Anschlagspläne für Kölner DomEnttäuschte Touristen und besorgte Domschweizer

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Kerzenbänke aus dem Dom wurden nach draußen gebracht.

Kerzenbänke aus dem Dom wurden nach draußen gebracht.

Nicht allen gehe es gut damit, in diesen Tagen „wie auf dem Präsentierteller“ vor dem Dom zu stehen, sagt ein Domschweizer.

Für manche ist der Weg zum Dom in diesen Tagen besonders emotional. „Ich bin Kölnerin und das hier tut weh“, sagt eine Besucherin sichtlich bewegt und deutet auf die geschlossenen Tore und die etlichen auf der Domplatte geparkten Polizeifahrzeuge. „Aber mir war es ein Bedürfnis, hier herzukommen und eine Kerze anzuzünden. Für den Dom und den Frieden weltweit.“

Weil es die aktuelle Sicherheitslage nicht erlaubt, dass Gläubige in der Kirche eine Kerze entzünden können, wurde kurzfristig ein Weihnachtsmarktstand vor dem Domportal als Ersatz improvisiert. Einige Kerzenbänke aus dem Dom wurden aufgestellt sowie eine Kollekte. Bis Mittwochmittag wurden schon rund 850 Kerzen entzüdent. „Jeder, der in diesen Tagen vor dem Kölner Dom eine Kerze entzündet, setzt damit auch ein Zeichen für den Frieden“, hatte Dompropst Msgr. Guido Assmann am zweiten Weihnachtsfeiertag gesagt. „Möge dieses Friedenszeichen wachsen und sich ausbreiten und als Zeichen der Versöhnung in die ganze Welt hineinstrahlen.“

Menschen entzünden Kerzen in einer Weihnachtsmarktbude vor dem Dom.

Viele wollten am Mittwoch vor dem Dom eine Kerze anzünden.

Seit die Kölner Polizei am Abend des 23. Dezember besondere Schutzmaßnahmen für den Dom ergriffen hat, ist dort nichts wie immer. Nur zu den Gottesdiensten öffnet die hohe Domkirche ihre Türen, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in zwei Zelten vor dem Haupteingang von Polizisten kontrolliert. Zu den anderen Zeiten stehen Domschweizer in roten Roben vor den Eingängen, die im Minutentakt angesprochen werden. „Kann man nicht rein?“, fragt eine Gruppe junger Männer auf Englisch. „Not this year. Read the news“, antwortet ein Domschweizer etwas lapidar: Nicht mehr in diesem Jahr, lesen Sie die Nachrichten. Enttäuscht zieht die Gruppe ab. Viele sind am Mittwoch scheinbar noch nicht über die neuen Sicherheitsvorkehrungen informiert — trotz der vielen Medienberichte in den vergangenen Tagen.

„Normalerweise gehe ich immer rein, wenn ich hier bin. Ich zünde eine Kerze an, weil ich eine Krebserkrankung überstanden habe“, sagt eine Frau aus Brühl, die mit ihrer Enkelin zum Einkaufen nach Köln gekommen ist. Auch die Krippe bekommen sie und ihre Enkelin nicht zu sehen — „Krippche luure“ an Weihnachten ist bei viele Familien Tradition. Auf der offiziellen Facebookseite des Doms werden stattdessen Impressionen der Krippe gezeigt.

Enttäuschung bei vielen Touristen

Aus den Reihen der Domschweizer ist in diesen Tagen nicht nur Unverständnis über uninformierte Besucher zu spüren. „Schilder, die über die aktuelle Situation aufklären, gibt es nicht“, kritisiert einer von ihnen. Natürlich sei auch die Angst um sich selbst und die eigene Gesundheit da. Nicht allen gehe es gut damit, in diesen Tagen „wie auf dem Präsentierteller“ vor dem Dom zu stehen — trotz der hohen Polizeipräsenz.

Und auch die Enttäuschung mancher Touristen über die geschlossene Sehenswürdigkeit entlädt sich bei den Domschweizern. „Ärgerlich. Wir sind extra aus Malaysia gekommen, um den Dom zu sehen“, sagt eine Touristin. Am Abend wollen sie und ihr Mann sich für den Gottesdienst anstellen, um zumindest einen Blick auf das Innere der Kathedrale zu erhaschen — auch wenn sie kein Wort Deutsch verstehen. Ein paar Erinnerungsfotos vor verschlossener Türe gibt es dennoch.

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