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Johannes Große„Wird Zeit, dass ich mal so einen Blauen Wimpel in der Hand halte“

Lesezeit 5 Minuten
imago Johannes Große 170519

Johannes Große (Archivbild)

  1. Wir haben uns mit Hockey-Nationalspieler Johannes Große unterhalten: Wie es ihm in Köln gefällt, was es mit seinem Vize-Fluch auf sich hat und was seine Pläne für die Zukunft sind.

Köln – Treffpunkt Café Buur: Hockey-Nationalspieler Johannes Große (22) ist zu Fuß vom Barbarossaplatz gekommen, um mit Martin Sauerborn über Großstädte, den Wechsel zu Rot-Weiss und sein erstes Final Four um die deutsche Meisterschaft zu sprechen.

Herr Große, Sie haben in Berlin und Hamburg gelebt und sind seit einem Jahr in Köln. Welche Stadt gefällt Ihnen am besten?

Alle drei haben ihren Reiz. In Berlin bin ich geboren und habe als Dreijähriger in Zehlendorf mit dem Hockeyspielen begonnen. Dort leben meine Eltern und Schwestern. Hamburg hat mir sehr gut gefallen. Im Club an der Alster habe ich mich sehr wohlgefühlt. Es war nicht leicht dort wegzugehen, auch weil ich dort Jugendtrainer war. Köln habe ich bislang noch nicht so gut kennengelernt, weil ich seit Oktober gefühlt die ganze Zeit hockeymäßig unterwegs war. Die Stadt ist auf jeden Fall kompakter und hat mehr Trubel.

Wo wohnen Sie in Köln?

Am Barbarossaplatz, also mittendrin. Da pulsiert Köln und ich kann sagen, dass ich mich dort pudelwohl fühle. Aktuell ist Köln meine Stadt.

Konnten Sie zum ersten Mal Karneval feiern?

Leider nein. Ich war zwar in Köln, bin aber genau zu Karneval krank geworden. Das Kostüm lag schon bereit. Ich hoffe, ich kann das nächstes Jahr nachholen.

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Sie bleiben also in Köln?

Bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio, die mein großes Ziel sind, bleibe ich auf jeden Fall. Es gibt keinen Grund für mich zu wechseln.

Und nach Tokio?

Olympia ist das Nonplusultra für jeden Sportler. Danach ist alles anders. Ich werde dann schauen. Aber irgendwann möchte ich gerne mal im Ausland spielen.

Was Ihre persönliche Entwicklung betrifft, spielt Rot-Weiss-Trainer André Henning eine große Rolle in Ihrer bisherigen Karriere.

Das stimmt. Ich bin mit ihm 2015 U18-Europameister geworden. Er hat mich dann vom meinem Heimatclub Zehlendorfer Wespen aus der 2. Liga zu Alster in die Bundesliga geholt. Und schließlich auch aus Hamburg nach Köln. Zu seiner Philosophie gehört es, junge Spieler mitzunehmen und zu entwickeln. Er ist nah an den Spielern dran, will mündige Jungs und holt uns bei Entscheidungen mit ins Boot. Sein Führungsstil passt zu mir.

André Henning war aber sicher nicht der einzige Grund für Ihren Wechsel nach Köln?

Rot-Weiss ist eine andere Hausnummer als Alster. In Hamburg bin ich mit 18 Stamm- und Führungsspieler geworden. Aber es ging eben immer nur gegen die deutschen Topclubs. Krefeld wird mein erstes Final Four und ich habe über EHL gespielt, also gegen die besten Clubs aus ganz Europa. Ich habe mit Blick auf Tokio und meine persönliche Entwicklung gewechselt, auch wenn es mir schwer gefallen ist. Rot-Weiss war als Bundesliga-Topclub der optimale Schritt nach 2. Liga und Bundesliga.

Wie hat die Mannschaft Sie bei Rot-Weiss aufgenommen?

Gut, ich kannte viele der Jungs ja schon. Mit den Grambuschs, Chrissi Rühr, Timur Oruz und Marco Miltkau spiele ich in der Nationalmannschaft, Thies Prinz kenne ich aus Berlin, Kai Aichinger, Max Werner und Lukas Trompertz aus der Jugend. Und ich nehme ja keinem den Platz weg, sondern ersetze Mathias Müller.

Richtig, Sie sind als Innenverteidiger Müllers Nachfolger aber mit Verlaub gesagt ein ganz anderer Typ als er.

Tisis Rückkehr nach Hamburg war ein Grund , dass André vorsichtig bei mir angefragt hat. Ich trete in große Fußstapfen, bin aber selbstbewusst genug zu sagen, dass ich meine genug eigene Fußstapfen setzen werde. Ich bin ein anderer Typ als Tisi und spiele auch anders mit einem anderen Schwung, aber ich ergänze mich gut mit Tom Grambusch.

André Henning bezeichnet Sie als einen eher ruhigen Spieler, der aber ein Team auch ohne viele Worte führt.

Ich mache auf dem Feld schon meine Ansagen, aber dieses emotionale Pushen ist Toms Ding. Bei mir wäre das aufgesetzt. Ich bin einer, der von hinten heraus etwas stiller die Fäden zieht. Ich habe das Spiel vor mir und bin der Letzte, der löschen muss, wenn etwas schief gelaufen ist.

Wie würden Sie sich als Spielertyp beschreiben?

Ein kreativer, offensiver Innenverteidiger, der Einfluss auf das Spiel nehmen und für die Oha-Momente sorgen möchte. Mein Spiel ist unorthodox und manchmal etwas kompliziert.

Sie waren bei der WM in Indien dabei, haben das EHL-Finale erreicht und spielen jetzt ihre erste DM-Endrunde. Wie würden Sie ihre Auftakt-Saison bei Rot-Weiss beschreiben?

Die WM war ein unfassbares Erlebnis und die EHL Hockey auf höchstem Niveau. Es war eine gute Entscheidung nach Köln zu kommen, ich habe weitere Stepps nach vorne gemacht.

Ihnen fehlt aber ein DM-Titel?

Stimmt, ich trage so einen kleinen Vize-Fluch mit mir herum. Schon in der Jugendzeit habe ich alle DM-Finals verloren. Es wird Zeit, dass ich mal so einen Blauen Wimpel in der Hand halte.

Was ist für Rot-Weiss denn drin in Krefeld?

Wir hatten eine Saison mit Höhen und Tiefen. Wenn es nicht lief, sind wir immer über unsere eigenen Beine gestolpert und im Kopf gescheitert. Es gab Momente, in denen wir uns in die Haare bekommen haben und als Konstrukt auseinander gebröselt sind. Das haben wir als Team gut aufgearbeitet und sind daran gewachsen. Wir sind nicht der Favorit, aber wir können alle schlagen und den Titel gewinnen.

Worauf kommt es also an?

Auf die Tagesform und darauf, wie wir verteidigen. Offensiv geht bei uns immer etwas. Ganz wichtig ist auch, dass wir unsere Tiefs während des Spiels klein halten müssen.

Final Four Feldhockey Halbfinale Damen

UHC HamburgClub an der AlsterSa.; 11.00Mannheimer HCDüsseldorfer HCSa.; 13.00

Halbfinale Männer

Uhlenh. MülheimUHC HamburgSa.; 15.30Rot-Weiss Köln Mannheimer HCSa.; 18.00

Marco Miltkau wechselt nach Gent

Als Zweiter der Bundesliga-Hauptrunde trifft Rot-Weiss am Samstag (18 Uhr) im zweiten Halbfinale des Final Four in einer Neuauflage des Finals 2017 auf den Mannheimer HC. RW-Coach André Henning steht sein gesamter Kader zur Verfügung, nachdem auch der zuletzt angeschlagenene Stürmer Christopher Rühr rechtzeitig fit geworden ist. Im Falle eines Sieges würde im Finale am Sonntag (15 Uhr) der Sieger der Partie Uhlenhorst Mülheim gegen UHC Hamburg warten. Für Hendrik Schwarzer (Karriereende) und Torjäger Marco Miltkau (Wechsel zu Gantoise Gent nach Belgien) wird es definitiv der letzte Auftritt im Rot-Weiss-Trikot sein. (sam)