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Experten mit guten NachrichtenDiese Dinge machen in Köln trotz aller Krisen Mut

Lesezeit 4 Minuten
Wirtschaft 1

Breit aufgestellt: Ford fährt bald elektrisch 

Köln – In den vergangenen Tagen überschlagen sich die negativen Meldungen. Rekordinflation, Rezession, Mobilmachung, Gasembargo, Explosion von Nord Stream 1 und 2, Sieg EU-skeptischer Parteien in Italien. Ist es also Zeit, die Flinte ins Korn zu werfen? Wir haben fünf   Expertinnen und Experten nach dem Standort Köln befragt. Ihre Antwort lautet: Nein!

Institut für Wirtschaft

„Es kann eigentlich nur noch positive Überraschungen geben“, sagt Christian Rusche vom Institut für Wirtschaft Köln. „Russland kann nicht weniger Gas liefern, Frankreichs AKWs dürften nach und nach wieder ans Netz gehen, mit dem Parteitag im Oktober könnte China zu einer pragmatischeren Corona-Politik übergehen. Die deutsche Industrie zeigt sich sehr anpassungsfähig: Im Juli 2022 hatte sie 21 Prozent Gas im Vergleich zum Durchschnitt 2018 bis 2021 eingespart. Die Produktion ist jedoch nur um 4,5 Prozent niedriger als Vor-Corona.

Die hohen Energiepreise fördern Alternativen. Davon profitiert insbesondere auch Köln. Das sieht man am Beispiel Wasserstoff. Die Nutzung wird attraktiver und es wird jetzt massiv investiert. Mit den Chemparks in Köln, Leverkusen und Dormagen sind Köln und Umgebung hier in einer sehr guten Position. Mit der steigenden Inflation steigen auch die Zinsen. Davon profitieren tendenziell auch die Versicherungsunternehmen, wovon auch Köln als Versicherungsstandort etwas abbekommt. Noch im März 2022 hat Ford massive Investitionen in den Kölner Standort angekündigt. 2023 dürfte das erste Exemplar des neuen Kölner Elektroautos vom Band laufen.

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Der Pegel des Rheins erholt sich, wodurch die Logistik einfacher wird und sich die Versorgungssituation (z.B. Kohle für Kraftwerke) verbessern dürfte. Der Messe-Standort Köln hat sich mit Gamescom, Demexco und Intermot zurückgemeldet.“

Kölnbusiness

„Trotz der Krisen gibt es Lichtblicke in Köln“, erklärt Kölnbusiness-Geschäftsführer Manfred Janssen. „Auch nach den vergangenen Krisen zeigte sich die Kölner Wirtschaft robust. Der breite Branchenmix macht den Wirtschaftsstandort Köln stabiler als andere Großstädte – das gilt auch für den Arbeitsmarkt und den Immobilienmarkt. Ende 2021 haben wir eine Rekordbeschäftigung gezählt mit mehr als 600 000 sozialversicherungspflichten Jobs – trotz Pandemie. Ende März 2022 lag die Beschäftigung sogar bei rund 606 000.

Auch unsere Innenstadt wird nicht veröden. Wir messen keinen dauerhaften Leerstand, dafür aber weiterhin viele Besucherinnen und Besucher sowie eine stetige hohe Nachfrage aus dem In- und Ausland nach Ladenlokalen. Stadtweit standen im August lediglich 2,5 Prozent der Ladenlokale in den Handelslagen leer.

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Gründerinnen und Gründer haben ebenfalls Vertrauen in den Standort Köln. An jedem dritten Tag wurde 2021 ein Startup in Köln gegründet – von 2019 bis 2021 ist die Zahl der Neugründungen um 23 Prozent gestiegen. Denn Köln kann Krisen besser abfedern als andere. Und dies ist eine wichtige Basis für die Zukunft unserer Stadt.“

Die Arbeitsagentur

„Köln hat nicht nur in der Corona-Zeit bewiesen, dass es Krisen aushalten und bewältigen kann“, ist der Leiter der Kölner Arbeitsagentur Johannes Klapper überzeugt. „Über ein Drittel der Betriebe waren durch die Pandemie hart getroffen und haben unsere Hilfen in Anspruch genommen – und durchgehalten. Auch in der Energiekrise werden es die Unternehmen in Köln schaffen. Den Betrieben, die erneut kurzarbeiten müssen, stehen wir weiterhin zur Seite. Köln ist in jeder Hinsicht vielfältig. Wir haben einen gesunden Branchenmix und talentierte und kreative Unternehmen, so dass die Beschäftigung wieder einen neuen Höchststand hat. Die Stadt pulsiert und wächst. Sie bietet vielfältige Beschäftigungen, sowohl im Industrieumfeld, aber immer mehr auch in einer boomenden Startup-Szene.“

Die Kammern

„Wir glauben an die Kraft unseres Mittelstands, in der Krise die richtigen Lösungen zu finden“, erklärt die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer zu Köln, Nicole Grünwald. Dazu müsse man die Unternehmen machen lassen und nicht „totregulieren“. Die Politik habe erkannt, wie relevant eine funktionierende Wirtschaft für den Wohlstand sei. „Das macht uns Hoffnung, dass pragmatische Lösungen Vorrang vor ideologischen Theorien haben werden.“

Garrelt Duin von der Handwerkskammer zu Köln setzt auf den Nachwuchs: „30 junge Menschen beginnen in dieser Woche ihr Triales Studium Handwerksmanagement, welches von uns mitentwickelt wurde. Sie alle erreichen in viereinhalb Jahren somit gleich drei Abschlüsse: Gesellenbrief, Meisterbrief, Bachelor of Arts. Diese 30 jungen Menschen zeigen dadurch, dass Sie Ihre Zukunft ganz klar im Handwerk sehen. Vielleicht wird bei auch bei Ihnen nicht immer alles wie geplant laufen. Am Ende werden Sie es aber schaffen. So wie unsere Mitgliedsbetriebe es auch schaffen werden, nicht die Zuversicht zu verlieren. Das Handwerk ist krisenerprobt und wird auch in den nächsten Monaten erneut unter Beweis stellen, dass es zusammenhält.“

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