Viktoria Köln feiert Pokal-CoupHöhenberger Ekstase in der Nachspielzeit

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FC Viktoria Köln vs. Werder Bremen, DFB Pokal 1. Runde, Olaf Janßen, Franz Wunderlich (Viktoria), 12.08.2023, Bild: Herbert Bucco

Freude pur: Viktoria-Trainer Olaf Janßen (M.) läuft auf Franz Wunderlich zu.

Der FC Viktoria Köln hat den Bundesligisten Werder Bremen aus dem DFB-Pokal geworfen.

Im Überschwang der Gefühle sprang Olaf Janßen seinem Sportvorstand derart beherzt in die Arme, dass man schon Angst um den Gesundheitszustand von Franz Wunderlich bekommen konnte. Beim FC Viktoria herrschte nach dem 3:2 (0:1)-Pokalcoup gegen Werder Bremen Ekstase pur. Während sich die Spieler ausgiebig feiern ließen und zur Ehrenrunde ansetzten, konnten Kölns Trainer und Vorstand Wunderlich ihr Glück kaum fassen.

Ekstase pur in Köln-Höhenberg

Gleich zweimal war dem Underdog gegen den Favoriten aus dem hohen Norden der Ausgleich geglückt, David Philipp hatte sich mit seinen beiden Toren zum Mann des Tages aufgeschwungen – und das gegen seinen Ex-Verein, bei dem er von 2014 bis 2020 unter Vertrag gestanden hatte. „So richtig begreifen kann ich es eigentlich noch nicht“, stammelte der gebürtige Hamburger anschließend und wirkte bei diesen Worten schon beinahe ungläubig. „Wahrscheinlich brauche ich dafür drei bis vier Tage.“

Wir haben Bremen gequält und immer an uns geglaubt
Olaf Janßen, Trainer des FC Viktoria Köln

Mit ein wenig Abstand fand auch Viktorias Coach Worte für ein kleines Wunder, das seine Mannschaft an diesem Samstag vollbracht hatte: „Es war ein Pokalspiel, wie man es sich wünscht“, bilanzierte Janßen. „Wir haben Bremen gequält und immer an uns geglaubt. Dass das Spiel in der Nachspielzeit einen solchen Verlauf nimmt, nehme ich gerne mit nach Hause.“ Bremens Trainer Ole Werner war auf der anschließenden Pressekonferenz entsprechend bedient: „Wir sind verdient ausgeschieden“, befand der 35-Jährige. „Unter dem Strich haben wir zum wiederholten Mal zu schlecht verteidigt.“

Rote Karte gegen Bremens Amos Pieper in der Anfangsphase

Nach erstem Abtasten nahm die Partie rasch Fahrt auf, zuungunsten der Bremer: Philipp hatte den Ball auf Luca Marseiler gepasst, der anschließend von Gäste-Verteidiger Amos Pieper zu Boden gerissen wurde. Kölns Außenstürmer wäre frei durch gewesen, Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück) entschied zu Recht auf Platzverweis – ab der elften Minute spielte der Bundesligist in Unterzahl.

Es entwickelte sich ein zähes Pokalduell: Köln begegnete Werder trotz Überzahl mit dem gebührenden Respekt; der Favorit musste sich mit nur neun Feldspielern zunächst einmal schütteln. Der Drittligist vermied indes das letzte Risiko und versuchte sich in Schüssen aus der Distanz.

Die Versuche von Donny Bogicevic (17.) und Bryan Henning (36.) waren aber zu harmlos und sorgten noch nicht für allerhöchste Gefahr. Erst zum Schluss des ersten Abschnitts wurde der Bundesligist aktiver und ging aus dem Nichts in Führung: Nach einer Hereingabe von Ex-FC-Profi Leonardo Bittencourt traf Niklas Stark zunächst den rechten Pfosten, den Abpraller verwertete Marvin Ducksch zur Halbzeitführung (43.) in einem bis dahin eher dürren Fußballspiel.

Mit Wut im Bauch kehrten die Höhenberger auf den Rasen zurück und erarbeiteten sich fortan hochkarätige Chancen: Abwehr-Hüne Michael Schultz fand nach einer Ecke seinen Meister in Bremens Torsteher Jiri Pavlenka, der Schultz' Kopfball aus nächster Nähe entschärfte (56.). Nur eine Minute später rettete erneut Werders Keeper gegen den quirligen Philipp. Die Viktoria witterte Morgenluft, Philipp gelang mit einem feinen Schlenzer ins linke Eck der umjubelte Ausgleich (72.).

Die Freude über das 1:1 währte gerade einmal fünf Minuten: Schultz nahm Nationalmannschafts-Mittelstürmer Niclas Füllkrug in den Klammergriff, Füllkrug selbst verwandelte den fälligen Strafstoß zur erneuten Bremer Führung (77.). Die Partie glich nun einer wilden Fahrt, denn nur 120 Sekunden später traf abermals der ehemalige Bremer Philipp zum erneuten Kölner Ausgleich.

Vogelwilde Nachspielzeit zwischen Viktoria Köln und Werder Bremen

Die Zuschauer tobten, die zweite Hälfte war schlicht atemberaubend – und in der vierten Minute der Nachspielzeit vogelwild: Donny Bogicevic gelang nach Vorarbeit von Patrick Koronkiewicz aus spitzem Winkel das Tor zum entscheidenden 3:2; der FC Viktoria steht in der zweiten Runde, die am 31. Oktober/1. November ausgetragen wird und am 1. Oktober in Dortmund ausgelost wird. Attraktive Gegner im Lostopf gibt es zumindest in Hülle und Fülle.

FC Viktoria: Voll – Schultz, Fritz (71. Najar), Greger – Koronkiewicz, Russo, Henning (71. Lorch), May – Bogicevic, Marseiler (66. Handle) – Philipp (86. Mustafa). – Zuschauer: 8343 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Ducksch (43.), 1:1 Philipp (72.), 1:2 Füllkrug (77./Elfmeter), 2:2 Philipp (79.), 3:2 Bogicevic (90.+4). - Bes. Vorkommnis: Rot gegen Amos Pieper (11./Bremen/Notbremse).

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