Bumann und Herbrand'sSo ist die Stimmung auf Ehrenfelds Weihnachtsmärkten

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Der beleuchtete Getränke-Stand mit dem Schriftzug Gaffel Kölsch, an einem Stehtisch davor stehen zwei Frauen.

Weihnachtsmarkt im Herbrand's

Ehrenfeld hat mit den beiden alternativen Weihnachtsmärkten am Bumann und Sohn und im Biergarten des Herbrand's sein ganz eigenes Adventsflair. Ein Bummel über beide Märkte.

„Hier beim Container?“ ruft ein großgewachsener Mann mit weißen Haaren seiner Frau entgegen, die noch den Ehrenfeldgürtel überquert. Ja, hier beim Container. Der Mann spricht von dem Weihnachtsmarkt, der sich hinter den massiven Stahlstreben eines Zaunes und eben jenem Container verbirgt. Im Innenhof des Bumann & Sohn in Ehrenfeld.

Ein Schwall aus warmem Licht, Alkohol und Rauch umgibt die Besucher und Besucherinnen, sobald sie einen Schritt auf das Areal des kleinen Ehrenfelder Weihnachtsmarkt setzen. Ganz schön voll. Das gilt sowohl für die engen Flächen zwischen den wenigen Ständen und Stehtischen als auch für einige der Besucher. „Ich bin wirklich überrascht, wie viel hier los ist“, stellt Pia Schlüter fest, die für ihre Freundin im Schmuckbüdchen „Emilies“ als Verkäuferin einspringt.

Sie bietet Schmuck aus recycelten Materialien an. „Kinder freuen sich über die bunten Steinchen,  die älteren Damen greifen eher zu den Perlen“, beschreibt Schlüter das Kaufverhalten ihrer Kundschaft. So bunt gemischt wie die Kundinnen des Schmuckbüdchens ist auch das Angebot der sonstigen Stände des alternativen Marktes. Auf dem Weihnachtsmarkt von Bumann & Sohn ist nämlich nichts typisch.

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Angefangen bei der Musik, die wider Erwarten nicht die Ohren der Weihnachtsmarktbesucher mit „Last Christmas“ in Dauerschleife penetriert. Aus den Boxen ertönt stattdessen Achtzigerjahre Bluesrock. Statt mit Pudelmützen kann man sich hier mit Vintage-Klamotten einkleiden und wo sonst Churros den Weg in die hungrigen Münder aufgeregter Kinder finden, steht hier ein Büdchen für Naturwein.

Auch beim alkoholischen Angebot geht dieser Weihnachtsmarkt seinen ganz eigenen Weg. „Weine sollten nach Raumtemperatur gekühlt sein, nur hat sich die Raumtemperatur durch den Klimawandel deutlich erhöht.“ So erklärt Marvin Sonntag den Interessierten an seinem Stand „Frohnatur Weinshop“ wie man am besten mit Naturwein umzugehen hat. Der 29-Jährige hat vorher bei AYNI gearbeitet, einem Fairtrade-Kaffeehändler, der auch einen der zehn Stände besitzt, gegenüber vom Weinshop.

Fairtrade ist Sonntag wichtig. Er nimmt einen Zug aus seiner Selbstgedrehten, pustet den Qualm aus seinem rechten Mundwinkel und setzt mit Überzeugung an: „Ich spiegel' hier die Naturweinszene wider, ich muss ja von dem Produkt überzeugt sein und das bin ich auch“. Da kommt schon der nächste Kunde, ein älterer Herr und erkundigt sich nach den Weinen, die zwischen 16 und 27 Euro kosten. Er bekommt eine Weinprobe, ist skeptisch, deklariert aber „ist fein!“

Neben Naturwein gibt es bei Bumann auch Bio-Glühwein oder einen „Warmen Himmel“ – heißer Apfelsaft mit Wodka und Mandel-Vanille-Sirup. Keine zehn Minuten Fußweg entfernt befindet sich der Weihnachtsmarkt im Biergarten des Herbrand’s – „…in diesem Jahr wieder groß“, heißt es auf den Werbeplakaten an der Venloer Straße. Er ist in der Tat das Kontrastprogramm zum Miniatur-Markt des Bumann.

Das Gelände direkt am Bahndamm ist weitläufiger, zwischen den mit Lichterketten geschmückten Büschen ertönen R&B-Sounds aus den Musikboxen und an klassischen Büdchen wird hier nicht gespart. Ob Grillstation, Churros, Glühwein, Crèpes, Waffeln oder Honig – gäbe es eine Checkliste für Weihnachtsmarkt-Stände, wäre dieses bei Herbrand’s vollständig abgehakt.

Hier gibt es auch eine Fotohütte mit Nikolausmützen als Accessoires oder auch einen Schweizer Raclette-Stand. Maleen Bedurs erhitzt einen halben Käselaib unter einer heißen Lampe und gibt die flüssige Käsemasse auf eine Stulle Brot – bereits das dritte Jahr in Folge, in dem Weihnachtsmärkte überhaupt möglich waren. Seit diesem Jahr leitet sie selbst die Geschäfte. Einen Kaufrückgang aufgrund der Krisen kann sie aber nicht feststellen, im Gegenteil. Es scheint ihr, als hätte die Corona-Pause die Besucher nur noch heißer auf Weihnachtsmärkte und Schweizer Raclette gemacht.


Weihnachtsmarkt Bumann und Sohn, Bartholomäus-Schink-Straße 2, 50825 Köln, Mo-Fr 17-22, Sa - So 14-22, bis Freitag,  23. Dezember Glühwein 3,90 Warmer Himmel 4,50 Kinderpunsch 3 Mit Schuss 1 extra Gaffel Wiess 3,10 Rostbratwurst 4,50 Kleine Pommes 4,50

Weihnachtsmarkt Herbrand’s Herbrandstraße 21, 50825 Köln Mo-Fr 17-22 Sa 16-22 So 14-20, bis Freitag, 23. Dezember Glühwein 4 Glühgin 6 Heißer Apfel (alkoholfrei) 3,50 Pommes 4 Rostbratwurst 4 Raclette Stulle 5

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