Umkämpftes Spektakel1. FC Köln spielt in Frankfurt zum dritten Mal in Folge 1:1

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Kölns Ellyes Skhiri im Duell gegen Frankfurts Kristijan Jakic.

Frankfurt – Die Wettquoten auf ein 1:1 zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln dürften am Samstag vor dem Anpfiff um 15.30 Uhr nicht besonders hoch gelegen haben. Immerhin hatten die Hessen zuletzt vier Mal in Folge die Punkte mit diesem Ergebnis geteilt und die Geißböcke gegen Freiburg und Leipzig 1:1 gespielt. Als Schiedsrichter Martin Petersen nach 93 verrückten, hektischen und hochspannenden Minuten abpfiff, stand nach Toren von Ellyes Skhiri und Rafael Borré tatsächlich auf beiden Seiten eine Eins. Die Frankfurter bleiben damit unter ihrem neuen Trainer Oliver Glasner ohne Sieg. Und der FC durfte sich im dritten Spiel hintereinander über eine gute Leistung freuen. Aber auch wieder über das Ergebnis ärgern, weil erneut mehr drin gewesen wäre.

Steffen Baumgart entschied sich im 91. Bundesliga-Duell des FC mit der Eintracht wieder für Sebastian Andersson als zweite Spitze neben Anthony Modeste. Mark Uth, der beim 1:1 gegen Leipzig gestartet war, fand sich überraschend zunächst nur auf der Bank wieder. „Ich habe mir mit Seb mehr Präsenz gegen Hinteregger erwartet. Da wäre Mark nicht der richtige gewesen“, erklärte der FC-Coach seine Wahl. Außerdem kehrte Florian Kainz nach seiner Gelb-Rot-Sperre in die erste Elf zurück. Für den Österreicher musste Jan Thielmann weichen. Die beiden personellen Wechsel änderten aber nichts an der Herangehensweise der Geißböcke. „Wir wollen ihnen keine Ruhe lassen“, hatte Baumgart ein ähnlich wildes Spiel wie gegen Leipzig angekündigt.

Modeste mit Nasenbluten

Dass es in der ersten Hälfte dann derart unruhig werden würde, hätte aber wohl selbst der FC-Trainer nicht vorhersagen wollen. Das Spiel entwickelte sich von der ersten Minute als leidenschaftlicher Kampf. Beide Teams waren nicht bereit auch nur einen Zentimeter Raum freiwillig herzugeben. So kam man sich nahe und manchmal auch zu nahe. Erstes Opfer war Frankfurts Weltmeister Erik Durm, der nach einem heftigen Zusammenprall mit Florian Kainz benommen vom Platz musste (11.). „Ich habe es gar nicht richtig mitbekommen, hoffe aber natürlich, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte Kainz, nachdem er Durm mit der Schulter am Kopf getroffen hatte. Luca Kilian musste das Schicksal des Eintracht-Rechtsverteidigers nach 35 Minuten teilen. FC-Keeper Timo Horn hatte den Innenverteidiger abgeräumt und dabei am Kopf getroffen. Kilian versuchte es zunächst noch einmal, musste dann aber sichtlich benommen vom Platz.

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Immer wieder lagen Spieler auf dem Boden. Tony Modeste hatte nach einem Zusammenprall mit Martin Hinteregger Nasenbluten. Benno Schmitz und Timothy Chandler waren im Luftkampf mit den Köpfen zusammengerauscht (36.). Der Frankfurter musste mit einem Kopfverband weiterspielen (38.) und wurde in der Pause 15 Minuten lang genäht. Schmitz musste zur Halbzeit sogar ganz in der Kabine bleiben. „Ich habe noch keine Diagnose“, sagte Baumgart nach dem Spiel zum Zustand von Kilian und Schmitz. Es war kein unfaires oder extrem hartes Spiel, aber die Anzahl der Unterbrechungen und Kopfverletzungen war schon sehr ungewöhnlich. Jonas Hector beschrieb es so: „Wenig Spielfluss, hohe Intensität.“

Frankfurt enttäuscht spielerisch

Fußball spielten beide Mannschaften zwischendurch auch. Zunächst mit klaren Vorteilen für die Kölner. Der FC schaltete nach Ballgewinnen konsequent nach vorne um und nutzte die Räume, die ihm die Eintracht gewährte. So fiel auch das 1:0. Benno Schmitz machte den Ball nach einer abgewehrten Ecke per Bogenpass wieder scharf und fand den durchgestarteten Jonas Hector. Der Kapitän zögerte nicht, legte direkt von links quer, wo Ellyes Skhiri herangerauscht kam und überlegt einschoss (14.). Frankfurt war beeindruckt und im Glück, weil die Kölner ihre hervorragenden Kontermöglichkeiten nicht sauber ausspielten. Außer einem Modeste-Kopfball (20.) sprang jedenfalls bis in die achtminütige Nachspielzeit keine klare Chance mehr heraus. Da allerdings rutschte der emsige Andersson nach einer Modeste-Flanke nur knapp am 0:2 vorbei.

Auf der anderen Seite warfen die Gastgeber körperlich zwar alles in die Waagschale, enttäuschten spielerisch aber und strahlten deshalb auch kaum Torgefahr aus. Abgesehen von Filip Kostic. Der Serbe war auf der linken Seite ein ständiger Unruheherd und folgerichtig auch Vorbereiter des Ausgleichs in der sechsten der acht Minuten Nachspielzeit. Von Jens Petter Hauge in Szene gesetzt ließ der Techniker Schmitz keine Chance und legte den Ball perfekt zu Rafael Borré, der aus dem Rückraum sein erstes Tor im Eintracht-Trikot markierte. Wir haben am Ende der ersten Hälfte unseren Plan verlassen und hätten vorher bei unseren Kontern nachlegen müssen“, erklärte Jonas Hector.

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Nur der Pausenpfiff unterbrach das hektische Spektakel. Steffen Baumgart nahm neben Schmitz auch den verwarnten Dejan Ljubicic vom Platz und brachte Thielmann und Kingsley Ehizibue. Wieder hatten die Kölner den besseren Start. Nach einem 18-Meter-Schuss von Ondrej Duda ließ Kevin Trapp prallen. Modeste spritzte dazwischen und wurde vom Frankfurter Nationaltorwart elfmeterwürdig gelegt. Schiedsrichter Petersen gewährte aber Vorteil, weil Kainz zum 1:2 einschieben konnte (54.). Allerdings schaltete sich der Video-Assistent ein und erkannte den Treffer ab, weil Modeste beim Dudas Schuss hauchdünn im Abseits gestanden haben soll. Es gab auch Stimmen, dass der Kölner Keller die Szene einen Moment zu früh angehalten habe und der Franzose nicht im Abseits stand.

Nachdem Andersson seine nächste Chance zum ersten Saisontor aus fünf Metern nicht nutzte (58.), waren die wenig strukturiert auftretenden Hausherren mal wieder dran. Der eingewechselte Daichi Kamada köpfte vorbei (63.) und Jorge Meré unterlief nach zwei Ballverlusten in einer Szene anschließend fast noch ein Eigentor (68.). Bei der anschließenden Ecke musste Timo Horn gegen einen Hinteregger-Schuss seine ganze Klasse abrufen (69.). Das Spiel beruhigte sich dann tatsächlich etwas. Wahrscheinlich, weil die Kräfte bei den Akteuren nachließen. Der spät eingewechselte Mark Uth hätte aber fast noch den Siegtreffer erzielt. Seinen Schuss mit dem schwächeren rechten Fuß aus acht Metern blockten die Frankfurter aber (90.+3). „Es war ein interessantes, hochklassiges Spiel. Beide haben auf Sieg gespielt, beide haben gut gearbeitet. Grundsätzlich bin ich zufrieden. Mit dem Ergebnis fragen sie mich in zwei Tagen noch mal“, wollte Steffen Baumgart das dritte 1:1 in Folge noch nicht endgültig einordnen.

Frankfurt: Trapp; Chandler, Ndicka, Hinteregger, Durm (11. Da Costa); Sow (85. Ilsanker), Jakic; Borré, Hauge (61. Kamada), Kostic; Lammers (61. Lindström). - 1. FC Köln: T. Horn; Schmitz (46. Ehizibue), Kilian (35. Meré), Czichos, Hector; Skhiri; Ljubicic (46. Thielmann), Duda (85. Uth), Kainz (72. Schaub); Modeste, Andersson. – SR.: Petersen (Stuttgart). – Zuschauer: 24.000. – Tore: 0:1 Skhiri (14.), 1:1 Borré (45.+6). – Gelbe Karten: Chandler, Hinteregger; Ljubicic, Ehizibue, Andersson.

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