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AlltagsheldenElf Kölnerinnen und Kölner für ihre Zivilcourage geehrt

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Im Präsidium zeichnete Polizeipräsident Johannes Hermanns (2.v.r.) elf Kölnerinnen und Kölner aus.Nur zehn konnten allerdings auch anwesend sein.

„HiHaHo – Hinsehen, Handeln, Hilfe holen“: Polizeipräsident Johannes Hermanns ehrt Menschen für ihr vorbildliches Handeln.

Als sie mit ihren Kindern auf der A1 unterwegs waren, entdeckten Jan und Anna Katharina Mönter, dass bei einem Wagen vor ihnen Flammen zu erkennen waren. „Der Fahrer hatte die Gefahr nicht erkannt und war noch immer mit etwa 100 km/h unterwegs. Deshalb habe ich mich vor ihn gesetzt und versucht, ihn abzubremsen, damit er auf dem Seitenstreifen zu stehen kommt. Doch er hat nicht reagiert und so habe ich ihn so dicht auffahren lassen, dass er mich touchiert und so langsamer wird. Als der Wagen schließlich zum Stehen kam, stand er sofort in Vollbrand. Die vierköpfige Familie konnte sich in letzter Sekunde noch retten“, berichtet Jan Mönter, der lange kämpfen muss, bevor ihm seiner Versicherung den bei der Rettungsaktion entstandenen Schaden erstattet.

Der couragierte Autofahrer ist einer von insgesamt elf Kölnerinnen und Kölnern, die am Donnerstag von Polizeipräsident Johannes Hermanns in Kalk für ihre Zivilcourage und ihr vorbildliches Handeln geehrt wurden. „Ihr Handeln ist nicht selbstverständlich. Alle wollen bei Unglücksfällen und Unfällen etwas sehen, doch nur sehr wenige handeln. Dabei reichen oft nur wenige Handgriffe oder ein Notruf aus, um zu helfen. Für uns sind Sie Alltagshelden“, erklärt Hermanns mit Blick auf die im Rahmen der Aktion „HiHaHo – Hinsehen, Handeln, Hilfe holen“ Geehrten.

Direkte Hilfe bei Angriff auf Tagesmutter

Als Berufspilot ist Thomas Kalla normalerweise in der Luft unterwegs. Aber auch auf der Straße weiß er, wie man in Notfällen richtig handelt. Das war im Dezember 2024 der Fall, als vor ihm auf der Straße plötzlich ein Lkw von der Fahrbahn abkam und auf dem Grünstreifen landete. „Der Fahrer war am Lenkrad zusammengeklappt, ich habe ihn aus dem Führerhaus herausgeholt und reanimiert. Andere Autofahrer konnte ich dazu animieren, mir zu helfen und den Notruf zu tätigen“, erinnert sich Kalla.

So schnell wird auch Anne Fuhrmans den Tag nicht vergessen, als sie auf der Straße beobachten musste, wie ein Mann eine Frau brutal angegriffen hat. Dabei war sie ein Zufallsopfer. Dem Angreifer war eine Einkaufstüte kaputtgegangen. Wütend griff er sich eine Konservendose und begann plötzlich auf die Passantin einzuschlagen, die schwere Wunden am Kopf erlitt. Das zusätzlich Tragische war, dass die Tagesmutter gerade mit drei Kleinkindern in einem Wagen unterwegs war. „Ich hatte die schlafenden Kinder zunächst gar nicht bemerkt und der verletzten Frau Beistand geleistet. Erst später habe ich mich dann mit anderen Passanten um die gerade aufwachenden Kinder gekümmert und gewartet, bis deren Eltern vor Ort waren“, erinnert sich Fuhrmans.

Taxifahrer rettet Senior vor Betrügern am Telefon

Aufmerksam zeigt sich Taxifahrer Seyhmus Can, als bei ihm im Wagen etwa 90-jähriger Fahrgast auf dem Weg zur Kreissparkasse nervös telefonierte. „Ich habe ihn gefragt, mit wem er da gerade redet und er sagt mir, dass er ihn nicht kennen würde. Dann habe ich Polizisten am Straßenrand zur Hilfe gerufen.“ Bei den Ermittelungen stellte sich heraus, dass der alte Mann telefonisch aufgefordert wurde, eine Goldkette, eine Rolex-Uhr und 25.000 Euro zu übergeben, um seine bei einem Unfall verletzte Tochter freizukaufen. „Damit hat Seyhmus Can den Mann vor einem großen seelischen und finanziellen Schaden bewahrt. Bei uns gibt es täglich Fälle, bei denen alte Menschen um ihre gesamten Ersparnisse gebracht werden“, sagt Hermanns.

Einen fiesen Trickdiebstahl verhindert hat Sabrina Fuhrmann: „Ich habe gesehen, wie zwei Frauen einen etwa 80-jährigen Mann bequatscht haben. Dabei hat sich eine der Frauen am Reißverschluss seiner Tasche zu schaffen gemacht. Ich bin direkt dazwischen gegangen“, sagt Fuhrmann, die mit ihren Einkäufen in der Hand die Verdächtigen verfolgt und mit der Hilfe anderer Passanten auch stellen kann. Später stellte sich heraus, dass das Duo schon am Vortag „tätig“ war, wodurch direkt zwei Fälle aufgeklärt werden konnten.

Kleinkind aus Kanal gerettet

Schnelles Handeln war am Lindenthaler Kanal gefragt, als eine Passantin ein reglos im Wasser treibendes Kind entdeckte. Sie ruft Bengt Christopher Brosthaus zu Hilfe, der keinen Moment zögert und ins Wasser springt. „Das Wasser ist nicht sehr tief in diesem Kanal, aber es reicht aus, dass ein kleines Kind darin ertrinkt. Als ich es im Arm hatte, dachte ich daran, was jetzt am Ufer gemacht werden muss. Ich hätte nicht gewusst, was ich bei einer Reanimation machen muss. Zum Glück haben andere Passanten geholfen und auch direkt die Rettung gerufen.“

Auch in den anderen beiden Fällen war schnelles Handeln erforderlich. So kam Michael Klemmer nach einem FC-Spiel einem Fan zur Hilfe, der von zwei Männern überfallen wurde. Dabei hielt sie das Opfer im Blick und verfolgte und filmte gleichzeitig auch noch die Täter. Hilfe kam auch vom Mutter und Tochter: Irmgard Sieger und Miriam Verbeeten-Kaes als eine Autofahrerin am Steuer zusammengebrochen war und reanimiert werden musste.