100-Jähriges JubiläumDie Uni schenkt ihren Studierenden ein Festival am Tanzbrunnen

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Stimmung mit Kasalla – die Besucher des Unifestivals feierten ausgelassen.

Stimmung mit Kasalla – die Besucher des Unifestivals feierten ausgelassen.

Köln – Hört man sich bei den Studenten vor Ort um, wird schnell klar: Es geht nicht immer nur ums Feiern. Inmitten der fröhlichen Atmosphäre beim Unifestival am Tanzbrunnen zum 100-jährigem Bestehen der Universität zu Köln beschäftigt sich der ein oder andere mit einem durchaus heiklen Thema – dem vielfach kritisierten Sparplan der Universität.

„Wieso sollen wir dafür gerade stehen, wenn die in der Verwaltung immer Mist bauen?“, regt sich Lea auf. Sie studiert an der Uni und zählt sich zu den Kritikern des Sparkurses, bei dem unter anderem Lehrpersonal gestrichen werden soll.

Brings, Lupo und Kasalla

Während auf der Bühne Kölner Bands wie Brings, Lupo und Kasalla spielen und die Menge zum Tanzen bringen, wird etwas abseits auch diskutiert.„Heute geht das nicht mehr so einfach, sich ewig Zeit lassen und auf der faulen Haut liegen. Wenn mein Vater mir von seinen Studienzeiten erzählt und wie lange er teilweise gebraucht hat, um einen Schein zu bekommen, bin ich manchmal echt neidisch“, sagt Lea.

Sie sieht Veranstaltungen wie das Unifestival als willkommene Abwechslung zum Lernstress. „Und natürlich ist es super, dass es umsonst ist! Klar ist das eine gute Investition!“, beurteilt Lea das Gratis-Konzept des Festivals. Schließlich müssten viele Studenten nebenher arbeiten. Da sei ein ganzer Tag mit Bands aus Köln und internationalen Acts „für umme“ ein kleiner Lichtblick für den sorgengeplagten Geldbeutel der Studenten. Die teils gepfefferten Preise an den Getränke- und Essensbuden kommentiert Lea mit einem Schulterzucken: „Na, es wird ja keiner dazu gezwungen, sich Falafel für fast zehn Euro zu kaufen. Pommes für 2,50€ tun’s doch auch. Oder man isst vorher noch ordentlich.“

Lieber Forschung statt Feiern?

Als „lächerlich“, bezeichnet auch Jennifer, ebenfalls Studentin der Uni Köln, kurz und knapp die seitens der Unileitung vorgebrachte Anregung, bereitgestellte Gelder doch besser für die Forschung statt fürs Feiern auszugeben. „Wir Studenten wollen ja nicht jeden Abend in der Kneipe rumsitzen und uns sinnlos betrinken. Aber zusammen feiern, tanzen, andere Kommilitonen kennenlernen, wo geht das besser als auf einem Unifestival?“, sagt sie. Und überhaupt: „Es wird schon genug in die Forschung investiert!“. Gemeint ist die „Exzellenzstrategie“, bei der Universitäten in Deutschland mittels eines milliardenschweren Programms von Bund und Ländern gefördert werden. Das Problem aus Sicht der Studierenden: In Köln fließt die Förderung direkt in die Spitzenforschung, da die Universität als Eliteuni mit vier Spitzenfeldern gilt – obwohl im Haushalt ein mehr als deutliches Defizit herrscht. Um das zu beheben, sieht man vor allem Sparpotenzial bei den Personalkosten, was im Klartext nichts anderes heißt als Stellenkürzungen. Millionenschwere finanzielle Mittel auf der einen Seite, empfindlicher Stellenabbau auf der anderen. Das ist vielen nur schwer vermittelbar.

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Inzwischen warten die Feiernden auf den Hauptact: Alice Merton. Die deutsche Sängerin, die in insgesamt vier Ländern aufgewachsen ist, legte 2018 mit „No Roots“ einen Riesenhit in den Charts hin. Im Tanzbrunnen können die Besucher sie umsonst sehen. Merton selbst, feministisch stilecht mit „MINT“-Scherpe um ihr Outfit drapiert, zeigt an diesem Abend ungemein viel Energie; sie tanzt, springt und wirbelt über die Bühne. Und die Besucher stehen dem in Nichts nach. Ob Studenten, Familien, Kinder, alle tanzen und hüpfen herum, die Stimmung ist ausgezeichnet. Ein gelungener Schachzug der Festival-Organisatoren also.

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