Experten-Interview zu Unwetter-Warnsystemen„Bürger wollen konkreten Rat“

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überflutetes Gebiet mit Radfahrer Erftstadt

Ein Mann unterwegs im überfluteten Stadtteil Blessem

  • Prof. Dr. Alexander Fekete arbeitet im Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr an der TH Köln.
  • Mit ihm sprach Simon Westphal über die Warnsysteme vor Katastrophen.

Köln – Herr Fekete, wie gut haben die Warnsysteme in der aktuellen Flutkatastrophe funktioniert?

Alexander Fekete: Aus meiner Beobachtung ganz gut. Sonst wäre die Situation noch schlimmer gekommen. Was man aber auch hört: Viele, die von Warnungen gehört haben, wussten nicht, was sie tun sollten. Diesen Frust kann man verstehen. In den Warn-Apps sind nur wenige Informationen hinterlegt, damit man diese Informationen verstehen kann. Die Bürger wollen aber Rat haben: Was muss ich konkret tun. Den Bund an den Pranger zu stellen, ist aber falsch. Die Kommunen sind in der ersten Verantwortung.

Wer entscheidet darüber, ob und in welcher Form gewarnt wird?

Es geht um die Einschätzung der Kommune vor Ort. Die hat entweder ihren Krisenstab schon aufgebaut oder hat ansonsten Hilfsorganisationen wie die Feuerwehr. Dort gibt es dann  sogenannte Erkunder, die die Lage analysieren und entscheiden. Zusätzlich fließen Informationen und Risikoanalysen mit ein, zum Beispiel vom Deutschen Wetterdienst oder vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

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Prof. Dr. Alexander Fekete, Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr, TH Köln

Wie gelangen die Warnungen dann an den Bürger?

Das ist den Kommunen überlassen. Eine Möglichkeit sind Sirenen. Andere Möglichkeiten sind  die Zeitung, Fernsehen oder das Radio, um  den Großteil der Bevölkerung zu erreichen. Und dann gibt es noch  die Warn-Apps.

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Was können Warn-Apps leisten?

Warn-Apps sind eigentlich nur eine Ergänzung und momentan  noch im Versuchsstadium.  Gut wäre es zum Beispiel, wenn sie in beide Richtungen funktionieren würden. Dass Bürger zum Beispiel auch Informationen einspeisen können, wenn bei ihnen beispielsweise der Keller überflutet ist.

BKK-Präsident Armin Schuster hat gesagt, das Problem seien nicht die Warnungen, sondern wie die Leute auf die Warnungen reagieren.

Meine Erfahrung aus vergangenen Hochwasserlagen ist, dass die Menschen die Situation aus ihren Erfahrungen oft falsch einschätzen. Selbst als die Feuerwehr gewarnt hat, haben einige noch ihren Hausrat sichern wollen.  Das ist die  menschliche Komponente. Die technischen Warnsysteme sind nur eine Stütze,  aber natürlich müssen auch die noch verbessert werden, damit Menschen besser reagieren können.

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