Container-Aktion gescheitertKeine Verbesserung am Neumarkt: „Diskutiert wurde genug“

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Verrammelt ist der rote Container auf dem Neumarkt häufig. Dabei sollten hier Probleme gelöst werden.

Verrammelt ist der rote Container auf dem Neumarkt häufig. Dabei sollten hier Probleme gelöst werden.

Köln – „Im Einsatz für Köln und für dich“ heißt es auf dem Container, der seit Oktober auf dem Neumarkt steht. Eine Werbung für Jobs bei der Stadt Köln. Die hatte mit der Blechbox eine Anlaufstelle für Bürger schaffen wollen. Ein „Kümmerer“ sollte für die Sorgen und Nöte der Menschen da sein. Das sollte ein Baustein auf dem Weg zu einer dauerhaften Lösung der Probleme auf dem verkehrsumtosten Platz sein, der von einer offenen Drogenszene, Obdachlosigkeit und Vermüllung geprägt ist.

Doch mit dem „Einsatz für Köln“ war es am Neumarkt offenbar nicht weit her. Wie die Stadt auf Anfrage der SPD einräumte, ist die Bilanz nach sechs Monaten dürftig. „Der Einsatz des Kümmerers erfolgte krankheitsbedingt ab November 2021 und war auch danach nicht durchgängig. Zu Beginn des Jahres 2022 ist die Stelle dann auch wieder vakant geworden“, so Stadtdirektorin Andrea Blome.

Container oft verwaist

Der Kümmerer fing also später an als gedacht, fiel häufiger aus und war nach wenigen Wochen wieder weg. Seitdem steht der Container oft verwaist da. Von 15 bis 17 Uhr sind Streetworker da, auch KVB und Ordnungsdienst sind im Einsatz. Die Stadt gelobt nun Besserung. Man habe ein „Kümmerertandem“ gefunden, einer der beiden künftigen Kümmerer werde „aktuell eingewiesen sowie geschult“.

„Sehr ernüchternd“ findet Walter Schuch von der Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt die bisherigen Aktivitäten der Stadt. „Die Situation hat sich nicht verbessert.“ Den Container aufzustellen, sei eine spontane Aktion gewesen, aber kein vernünftiges Konzept angesichts der steigenden Zahl von Drogenkonsumenten und Obdachlosen. Es brauche eine feste Infrastruktur mit Hilfsangeboten, Schlafstellen und Toiletten. „Die Stadt muss endlich liefern, doch es geht nicht voran.“ Wie lange es dauere, bis die Verwaltung etwas umsetze, zeige der Drogenkonsumraum. 2016 vom Rat beschlossen, wurde er erst kürzlich im Gesundheitsamt fertiggestellt.

„Gut gemeint, aber naiv"

„Geplant und diskutiert wurde genug, jetzt muss endlich gemacht werden“, betont Henrik Hanstein, Chef des Kunsthauses Lempertz am Neumarkt. „Gut gemeint, aber naiv“, findet er die Idee des Kümmerercontainers. „Was wir wirklich brauchen, ist eine mobile Polizeiwache auf dem Neumarkt.“ Der Kümmerer habe nur Beschwerden von Bürgern weitergeleitet – an Polizei, Ordnungsamt oder Stadtreinigung. Man brauche aber Menschen, die auf dem Platz unterwegs seien und sich dort aktiv um die Probleme kümmerten.

Um den Neumarkt zu beleben, müsse der Verkehr raus aus der Nordseite und im Süden gebündelt werden, doch dem verweigere sich die Stadt mit dem Argument, man müsse erst über die Ost-West-Achse entscheiden. Seit 40 Jahren warte er auf die Umgestaltung des Neumarkts, so Hanstein, stets heiße es, man müsse auf die U-Bahn warten.

Forderungen nach dauerhaften Gastronomieangeboten auf dem Neumarkt

Die Politik hat nun einen neuen Anlauf unternommen. Sie hat die Verwaltung aufgefordert, nicht auf die Ost-West-Achse zu warten, sondern jetzt Planungen für neue Nutzungen auf dem Neumarkt zu entwickeln, etwa dauerhafte Gastronomieangebote. Die Initiative teilte mit: „Das bedeutet, dass man auf dem Platz überhaupt etwas machen und verändern kann, das war bislang nicht möglich.“

Wie berichtet, soll der Brunnen auf dem Neumarkt wiederbelebt werden, der Bau in diesem Jahr beginnen. Eine weitere Attraktion kommt voraussichtlich am 20. Mai. Dann will Hanstein, wie angekündigt, auf eigene Kosten vor dem Kunsthaus Lempertz an der Ostseite des Platzes eine Bronzeskulptur des französischen Bildhauers Auguste Rodin aufstellen lassen, die den Dichter Honoré de Balzac zeigt.

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