten Durchgangs immer stärker ins Rollen. Mit einem 8:1-Lauf zum 16:11 (25.) riss der Turnierfavorit das Geschehen fest an sich. Nach Wiederbeginn erhöhten die Spanier erstmals auf sechs Tore (23:17/38.). PSG kam zwar noch einmal heran, musste nach dem 27:24 (44.) aber wieder abreißen lassen (31:25/50.). Sieggaranten waren Dika Mem (8 Tore), Aron Palmarsson (6) und Kevin Möller mit 14 Paraden. Bei den Franzosen wussten Dylan Nahi (9) und Mikkel Hansen (7) zu gefallen.