„Da kann ich spielen und auch was lernen“Verein Kindernöte bietet Pänz Programm in Chorweiler

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Viele Kinder in Jubelpose sind zu sehen. Einige halten ein buntes Tuch.

80 Kinder nahmen am Feriencamp des Vereins Kindernöte teil.

Die Ferienfreizeit des Vereins Kindernöte ist ein Meilenstein im Freizeitprogramm von Kindern aus Chorweiler. 80 Kinder waren jetzt in der ersten Ferienwoche dabei.

Fußball spielen mit verbundenen Augen, Unterhaltung in Gebärdensprache oder Fühlen, ohne zu sehen, das sind nur einige der Stationen im Spiele-Parcours, den die 80 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren am Ende des einwöchigen Feriencamps durchlaufen konnten. Organisiert wurde das Inklusionspielefest vom Verein „Kindernöte“. Das Feriencamp zu Beginn der Sommerferien ist seit Jahren das Highlight für Kinder aus Chorweiler, auf dem Programm stehen dann Talentshows, Kino- und Schwimmbadbesuche.

Ansonsten kümmert sich der Verein, dessen Projekte seit langer Zeit auch von„ wir helfen“, der Aktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ für Kinder in Not, gefördert werden,  das ganze Jahr über mit verschiedenen Themenschwerpunkten um die Kinder aus dem Veedel. „Unser Prinzip lautet Hingehen statt kommen lassen, wir gehen zu den Kindern, da wo sie wohnen, wo sie auf der Straße spielen. Damit erreichen wir die Kinder unmittelbar in ihrer vertrauten Umgebung“, erklärt Ingrid Hack, Geschäftsführerin von Kindernöte.

Gruppenstunden für 300 Kinder in Köln-Chorweiler

Das pädagogische Prinzip hat sich seit 25 Jahren bewährt. Die Sozialarbeiterinnen erreichen mit dem niedrigschwelligen Angebot bis zur 300 Kinder und damit auch 300 Familien pro Woche. Die Sozialpädagogen arbeiten mit den Kindern in kleinen Gruppen und schaffen so Orientierung und Vertrauen. Für viele Kinder sind die Gruppen wie ein zweites Zuhause. „Ich freue mich schon immer auf meine Gruppe, da treffe ich meine Freunde, da kann ich spielen und auch was lernen“, sagt die achtjährige Aishe und tappt vorsichtig mit verbundenen Augen durch den „Fühlparcours“.

Ein älterer Herr sitzt an einem Biertisch, auf dem drei Erste-Hilfe-Koffer stehen.

Der pensionierte Kinderarzt Detlev Geiß und Gründungsmitglied des Vereins „Kindernöte“ übernimmt ehrenamtlich die Erste Hilfe.

Beim Abschlussfest des Sommercamps ist auch Detlev Geiß dabei. Er war 35 Jahre lang Kinderarzt in Chorweiler und ist Gründungsmitglied des Vereins „Kindernöte“. „Hier werden die Kinder nicht nur beschäftigt, hier werden Primärtugenden eingeübt. Die Kinder lernen, dass man Probleme nicht mit Fäusten beseitigt, sondern dass man Meinungsverschiedenheiten auch verbal ausdiskutieren kann. Sie lernen Pünktlichkeit und fairen Umgang miteinander. Bei Kindernöte wird das gefördert, was ich mit meinem Rezeptblock nicht geben konnte“, sagt der 75-Jährige, der, obwohl im Ruhestand, gerne kostenlos Erste Hilfe leistet.

Ich bedauere sehr, dass das schlechte Image des Veedels seit Jahren so fest betoniert sei, wie die Hochhäuser, in denen die Menschen hier wohnen
Ingrid Hack, Kindernöte

„Manche Projekte können wir nur aufrechterhalten dank der Spenden. Deshalb freuen wir uns über jeden Betrag, egal ob fünf oder 20 Euro. Damit zeigen die Menschen, dass sie unsere Arbeit wertschätzen. Ich weiß, für manche Spender ist der 20-Euro-Schein so viel wert wie bei anderen der 500-Euro-Schein. Unser Dank gilt allen, die mit ihrer Spende über ihren Tellerrand hinausschauen und Verantwortung für die Zukunft der Kinder aus Chorweiler mit übernehmen“, sagt Ingrid Hack, die es als Geschäftsführerin des Vereins bedauert, dass das schlechte Image des Veedels seit Jahren so fest betoniert sei, wie die Hochhäuser, in denen die Menschen hier wohnen.

Ein wichtiges Anliegen sind aus ihrer Sicht positive Nachrichten aus Chorweiler: „Die Kinder sind unsere Multiplikatoren, sie lernen Sozialkompetenz, erfahren Bindungen, lernen Tagesstrukturen zu entwickeln, und sie tragen das Gelernte in die Familien“ betont Hack, die früher für die SPD als Abgeordnete im NRW-Landtag saß.

„Solange Fotografen und Kameraleute sich auf den Boden legen, um die Hochhäuser bedrohlich aussehen zu lassen, solange werden diese Veedel von der Stadtgesellschaft negativ wahrgenommen. Chorweiler ist mehr als Hochhäuser, aus der Tristesse von einst ist ein grüner, weitgehend autofreier Stadtteil entstanden“, sagt der ehemalige Kinderarzt, der mit seiner Familie seit Jahren in Chorweiler wohnt.

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