20. Studioalbum von BAPWolfgang Niedecken blickt auf die Bandgeschichte

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Ein Mann räumt auf: Wolfgang Niedecken in dem Video zu „Jenau Jesaat: Op Odyssee“.

  • Seit mehr als 40 Jahren steht Wolfgang Niedecken mit seiner Band auf der Bühne.
  • Am 18. September erscheint das 20. Studioalbum der Band.
  • Zusammen mit Niedecken schauen wir zurück auf die Bandgeschichte.

Köln – Keine Frage: Der Mann hat sich entwickelt. Das dritte Stück des neuen BAP-Albums ist am Freitag veröffentlicht, viral gegangen sozusagen. Vor 40 Jahren hätte sich Wolfgang Niedecken über so eine Formulierung, aber mehr noch über das ausgeklügelte Marketingkonzept mit Videogruß aus dem heimischen Garten, Youtube-Clip, aufpolierter neuer Webseite und Facebook-Botschaft mutmaßlich sehr empört. Doch die Zeiten ändern sich: Nix wie bessher.

Der Song „Jenau Jesaat: Op Odyssee“ erzählt die Bandgeschichte der frühen Jahre. Von der „unschuldigen Zeit“, wie der BAP-Chef sagt, in der man selbst nicht eingestellt gewesen war auf den überregionalen Erfolg. In der man verwundert feststellen durfte, dass kölsche Rockmusik im ganzen Land ankommt, auch wenn in Cloppenburg oder im Allgäu die eine oder andere kölsche Zeile noch heute ein Rätsel sein dürfte. Aber das lässt sich mit der Google-Suchmaschine längst spielend entschlüsseln. „Ir’ndwie dä Wahnsinn, et funktioniert, och wenn uns Sprooch ei’ntlich kaum einer versteht“, heißt es in dem Stück.

In dem dazugehörigen Clip regnet es leicht verblichene Polaroid-Aufnahmen auf den Bandgründer herab. Der sitzt in der Küche, dem Arbeitsraum, ist als Musiker und bildender Künstler zu sehen, räumt sein eigenes Porträt weg, im Hintergrund die gerahmte Auszeichnung für das erste Album „BAP rockt andere kölsche Leeder.“ Es sieht aus, als wenn da einer sein Museum sortiert.

Texte wie immer vom „Chef“

Erscheinen wird das neue Album am 18. September. Dass dies der 40. Todestag seines Vaters („Verdamp lang her“) ist, sei Zufall, versichert Niedecken. Der Titel des Albums: „Alles fließt“. Es ist das 20. Studioalbum der Band, die benannt ist nach dem sparsamen Vater, dem „Bapp“, mit dem sich Niedecken so intensiv auseinandergesetzt hat. Gitarrist Ulrich Rode und Multiinstrumentalistin Anne de Wolff haben die meisten Stücke komponiert und das Album produziert, die Texte stammen wie immer vom „Chef“.

Aufgenommen wurde es in Röhrsdorf bei Dresden, im Hamburger Bluhouse gab es den Feinschliff. Vorab veröffentlicht hat Niedecken bereits die Helfer-Hymne „Huh die Jläser, huh die Tasse“, mit der er Pfleger und Ärzte in der Corona-Hochphase würdigte. Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes erschien „Ruhe vor’m Sturm“, ein Appell gegen rechte Populisten und andere Brandstifter im demokratischen Haus.

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Das dritte Vorab-Stück erzählt von den Anfängen in Kneipen, Jugendzentren, schlecht bezahlten Gigs, aber auch dem legendären Rockpalast-Konzert auf der Loreley, das den endgültigen Durchbruch bedeutete. Niedecken singt vom Mariensaal in Nippes, dem Chlodwig-Eck und dem Stollwerck, und ins Bild segelt ein Titelbild der „Bravo“ („ dofür hammer uns jeniert“). Wer sich an den Streit mit dem legendären Gitarristen Klaus „Major“ Heuser erinnert, der darum ging, ob nun auf Englisch oder „op Kölsch“ gerockt wird, der hört das Stück vielleicht etwas anders: „Ir’ndwie dä Wahnsinn, et funktioniert.“ Im kommenden Jahr feiert Niedecken seinen 70. Geburtstag. Dieser Mann schaut zufrieden auf sein Werk zurück.

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