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40 Tonnen Kokain geschmuggelt
Prozess gegen Drogenbande startet in Köln

3 min
Ein Teil eines großen Kokainfunds wird bei einer Pressekonferenz gezeigt.

Wertvolle Ware: Ein Haufen mit Kokain, von den Behörden sichergestellt.

Sieben Männer müssen sich vor dem Landgericht verantworten. Die organisierte Bande soll die Drogen über den Hamburger Hafen eingeschmuggelt haben. Der Prozess könnte bis März 2026 dauern.

Als im Mai die Kriminalitätsstatistik vom Chef des Bundeskriminalamts, Holger Münch, vorgestellt wurde, war von einer „Kokain-Schwemme“ in Deutschland die Rede. Dem Lagebericht zufolge war die Gesamtmenge des im Jahr 2023 in Deutschland beschlagnahmten Kokains schon auf eine Rekordmenge von 43 Tonnen angestiegen, was einer Verdoppelung im Vergleich zu 2022 entsprach. Noch 2017 belief sich die Menge des sichergestellten Kokains gerade mal auf acht Tonnen. Vor diesem Hintergrund wird die Dimension deutlich, die ein ab dem 9. Oktober am Landgericht anstehender Prozess gegen sieben Angeklagte hat: Sie allein sollen von Mai 2022 bis September 2023 rund 40 Tonnen Kokain nach Deutschland geschleust, oder es zumindest versucht haben, wie Landgerichtssprecher Dr. Hans Logemann der Rundschau auf Nachfrage bestätigte. Zu den Vorwürfen gegen die Männer sagte Logemann: „Sie sollen sich ab 2022 zusammengeschlossen haben, um im Auftrag eines Hintermanns in Dubai auf dem Seeweg über den Hamburger Hafen Kokain in das Bundesgebiet zu importieren.“ Für den Prozess sind insgesamt 33 Verhandlungstage terminiert. Mit einem Urteil wird nicht vor Ende März 2026 gerechnet.

Zehn Lieferungen über Hamburg

Laut Anklage soll es zu zehn Lieferungen — unter anderem aus Ecuador — per Seecontainer gekommen sein, wobei das Kokain in legalen Warenlieferungen versteckt gewesen sein soll. Der Sprecher teilte mit, dass ein Großteil der Lieferungen jedoch bereits bei Kontrollen in den Ausgangshäfen, bei Zwischenstopps — unter anderem in Rotterdam — sowie bei der zollrechtlichen Abfertigung im Hamburger Hafen sichergestellt worden seien. Ob, und in welchem Umfang Kokain aus den Lieferungen auf den deutschen Drogenmarkt gelangte, konnte der Gerichtssprecher zunächst nicht beantworten. Ziel der Bande sei es gewesen, das Rauschgift gewinnbringend zu verkaufen.

Organisierte Bande mit klarer Aufgabenteilung

Laut den Angaben des Sprechers seien in der Anklage vier Männer im Alter zwischen 35 und 55 Jahren als Täter benannt. Sie sollen den Drogenschmuggel organisiert und ausgeführt haben. So soll ein Türke (40) als Geschäftsführer einer Kölner Spedition einen Teil der Lieferungen über das Unternehmen abgewickelt haben. Im Übrigen sei der Rauschgifthandel über weitere Firmen und Gesellschaften erfolgt, die ein Deutscher (44) im Auftrag des 40-Jährigen eigens gegründet habe. Für diese Gesellschaften soll der 44-Jährige auch als Geschäftsführer tätig gewesen sein. In Hamburg soll zudem ein 55-jähriger Deutscher, als Betreiber weiterer Unternehmen mit den Zoll- und Frachtformalitäten betraut gewesen sein. Zudem soll ein Bulgare (31) zusätzlich in Hamburg als „verlängerter Arm“ des 40-jährigen mutmaßlichen Kölner Kopfs der Bande agiert und Containerlieferungen betreut haben. Den drei weiteren Angeklagten in dem Prozess würden hingegen Beihilfen zur Last gelegt. Sie sollen als Entpacker oder Lkw-Fahrer tätig geworden sein.

Millionenschwerer Straßenwert und gesellschaftliche Folgen

Die Summe, die der Verkauf von 40 Tonnen Kokain eingebracht hätte, wäre immens gewesen. Erst im April hatte das Landgericht in einem Fall (siehe Kasten), bei dem es um die vergleichsweise kleine Menge von 520 Kilo Kokain gegangen war, den Straßenverkaufswert mit 25 Millionen Euro beziffert — „bei zurückhaltender Berechnung“, wie der Vorsitzende damals betonte. Lange galt Kokain als „Luxusdroge“. Doch die Zeiten scheinen vorbei: Die Elendsdroge „Crack“, deren schreckliche Folgen täglich am Neumarkt und im unmittelbaren Umfeld beobachtet werden können, basiert ebenfalls auf Kokain, das mit Natriumhydrogencarbonat (Backsoda) verkocht wird.

15 Jahre Haft lautet die Höchststrafe für Drogenhandel. Vor dem Hintergrund der sonst am Kölner Landgericht für wesentlich geringere Mengen verhängte Strafen, müssen vor allem die vier Hauptangeklagten mit eben jener Höchststrafe rechnen.