Großmeister Dr. Robert Hübner aus Köln gehörte zwei Jahrzehnte lang zur Weltklasse. Nun ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.
NachrufSchachwelt trauert um Dr. Robert Hübner

Dr. Robert Hübner bei den Internationalen Dortmunder Schachtagen im Jahr 1996.
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Die Schachszene trauert um einen ihrer ganz Großen. Am 5. Januar 2025 ist der Kölner Schachgroßmeister Dr. Robert Hübner an den Folgen einer Magenkrebserkrankung verstorben. Er wurde 76 Jahre alt.
In den 1970er und 80er Jahren gehörte der gebürtige Porzer zur Weltelite des Schachs, 1981 war er kurzzeitig Dritter der Weltrangliste, hinter dem sowjetischen Weltmeister Anatoli Karpow und dem Exilrussen Viktor Kortschnoi. Beide kämpften 1981 in Meran in einem WM-Match um den Titel. Um ein Haar hätte sich Hübner anstelle von Kortschnoi für das Match qualifiziert.
Roulettekugel entscheidet gegen Hübner
Denn im Finale des Kandidatenturniers, das Hübner und der Exilrusse bestritten, dominierte zunächst der Deutsche. Doch in der siebten Partie unterlief ihm ein furchtbarer Fehler. Geschockt gab Hübner erst die Partie und wenig später das Match auf. Noch mehrfach konnte er sich für das WM-Kandidatenturnier qualifizieren, doch in entscheidenden Momenten ließen ihn häufig die Nerven im Stich.
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Skuril endete sein Match 1983 gegen Wassily Smyslow. Nach zehn Partien stand es 5:5-Unentschieden. Die vier Partien der Verlängerung endeten alle Remis. So musste eine Roulettekugel im nahen Spielcasino entscheiden. „Schwarz“ hätte Hübners Weiterkommen bedeutet. Beim ersten Versuch landete die Kugel auf der „Null“, beim zweiten Versuch auf der roten „Drei“ – damit war der Deutsche ausgeschieden.
Zwischen 1968 und 2000 trat Robert Hübner elf Mal für die deutsche Nationalmannschaft bei den Schacholympiaden an. Er gewann dort zweimal eine Goldmedaille für das beste Ergebnis am Spitzenbrett.
Liebe zur griechischen Klassik
Seine besondere Liebe galt der griechischen Klassik. Hübner studierte Altphilologie an der Universität Köln, promovierte dort 1976 und war Experte für altgriechische Papyri. „Nach Platon ist nicht mehr viel gekommen“, meinte er einmal. Hübner beherrschte rund ein Dutzend Sprachen, darunter auch Finnisch.
Zeit seines Lebens war der Kölner ein Eigenbrötler – ein Intellektueller reinsten Wassers, der alles Oberflächliche und Seichte verabscheute. Interviews gab Hübner nur höchst selten, der Presse warf er vor, dass sie nur auf Gefühle der Leser ziele, statt Wissen zu vermitteln.
Als Schachhistoriker genoss Hübner großes Ansehen. An seinen Partieanalysen, die er in mehreren Büchern veröffentlichte, scheiden sich die Meinungen. Mit wissenschaftlicher Präzision sezierte er dort seine Partien bis ins allerkleinste Detail, eine schwere Kost, die viele überforderte. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen fantastischen Schachspieler, und seine schönsten Partien, die seine außergewöhnlichen intellektuellen Fähigkeiten bis in die Gegenwart widerspiegeln.