„Kölscher Cafu"Benno Schmitz spielt beste Saison beim FC

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Benno schmitz (r.) mit Wolfsburgs Max Kruse

Köln – Wahrscheinlich braucht es den ganz besonderen Moment, um den Fluch zu brechen. Benno Schmitz nennt ihn selbst „kleine Serie“, ohne über eine genaue Anzahl sprechen zu wollen. Wer es genau wissen möchte: In seinen 81 Pflichtspielen für den 1. FC Köln ist der Rechtsverteidiger ein Tor schuldig geblieben. Und wer es noch genauer wissen will: Der 27-Jährige hat in seiner gesamten Profilaufbahn in 167 Einsätzen für die Geißböcke, RB Leipzig, RB Salzburg und den FC Liefering (2. Liga Österreich) noch keinen Treffer erzielt.

Am vergangenen Samstag beim 0:1 gegen den VfL Wolfsburg war der „kölsche Cafu“ zum zweiten Mal nach seinem zu Unrecht zurückgenommenen Kopfballtor im DFB-Pokal-Achtelfinale 2021 bei Jahn Regensburg ganz dicht dran. Gästekeeper Pavao Pervan lenkte den Schuss von Schmitz mit den Fingerspitzen aber an den Pfosten. „Es haben mir nach dem Spiel viele geschrieben, dass ich nah dran war. Vielleicht klappt es noch, das wäre schön“, sagte der gebürtige Münchner am Mittwoch.

Er befindet sich übrigens in bester Gesellschaft. Dennis Diekmeier, seines Zeichens auch Rechtsverteidiger, hat in 203 Bundesligaspielen ebenso nie getroffen, wie Linksverteidiger Markus Schuler(Bielefeld/Hannover) in 182 Spielen oder Thomas Eichin (Gladbach) in 180 Partien. Auch ein gewisser Max Eberl blieb als Rechtsverteidiger in seinen 104 Bundesliga-Einsätzen für Borussia Mönchengladbach torlos. Und Benno Schmitz kommt ja erst auf vergleichsweise wenige 78 Bundesligaspiele.

Benno Schmitz spielt beste Saison

Es hätte perfekt zu seiner Saison gepasst, wenn der Schuss gegen Wolfsburg ins Tor gegangen wäre. Denn Schmitz ist einer der FC-Profis, die zuerst genannt werden, wenn es darum geht, wer aus den vielen positiven Überraschungen im Kader von Coach Steffen Baumgart noch heraussticht. Er spielt im vierten Jahr beim FC seine mit Abstand beste Saison. Mit 30 Einsätzen (88 Prozent Startelfquote/81 Minuten pro Spiel) hat er schon vor der letzten Partie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim VfB Stuttgart so viele gesammelt wie in seinen ersten beiden Bundesliga-Spielzeiten zusammen.

Und von seinen acht direkten Torvorlagen für den FC in Liga eins gehen fünf auf das Konto dieser Saison. „Für mich war das Wichtigste, von Anfang an Vertrauen zu spüren und verletzungsfrei zu bleiben. Dadurch konnte ich Selbstvertrauen aufbauen. Wir haben als Mannschaft gut performed. Dass es so schnell funktioniert hat, hat jeden bestätigt“, erklärte er seine steil nach oben führende Entwicklung, die ihm in Anlehnung an den legendären brasilianischen Rechtsverteidiger den Spitznamen „kölscher Cafu“ eingebracht hat.

Schmitz: „Die Mannschaft hat durchweg eine sehr positive Entwicklung genommen."

Schmitz sicher eher der Prototyp eines soliden Außenverteidigers. Baumgart hat ihm glaubhaft klar gemacht, dass er auch offensiv Stärken hat und diese innerhalb des Spielidee des Trainers einbringen kann. „Die Mannschaft hat durchweg eine sehr positive Entwicklung genommen. Manchen Spielern hat man das nicht unbedingt zugetraut“, sagt er – und meint auch sich selber.

Der Weg der Mannschaft und seiner soll mit dem sensationellen siebten Platz und der Qualifikation für die Playoffs der Conference League keineswegs beendet sein. „Wir haben immer noch das eine Spiel vor der Brust. Es gibt die theoretische Chance Platz sechs zu schaffen, damit wir nicht unbedingt in die Playoffs müssen“, sagte er vor dem Duell mit den abstiegsgefährdeten Stuttgartern.

Um noch den Weg in die Gruppenphase der Europa League zu finden, benötigen die Kölner neben einem eigenen Sieg Schützenhilfe des VfL Bochum , der bei Union Berlin punkten muss. „Ich könnte nochmal Elvis Rexhbecaj schreiben, dass er Gas gibt“, wies Schmitz scherzend auf seine guten Kontakte zum Ex-Kollgen aus Bochum hin. Wirklich nötig sei dies aber nicht: „So wie ich Bochum unter der Saison kennengelernt habe, werden die auch alles raushauen.“

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Schmitz freut sich aber unabhängig vom Wettbewerb auf die internationalen Spiele, die bei ihm schönen Erinnerungen wecken. Mit RB Salzburg hat er in der Europa League-Qualifikation gegen Dinamo Minsk und in der Champions League-Qualifikation gegen Malmö FF gespielt.

Am intensivsten hängen geblieben ist aber das Europa League-Gruppenspiel in der Saison 2014/15, als er mit Salzburg vor mehr als 60 000 Zuschauern im Celtic Park mit 3:1 bei Celtic Glasgow gewann. „Das werde ich nicht vergessen, von der Atmosphäre her war es eines meiner besten Spiele. Sollten wir mit dem FC gegen Celtic spielen, weiß ich, was uns erwartet. Aber wir freuen uns auf jeden Gegner.“ Und im Europapokal könnte es ja dann auch den besonderen Moment geben, in dem Benno Schmitz, der gerade seinen Vertrag beim FC bis 2024 verlängert hat, den Tor-Fluch bricht.

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