Rezession, Heizungsgesetz-Debakel, Grünen-Absturz: Robert Habecks Bilanz als Wirtschaftsminister liest sich wie eine Chronik des Scheiterns. Dennoch gab er der deutschen Politik etwas Wichtiges.
Rückzug von Robert HabeckDieser Politiker-Typ wird dem Land fehlen

Robert Habeck verlässt den Bundestag. (Archivbild)
Copyright: Sebastian Gollnow/dpa
Zugegeben: Auf den ersten Blick fällt es schwer, die bundespolitische Karriere des Robert Habeck jetzt, im Nachhinein, nicht als einzige große Pleite zu beschreiben.
Seine Bilanz als Wirtschaftsminister? 2025 droht das dritte Rezessionsjahr hintereinander zu werden, das gab es in der deutschen Nachkriegsgeschichte noch nie. Sein Nimbus als Grünen-Ikone? Geschreddert spätestens seit der Aufregung um sein Heizungsgesetz, von dem heute zwar kaum einer noch so genau sagen könnte, was da eigentlich drinsteht, aber alle auch noch in vielen Jahren finden werden, dass es im Grunde die grüne Übergriffigkeit schlechthin gewesen sein muss.
Habeck, den viele, er selbst eingeschlossen, für einen ganz besonderen Politiker hielten, war am Ende vor allem ganz besonders schlecht. Entsprechend hämisch lesen sich nun, da er seinen Rückzug aus dem Bundestag verkündet hat, viele politische Nachrufe auf ihn. Mit Spott wird man dem Phänomen allerdings nicht gerecht.
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Dass er auch konkrete Erfolge vorzuweisen hat, den Rekordausbau der Windkraft zum Beispiel, ist dabei nicht einmal das Entscheidende. Habeck, der in der Vor-Heizungsgesetz-Zeit ja auch mal der beliebteste Politiker des Landes war, weckte bei den Menschen die Erwartung eines ganz neuen Politikstils: ehrlicher, lockerer, sympathischer. Diese Erwartung, auch wenn sie übertrieben war, hat der politischen Kultur im Land gutgetan.
Millionen Deutsche hörten Habeck gerne zu
Natürlich ist Habeck ein Schwätzer, einer, der sich gerne reden hört – aber Millionen Deutsche hörten ihm mindestens genauso gerne zu. Weil er eben anders sprach als die anderen, über eigene Zweifel oder gar Wissenslücken zum Beispiel, und immer wieder über Zuversicht. Der Plan der Bundesregierung, für die Energiewende notfalls irre Kosten zu tragen, begründete er so: „Am Ende ist es nur Geld.“ Über seine Begeisterung für Solarenergie hat er einmal gesagt: „Die Sonne gehört niemandem.“
Naiv? Kitschig? Bestimmt, aber das sind Sätze wie „Yes we can“ auch, und es gibt in Deutschland nicht viele Politiker, denen sie einfallen. Dass Habeck diesen träumerischen Sound auf harten Feldern wie der Ukraine- oder der Flüchtlingspolitik gerade in den letzten Monaten mit einem ziemlich wuchtigen Realo-Kurs verband, hätte ihn sogar zu einem idealen Kandidaten der Mitte werden lassen können, aber das hat im allgemeinen Niedergang der Grünen keine große Rolle mehr gespielt.
Insofern hängt die Habeck-Bilanz letztlich von der Frage ab, was der Politik besser bekäme: ein Hoffnungsträger, der am Ende enttäuscht, oder gar keiner. Robert Habeck mag gescheitert sein. Vermissen kann man ihn trotzdem.
