Entdecker-FreudeEinige wichtige Kölner Museen haben wieder auf

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Sinnlich und intim wirkt das Bild  „Venus vor dem Spiegel“ im Wallraf-Richartz-Museum.

  • In Köln haben nun auch wieder die ersten Museen geöffnet.
  • Doch die Gäste müssen sich auf weitreichende Änderungen einstellen.
  • Im Schokoladenmuseum fällt vor allem eine Veränderung am Ende eines Besuchs auf.

Köln – „Wir hatten den Ehrgeiz, die Ersten zu sein“, sagen Lola und Olek. Das junge Paar hat es geschafft. Als das Museum Ludwig um Punkt 10 Uhr gestern seine Türen wieder öffnet, sind die Studentin und der Bühnentechniker zuerst an der Kasse. Auch wenn das Lächeln von Yavus Arduc hinter seiner schwarzen Maske nur zu erahnen ist – es ist da. „Ich habe den Kundenkontakt vermisst“, sagt der Kassierer. „Seit 33 Jahren bin ich hier an der Kasse. Nie hatte ich so lange nichts zu tun.“ Auch gestern überarbeitete er sich nicht. Am ersten Tag nach der rund siebenwöchigen Zwangspause kamen die Besucher noch nicht in Mengen in die Museen. 59 Menschen fanden in den ersten vier Stunden den Weg in das Museum Ludwig, im Wallraf-Richartz-Museum waren es bis zum späten Nachmittag 72.

„Dieser Museumsbesuch ist seit langem unsere erste Freizeitaktivität im öffentlichen Raum“, freut sich Olek. In den letzten Wochen waren er und Lola viel in der Natur unterwegs oder zuhause. „Jetzt würde ich gerne Expressionismus sehen. Ich bin ein großer Fan von Picasso“, erzählt Lola. Olek will sich russische Avantgarde anschauen. „Experte bin ich aber nicht“, sagt er. Dass die beiden ausgerechnet im Ludwig gelandet sind, ist eher Zufall.

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Die Ersten im Museum Ludwig waren Lola und Olek.

„Ich habe die Ruhe genossen“

Das ist bei einem der ersten Besucher im Wallraf-Richartz-Museum ganz anders. Dr. Stefan Rath ist Kunsthistoriker und Stammgast im Haus. Nach Wochen mit virtuellem Kunstgenuss hat er sich unter anderem im menschenleeren Saal in die Betrachtung der „Venus vor dem Spiegel“ aus der Tizian-Werkstatt vertieft. „Ich habe die Ruhe genossen, die Nähe zum realen Objekt“, sagt er. Eine gute Stunde verbringt Rath im Museum, bevor er nach Hause geht, um sich einem Buchprojekt zu widmen. Seit der Corona-Krise arbeitet er konzentriert daran.

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Wibke Becker wartete auf Besucher im Stadtmuseum

Die Krise hat vieles verändert. Hinweisschilder, die auf Abstandhalten und Hygieneregeln verweisen, gibt es in allen Museen. Im Wallraf-Richartz-Museum werden sogar Einweg-Handschuhe und Masken verteilt. Markierungen auf dem Boden zeigen Laufrichtungen an, auf den Bänken darf nur eine Person Platz nehmen. „Wir können eigentlich gar nicht zu wenige Hinweise geben“, findet Pressesprecher Stefan Swertz.

Museum Ludwig bietet weiterhin auch Online-Angebote

Weitere Museen öffnen ebenfalls bald: Das Rautenstrauch-Joest-Museum sowie das Museum Schnütgen stehen wieder für Besucher zur Verfügung, sobald das Infektionsschutzzentrum, das dort im Foyer ist, eine neue Bleibe gefunden hat. Das Römisch-Germanische Museum im Belgischen Haus wird am Freitag, 8. Mai, öffnen; das Sport- und Olympia-Museum am Samstag, 9. Mai.

Den „langen Donnerstag“ am 7. Mai nutzt das Museum Ludwig für eine Reihe digitaler Angebote.  Auf den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und Twitter gibt es um 17 Uhr einen Workshop, in dem man lernt, einen eigenen Mundschutz inspiriert vom Lieblingskünstler anzufertigen. Um 19.30 Uhr gibt es einen musikalischen Vorgeschmack auf die Ausstellung „Mapping – The Collection“. (dha)

Desinfektionsspray und Papiertücher stehen bereit

Ordentlich ins Zeug gelegt haben sich auch die Verantwortlichen im Zeughaus, in dem jetzt endlich die Ausstellung „50 Jahre Bläck Fööss“ zu sehen ist. Mehrere Mitarbeiter mit Desinfektionsspray und Papiertüchern stehen bereit, um für einwandfreie Sauberkeit zu sorgen. „Wann immer ein Besucher einen unserer Touchscreens genutzt hat, wird der gereinigt. Sorgen muss sich keiner machen“, sagt Sprecherin Wibke Becker. Indes: Nötig ist das Reinigen erst einmal nicht. In den ersten zwei Öffnungsstunden kommt kein einziger Besucher.

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Im Schokoladenmuseum gibt es jetzt Tafeln statt flüssiger Schokolade.

„Tröpfchenweise“ trudeln die ersten Interessierten im Schokoladenmuseum ein. „Wir verbinden das Angenehme mit dem Notwendigen“, erklärt ein bayrisches Paar mittleren Alters. Der Mann ist wegen einer medizinischen Behandlung in Köln. Die Bayern können auch die neu gestaltete Schokoladenfertigung sehen.

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Der Umbau war Ende März fertig, unbemerkt von der Öffentlichkeit. Es duftet köstlich. Doch statt den Gaumen am Schokoladenbrunnen zu verwöhnen, gibt es jetzt eine Tafel Schokolade. „Ein schönes Andenken“, finden die Bayern.

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