„Häuser mit Historie“Der Umbau hat den Flughafen Butzweilerhof massiv verändert

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Mit dem Umbau zur „Motorworld“ entstanden am Butzweilerhof neue Gebäudeteile mit Glasfassaden.´

Köln – Viel mehr als der Dom: In unserer Serie „Häuser mit Historie“ stellt Anselm Weyer Bauten in Köln vor, ihre Geschichte und ihre Nutzungen. Der Butzweilerhof war früher ein bedeutender Flughafen.

Als „Brücke zwischen den Völkern“ wurde der neue Flughafen Butzweilerhof anlässlich seiner Eröffnung am Samstag, 25. Juli 1936, 18 Uhr, gefeiert – allerdings vom Westdeutschen Beobachter, dem Publikationsorgan der NSDAP: „Auf diesem Platz kreuzen sich die internationalen Luftstraßen vom Westen zum Osten, vom Norden zum Süden.Sie führen über die Grenzen von Volk zu Volk und durch dieses Lufttor des Westens hinein ins Reich.“

Wenig von Internationalität und Völkerverständigung zu spüren war aber, als zur Einweihung auf dem Rollfeld von der SA und SS bis zur HJ und Gauleiter Josef Grohé alles unter wehenden Fahnen auflief, was bei den Nationalsozialisten Rang und Namen hatte.

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Friedensvertrag von Versailles: Dämpfer für motorisierte Flugzeuge

Die noch junge Kunst der Fliegerei hatte sich während des Ersten Weltkriegs zu einer kriegswichtigen Industrie entwickelt. Der gesichtslose Stellungskampf gab keine Heldengeschichten her. Umso begieriger wurden deshalb die Kampfflieger vom Propagandaapparat der Kriegsparteien zu Rittern des Himmels stilisiert, die sich in individuellen Duellen fast schon sportliche Luftgefechte lieferten. Als beispielsweise „der rote Baron“ Berühmtheit erlangte – der unter anderem in Köln ausgebildete Manfred von Richthofen.

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In der nüchternen Formensprache des Bauhauses gestaltete Hans Mehrtens den Flughafen.

Der Friedensvertrag von Versailles verbot dann Deutschland zunächst selbst den Bau motorisierter Flugzeuge und verpasste der zuvorprosperierenden Industrie damit einen herben Dämpfer. Die Wiederaufnahme und Entwicklung wenigstens der zivilen Luftfahrt in Deutschland ab 1922 hatte somit nicht selten auch einen zumindest patriotischen Beigeschmack. In Köln begann die zivile Luftfahrt nach dem Abzug der Briten, als die ehemalige preußische Fliegerstation zum Flughafen ausgebaut wurde. Von Stolz zeugt der 1936 weiter südlich eingeweihte Kölner Flughafen.

Gebäudeensemble hat den Krieg gut überstanden

Architekt Hans Mehrtens gestaltete ihn repräsentativ, aber in der nüchternen Formensprache des Bauhaus. Einen Gegenpol zu diesem modernen und leichten Stil bildet jedoch das monumentale Relief von Willy Meller über dem Portal der Empfangshalle, das den Reichsadler über den drei Kronen des Kölner Stadtwappen zeigt. Überraschenderweise fehlte das Hakenkreuz. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieg wurde der Flughafen militärisch genutzt.

Nach den Briten 1967 und den Belgiern 1995 verließ schließlich auch die Bundeswehr 2005 den Butzweilerhof. Bereits ab 1980 entstand rund um das Areal eine Gewerbefläche, später auch Wohnbebauung, die das Gebäudeensemble, das den Krieg erstaunlich gut überstanden hatte, zunehmend verdeckte. Zwar wollten sich die Neubauten explizit farblich und stilistisch am Originalbestand anlehnen – aber vielleicht gerade dadurch ging dem Butzweilerhof in der Wahrnehmung seine Einzigartigkeit etwas verloren.

Umnutzung in ein Zentrum für Automobilbegeisterte

Hinderlich für die Wirkung des Flughafens war auch, dass das eigentlich denkmalgeschützte ehemalige Rollfeld Stück für Stück für andere Nutzungen verschwand – aber was schließlich ist selbst ein stillgelegter Flughafen ohne wahrnehmbare Start- und Landebahn?

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Doch nicht nur das Umfeld, auch das Gebäude selbst erfuhr große Änderungen durch die Umnutzung in ein Zentrum für Automobilbegeisterte. Die „Motorworld“ mit Hotel und Restaurant prägt das Gelände heute. Teile der Fassade und fast alle Innenwände wurden im Zuge des Umbaus herausgerissen.

An die denkmalgeschützten Teile wurden verglaste Verbindungsbauten, Garagen- und Empfangsgebäude angefügt, die Flughafenhallen umgestaltet. Größter Eingriff ist ein viergeschossiger, auf Pfeilern ruhender Hotelbau, der auf den Innenhof des eingeschossigen und ringförmig gebauten Betriebshofes aufgesetzt ist. So verlor der fünfstöckige rechteckige Flugaufsichtsturm im Osten seine Rolle als optischer Fixpunkt dieses einzigartigen Zeugnisses früher Flughafenarchitektur.

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