Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kölner Ford-WerkeE-Autos von Ford jetzt auch mit Stahlrädern statt Alu

4 min
Die Kölner E-Autos Explorer und Capri verkaufen sich nicht so wie von Ford erhofft.

Die Kölner E-Autos Explorer und Capri verkaufen sich nicht so wie von Ford erhofft. 

Ford hat zugehört. Die aktuellen Versionen der Kölner E-Autos Explorer und Capri haben Verbesserungen im Detail. Auch eine neue, nicht mehr so voll ausgestattete Linie gibt es.  

Die Mittelkonsole in Klavierlack-Optik gehört der Vergangenheit an. Hochglanz ist zwar schick – aber nur, bis sich nach den unvermeidlichen Berührungen zahlreiche Fingerabdrücke zeigen. Das haben Kunden moniert. Und so gibt es jetzt matten Lack. Neu sind auch sogenannte Frunks – maßgeschneiderte Kunststoffschalen, die unter die Motorhaube passen. Die nehmen das Ladekabel auf sowie weitere Dinge, die Fahrerin oder Fahrer gerne griffbereit haben.

Die neuen Details sind Teil einer Strategie, mit denen Ford den Verkauf seiner E-Autos ankurbeln will. Explorer und Capri gibt es inzwischen in der neuen Ausstattungsvariante Style, und damit sinkt der Einstiegspreis um etwa 2500 Euro. Die Wagen haben die kleine Batterie mit einer Kapazität von 52 Kilowattstunden (kWh) und Heckantrieb. Die erlaubt nach Ford-Angaben beim Explorer eine Reichweite von 352 bis 378 Kilometern. Die in den anderen Ausstattungslinien Select und Premium erhältliche große Batterie mit einer Kapazität von 77 beziehungsweise 79 kWh schafft bis zu 602 Kilometer Reichweite.

Einstiegspreis jetzt unter 40.000 Euro

In der Linie Style sind Stahlräder serienmäßig. Eine Diebstahl-Alarmanlage gibt es nicht. Das Schlüsselsystem erlaubt serienmäßig nur das schlüsselfreie Starten und nicht auch das schlüsselfreie Ent- und Verriegeln des Fahrzeugs.

Es gibt zwar Zusatzausstattung und Optionspakete. Dann aber schnellt der Einstiegspreis für den Explorer von 39.900 deutlich über die Schwelle von 40.000 Euro. Den Capri, dessen Reichweite etwas größer ist als die des Explorers, gibt es als Style für 42.400 Euro. Aktuell gibt es für beide Fahrzeuge auf der Internetseite von Ford Aktionspreisempfehlungen von 37.905 beziehungsweise 40.280 Euro. Die Topausstattung mit Allradantrieb kratzt laut unverbindlicher Preisempfehlung von Ford beim Capri an der Marke von 60.000 Euro, beim Explorer liegt der Listenpreis bei 56.900 Euro. Schnäppchen sind das nicht unbedingt. 

Ford hatte zum Marktstart auf umfassend ausgestattete Fahrzeuge gesetzt. Der Autobauer wollte die Marke höher positionieren und war dann in Preissegmenten unterwegs, in denen sich Audi, BMW und Mercedes tummeln. Erfolgreich war das nicht. Die Fahrzeuge verkauften sich nicht so wie erwartet. Von Januar bis August wurden in Deutschland lediglich 6582 Explorer und 1930 Capri erstmals zugelassen. Es gab Kurzarbeit, die Tagesbaurate wurde von 630 auf 480 Fahrzeuge reduziert. Und ab Januar baut Ford die Autos in Köln nur noch im Ein-Schicht-Betrieb. Begleitet wird das von massiven Stellenstreichungen. Von aktuell noch rund 11.500 Arbeitsplätzen in Köln fallen bis Ende 2027 etwa 4500 weg.

Ford hat jetzt alle angekündigten E-Autos auf dem Markt. Zuletzt rollte der Puma Gen-E zu den Händlern. Wie der kleine Stadtlieferwagen Transit Courier oder der entsprechende Hochdachkombi Tourneo Courier, mit denen er zusammen im rumänischen Craiova gebaut wird, ist er ein sogenanntes Multi-Energie-Fahrzeug. Es gibt ihn als E-Auto und als Verbrenner. Basis für Puma und Courier ist die Plattform des Kleinwagens Fiesta, der im Sommer 2023 eingestellt wurde. Die Einstiegspreise liegen bei 36.900 für den Puma – das sind 8000 Euro mehr als beim billigsten Puma mit Verbrennermotor. Der E-Courier startet bei 36.000 Euro, 10.000 Euro teurer als der billigste Benziner.

Leasing statt Auto-Kauf

Nun kaufen Privatleute kaum neue E-Autos. Mit guten Gründen. Das Angebot an E-Autos wächst. Die Batterietechnik entwickelt sich weiter und damit die Reichweiten. Da können in drei Jahren deutlich bessere Fahrzeuge und Angebote auf dem Markt sein. Da ist das teuer gekaufte Fahrzeug nur noch mit großen Preisnachlässen loszuschlagen. Sie leasen stattdessen eher die Autos, wobei das Restwertrisiko beim Hersteller oder den finanzierenden Autobanken der Hersteller liegt. Hier gibt es vermeintlich günstige Angebote.

Ob die Leasingangebote attraktiv sind, muss jeder selbst entscheiden. Zu vielfältig ist die Preisgestaltung. Bei niedrigen monatlichen Leasingraten gilt es auf die Sonderzahlung zu achten, die bei Vertragsschluss fällig wird. Auch der angepeilte Restwert kann beim Gesamtpreis massiv ins Gewicht fallen, wenn das Fahrzeug strapaziert worden ist, Parkplatzrempler und Kratzer abbekommen hat oder die vereinbarte Fahrleistung überschritten wird.

Ford braucht ein neues Konzept.
Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut in Bochum gibt zu bedenken, dass VW günstige Kleinwagen mit E-Antrieb angekündigt hat für 25.000 beziehungsweise 20.000 Euro. Auch Renault oder Stellantis verkaufen günstige E-Autos. Und erst recht drängen chinesische Anbieter mit billigen E-Kleinwagen auf den Markt. „Die Lage für Ford bei den Pkw wird schwieriger, schwieriger und schwieriger“, sagt Dudenhöffer. Der Autobauer brauche einen günstigen Kleinwagen. Wer den entwickeln soll, ist seit den Stellenstreichungen bei Ford aber unklar.

„Ford braucht ein neues Konzept“, sagt Dudenhöffer. Derzeit ist Ford in einer Abwärtsspirale bei den Pkw. Der Marktanteil in Westeuropa liegt nur noch bei 3,3 Prozent. Das geringe Verkaufsvolumen werde zum Problem. Das Entwickeln einer Plattform ist teuer. Die muss dann für viele Autos verwendet werden. Der Ausweg könnte nach Ansicht Dudenhöffers eine Kooperation mit einem anderen Autobauer sein, etwa Renault.