„Es war unkontrollierbar“Piloten äußern sich erstmals zu Flugzeugkatastrophe mit Airbus A350 in Tokio

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Der Airbus A350 von Japan-Airlines-Flug 516 brennt am Flughafen Tokio-Haneda völlig aus. Er war kurz zuvor mit einem Flugzeug der japanischen Küstenwache kollidiert.

Der Airbus A350 von Japan-Airlines-Flug 516 brennt am Flughafen Tokio-Haneda völlig aus. Er war kurz zuvor mit einem Flugzeug der japanischen Küstenwache kollidiert.

Die Japan-Airlines-Piloten beschreiben die dramatischen Szenen nach dem Zusammenstoß. An Bord waren fast 380 Menschen.

Nach der schweren Flugzeugkatastrophe am Flughafen Tokio-Haneda haben die Piloten des Airbus A350 von Japan Airlines neue Details preisgegeben. Das Flugzeug sei unmittelbar nach dem Zusammenstoß mit einem Flugzeug der japanischen Küstenwache nicht mehr zu steuern gewesen, erklärte einer der drei Piloten im Rahmen einer Befragung durch die japanische Fluggesellschaft.

„Das Flugzeug war unkontrollierbar. Wir haben einen starken Schlag gespürt und der Airbus A350 geriet ins Schleudern“, zitiert der japanische öffentlich-rechtliche Rundfunksender NHK aus der Befragung der Airbus-Piloten. Einer der Piloten hätte versucht, Bremsen, Heckruder und weitere Steuerungselemente zu aktivieren – allerdings ohne Erfolg.

Flugzeugkatastrophe in Tokio: Piloten nennen Details aus dem Cockpit

Japan Airlines veröffentlichte Auszüge aus der Befragung im Rahmen eines ersten Zwischenberichts zur Katastrophe. Am 2. Januar war ein Airbus A350 der japanischen Fluggesellschaft im Landeanflug auf den Flughafen Tokio-Haneda auf einer Bombardier DHC-8 der japanischen Küstenwache gelandet. Fünf der sechs Insassen des Kleinflugzeugs kamen ums Leben.

„Als das Flugzeug zum Stehen kam, war es im Cockpit komplett dunkel. Wir wussten sofort, dass das Flugzeug dringend evakuiert werden muss“, erklärte einer der Piloten weiter. Allerdings hätte es im Cockpit einige Probleme gegeben. So sei das Licht, das die Aktivierung der Feuerlöscher in den Triebwerken anzeigt, nicht eingeschaltet gewesen.

Airbus A350 geht nach Feuerball in Flammen auf – Pilot berichten von völliger Dunkelheit

Zudem konnte die Crew nicht per Knopfdruck darüber informiert werden, dass die Maschine evakuiert werden muss. Die Crew hatte den großen Feuerball am linken Triebwerk allerdings im Gegensatz zu den Piloten direkt sehen können und hatte die ersten Evakuierungsmaßnahmen bereits eingeleitet.

Der Airbus A350 von Japan Airlines wurde binnen 18 Minuten evakuiert, alle 367 Passagiere an Bord blieben ebenso wie die zwölf Crewmitglieder unverletzt. An Bord des Flugzeugs der japanischen Küstenwache überlebte nur der Pilot, er konnte sich mit lebensgefährlichen Verletzungen aus der zerstörten Maschine retten.

Airbus A350 stößt mit Kleinflugzeug zusammen: Neue Details zur Katastrophe

Die Flugzeugkatastrophe kurz nach Neujahr wurde nach ersten Erkenntnissen des japanischen Verkehrsministeriums durch einen Kommunikationsfehler zwischen der Flugverkehrskontrolle und dem Piloten der Bombardier DHC-8 verursacht. Die Maschine der japanischen Küstenwache war auf die Start- und Landebahn gefahren, ohne eine Starterlaubnis erhalten zu haben.

Flugsicherheitsexperten hatten im Anschluss schwere Vorwürfe gegen die japanische Flugverkehrskontrolle erhoben, da die Kommunikation in den letzten Minuten vor dem Unglück immer wieder zwischen Japanisch und Englisch hin und her wechselte. Außerdem sei es unverständlich, warum die Warnampel neben der Start- und Landebahn ausgeschaltet waren.

Flugzeugkatastrophe in Tokio: Sicherheitsexperten erheben schwere Vorwürfe gegen Fluglotsen

„Viele der schwerwiegenden Zwischenfälle hätten durch bessere Technik vermieden werden können. Es gibt bereits theoretisch Systeme, die Fluglotsen und Piloten dabei helfen, potenzielle Konflikte auf der Startbahn zu erkennen“, hatte der Flugsicherheitsexperte Hassan Shahidi dem Magazin „Business Insider“ nach dem Unglück gesagt.

Japan Airlines hat angekündigt, die Reste des Airbus A350 in der Firmenzentrale auszustellen, um an die Notwendigkeit von hohen Sicherheitsstandards zu erinnern. Der Airbus A350 war erst zwei Jahre im Dienst, die Crew der japanischen Fluggesellschaft wurde für ihre Arbeit bei der Evakuierung international gelobt. (shh)

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