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Kurioser Renten-ProzessGericht soll klären, ob Mann 48 oder 102 Jahre alt ist

Lesezeit 3 Minuten
Celle Gericht

Ein Schild weist auf das Landessozialgericht in Celle hin.

Celle – Sollte man nicht im Alter von 102 Jahren schon längst Rentner und zur Ruhe gekommen sein? Das Leben genießen, auf die Gesundheit schauen, allenfalls etwas gärtnern oder tun, was immer einem Menschen lieb und teuer ist?

Die meisten dürften das annehmen. Doch nicht in allen Fällen scheint dies selbstverständlich zu sein, erst recht dann, wenn das Alter des betreffenden Menschen nicht ganz klar ist.

Oder überhaupt nicht klar, wie im vorliegenden Fall, über den das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen mit Sitz in Celle entscheiden muss: Denn ein Mann aus dem Landkreis Stade sagt über sich, er sei schon 102 Jahre alt - und habe damit Anspruch auf die Rente. Doch für die Rentenversicherung ist er erst knapp 50. Wie kann das sein?

Celle: Mann laut Rentenversicherung erst 1973 geboren

Über das eigene Alter sollte es eigentlich keine Irrtümer geben. Für die Deutsche Rentenversicherung scheint der Fall denn auch klar zu sein: Sie lehnte den Rentenantrag des Mannes ab, weil dieser laut Versicherungskonto erst 1973 geboren wurde. Für einen knapp 50-Jährigen käme eine Altersrente unter normalen Umständen tatsächlich wohl etwas früh.

Wie alt ist er also wirklich? Genau das will das Landessozialgericht klären, sein Alter und seine Identität feststellen - an diesem Freitag ab 9.00 Uhr. Das Gericht kündigte an: „Zur weiterführenden Aufklärung des Sachverhalts hat das Gericht das persönliche Erscheinen des Mannes zum Termin angeordnet und seinen Arbeitgeber geladen.“ Ob er wirklich kommt? Da möchte sich ein Gerichtssprecher zunächst nicht festlegen.

Mann behauptet, 1919 in Hannover geboren zu sein

Laut Rentenversicherung geht der Mann, der entweder ein Greis ist oder mitten im Berufsleben stehen sollte, einer Vollzeittätigkeit als Verwaltungsfachangestellter nach - was bei einem 102-Jährigen recht unwahrscheinlich sei. Der Mann selbst jedoch beharrte den Angaben zufolge darauf, 1919 in Hannover geboren worden zu. Er habe eine eidesstattliche Erklärung und eine selbst verfasste „Geburtsbescheinigung“ vorgelegt. Die Daten der Deutschen Rentenversicherung seien aus seiner Sicht falsch, 1973 habe er vielmehr in Stade einen Unfall erlitten.

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Nun fordern Deutschlands Arbeitgeber zwar eine Debatte über eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit in Deutschland - aber bis 102? Wohl kaum. Tatsächlich arbeiten immer mehr Ältere in Deutschland. So waren im vergangenen Jahr 1,04 Millionen Beschäftigte 67 Jahre alt oder älter. Fast 600 000 hatten noch im Alter ab 70 einen regelmäßigen Job, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag Mitte Juli ergab. Fast 220 000 waren demnach sogar älter als 75 Jahre - und 72 000 Beschäftigte älter als 80 Jahre.

Bereits seit Jahren stellen Arbeitsmarktforscher fest: Menschen fühlen sich im Rentenalter nicht unbedingt reif für den Ruhestand. Ältere sind im Schnitt auch fitter als frühere Generationen. Zudem sind Fachkräfte stark gefragt und auch im Alter begehrt. Dennoch meinte der angeblich 102-Jährige laut Gericht, er könne nicht länger auf die Rente warten. Ob er Erfolg hat und seine Altersrente bekommt? Nach Angaben des Gerichts verlief schon ein erstes Gerichtsverfahren „nicht im Sinne des Klägers“. (dpa)