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Serie „Olympioniken der Region“Die Kölner Brüder Frey – Judo-Power im Doppelpack

Lesezeit 4 Minuten

Johannes Frey tritt mit Bruder Karl-Richard bei den Olympischen Spielen an. 

  1. Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Tokio. Wegen der Corona-Krise werden es Wettkampftage sein, die unter besonderen Bedingungen stattfinden.
  2. Welche Erwartungen haben die Sportler? Wie erlebten sie die Vorbereitungen auf die Spiele?
  3. Heute: Judoka Johannes Frey, der zusammen mit seinem Bruder in Tokio antritt.

Köln – Johannes Frey erinnert sich noch gut an den Beginn seiner Judokarriere. „Ich habe früher als Kind immer mit meinen beiden älteren Brüdern im Wohnzimmer gekämpft. Da merkte ich dann, dass Judo der richtige Sport für mich ist“, erzählt der Kölner. Damals spielte er zwar noch mit dem Gedanken, mit Fußball anzufangen. „Doch das machte nicht so viel Spaß wie das Kämpfen“, sagt Frey.

Trotz anfänglich geringem Interesse am Vereinsjudo, ließ sich Frey von seinen beiden Brüdern zu einer Mitgliedschaft beim Beueler-Judo-Club überreden. Es war für zwei der Brüder der Start einer ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Nach jahrelangem harten Training haben Johannes und Karl-Richard nun ihr Ziel erreicht, zusammen bei Olympia anzutreten.

Gemeinsamer Traum geht in Erfüllung

Damit geht für beide ein Traum in Erfüllung. Gemeinsam werden sie im Juli für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Tokio an den Start gehen. „Das ist umso schöner, da wir alles miteinander teilen und immer füreinander da sind“, sagt Johannes Frey.

Judo-Wettbewerbe in Tokio

Das Nippon Budōkan in Tokio ist das Zentrum der japanischen Kampfkünste. Der aus drei achteckigen Hallen bestehende Komplex wurde für die Judo-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen 1964 errichtet - der Kampfsport feierte damals seine Olympia-Premiere. Die Haupthalle ist dem buddhistischen Tempel Hōryū-ji in der Präfektur Nara nachempfunden, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und japanische Kulturschätze beherbergt..

Die olympischen Judo-Wettbewerbe werden bei den Männern und Frauen in sieben Gewichtsklassen vom Superleichtgewicht bis zum Schwergewicht ausgetragen.

Für Karl-Richard Frey beginnt der Wettkampf im Halbschwergewicht (bis 100 Kilogramm) mit dem Achtelfinalkampf am Donnerstag, 29. Juli, ab 4 Uhr (europäischer Zeit). Sein Bruder Johannes Frey steigt im Schwergewicht (über 100 Kilogramm) einen Tag später, am Freitag, 30. Juli, ebenfalls ab 4 Uhr (europäischer Zeit) mit seinem Achtelfinale in den Kampf um die Medaillen ein. (dhi)

Neben dem Judo steht aber die Familie im Mittelpunkt der Leben der Ausnahmesportler. Der Vater Karl-Heinz Frey, ebenfalls ein passionierter Anhänger der asiatischen Kampfkunst, hat die Brüder zum Judo gebracht und begleitet sie mittlerweile als ihr Fan bei zahlreichen Turnieren. Die beiden Brüder haben eine enge Beziehung. Sie wohnen und trainieren zusammen. So wundert es auch nicht, dass Johannes seinen schönsten Moment in seinem Sport benennt, als er vor seinem Laptop miterlebte, wie sein Bruder 2014 um Platz drei bei der Weltmeisterschaft gegen den Olympiasieger von 2012 kämpfte und mit einem Sieg die einzige deutsche Medaille erringen konnte.

Der Bruder als zweiter Trainer

Karl-Richard ist für Johannes auch mehr als nur ein Trainingspartner. „Mein Bruder ist mein zweiter Trainer. Er motiviert mich und gibt mir Tipps bei der Technik.“ Diese Tipps haben sich ausgezahlt, denn neben Karl-Richard, der es schon 2016 zu den Olympischen Spielen geschafft hatte, lebt nun auch sein jüngerer Bruder Johannes den gemeinsamen Traum bei den Olympischen Spielen in Tokio.

Dass beide Brüder gemeinsam nach Tokio reisen dürfen, liegt an einem Wechsel der Gewichtsklasse, für den sich Johannes vor der Qualifikation für die Olympischen Spiele entschieden hatte. Ursprünglich sind die Brüder in derselben Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm angetreten. Aufgrund der Regel im Judo, dass nur ein Kämpfer pro Gewichtsklasse für eine Nation an den Olympischen Spielen teilnehmen darf, konfrontierte der Bundestrainer die beiden mit dieser Situation. Der Vater hatte zu Beginn Einwände, weil sein jüngster Sohn nun gegen 25 bis 30 Kilo schwerere Kolosse bestehen sollte. Schlussendlich entschied sich Johannes dann doch, dem Rat des Bundestrainers zu folgen. Seither tritt er in der Gewichtsklasse plus 100 Kilogramm an. Er wurde dort auf Anhieb Deutscher Meister und schaffte so die Qualifikation für die Spiele in Tokio.

Dabei fing das Jahr zunächst schwierig an. Nachdem sich sowohl Johannes als auch Karl-Richard in einem Trainingslager in Georgien mit dem Coronavirus infizierten, musste das gesamte Team in Quarantäne. In Deutschland angekommen, wurde Johannes erneut positiv getestet, worauf vier weitere Wochen Quarantäne folgten. Erst nach einer ärztlichen Untersuchung konnte er das Training wieder aufnehmen.

„Die Situation während der Pandemie war nicht immer einfach“, erzählt Johannes Frey. Während der Wettkämpfe und Trainingslager lebt man in der „Bubble“, in der jeglicher direkter Kontakt zu seiner Familie oder Freunden verwehrt bleibt.

Doch nun laufen die letzten Tage der Vorbereitungen. Am 23. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Tokio. Dann stehen die Wettkämpfe im Fokus der beiden deutschen Judokas.