Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Angeklagte schweigen zunächstAusnahmezustand beim „Pink-Panther“-Prozess

Lesezeit 2 Minuten

Auf der Anklagebank: Seit Dienstag müssen sich drei Männer wegen verschiedener Delikte vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Köln – Um 8 Uhr am Morgen schwebte der erste Hubschrauber auf den gesperrten Parkplatz der Kölner Staatsanwaltschaft. Darin einer von drei Angeklagten (36, 38 und 41), die sich seit Dienstag wegen eines Überfalls auf einen Schmucktransporter in Esslingen am Neckar vor dem Landgericht verantworten müssen. Bei dem Raub sollen die Männer Schmuck, Schmuckteile und Edelmetall im Wert von knapp 600 000 Euro erbeutet haben. Bei einem erneuten mutmaßlichen Raubversuch einen Monat später, wiederum in Esslingen, wurden die Täter von einem Mobilen Einsatzkommando der Polizei festgenommen. Über ihre Anwälte teilten die Angeklagten mit, sich zunächst schweigend verteidigen zu wollen.

Nach der Landung des ersten Helikopters schwebten im Zwanzig-Minuten-Rhythmus auch die anderen beiden ein. Danach wurden die Angeklagten jeweils per Autokorso und von schwer bewaffneten Polizeibeamten bewacht zum Justizzentrum an der Luxemburger Straße gefahren. Während der Landung war die Hans-Carl-Nipperdey-Straße für den Verkehr komplett gesperrt.

Sicherheitsvorkehrungen „kommen einer Vorverurteilung gleich“

Auch im Gebäude sicherten zahlreiche mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte den Eingangsbereich, die Flure und Saal 112, in dem der Prozessauftakt stattfand. Den Saal durften Prozessbeteiligte sowie Zuschauer ausnahmslos nur nach Leibesvisitation betreten. Der Grund für den Aufwand: Laut Informationen aus Justizkreisen soll mindestens ein Angeklagter zur berüchtigten „Pink Panther“-Bande gehören. Die Gruppe wird von der internationalen Polizeibehörde Interpol für zahlreiche Raubüberfälle weltweit verantwortlich gemacht. Zudem soll der 38-Jährige im Sommer 2013 von zwei Männern aus einem Gefängnis in der Schweiz unter Einsatz von Schusswaffen befreit worden sein.

Dass einer der Angeklagten tatsächlich zur „Pink Panther“-Bande gehört, wird am Dienstag hingegen von keiner Seite bestätigt. Rechtsanwalt Ulrich Rimmel, er verteidigt den 38-Jährigen, will sich zu einer vermeintlichen Zugehörigkeit seines Mandanten zur Juwelenräuberbande nicht äußern. Er kritisierte vielmehr die Sicherheitsvorkehrungen gegenüber der Rundschau. Sie kämen, so Rimmel, einer „Stigmatisierung und Vorverurteilung“ der Angeklagten gleich. In der Anklageschrift, die Staatsanwalt René Gilles wegen der Saalkontrolle nur mit 45-minütiger Verspätung vortragen kann, fällt der Name „Pink Panther“ ebenfalls an keiner Stelle. Einen Anklagepunkt wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gibt es nicht. Die Anklagepunkte lauten vielmehr: schwerer Raub, versuchter schwerer Raub sowie illegaler Waffenbesitz und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. In der Kölner Wohnung, in der der 38-Jährige vor den Taten gelebt haben soll, stellte die Polizei bei einer Durchsuchung unter anderem ein funktionsfähiges Sturmgewehr sicher.

Nach der Verlesung der Anklage wurde der Prozess auf Donnerstag vertagt.