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Kölsche „Kackadeien“Was Sie bisher noch nicht über die grünen Sittiche in Köln wussten

Lesezeit 4 Minuten
Grüne Halsbandsittiche fliegen im Tiefflug über Kölner Südstadt.

Grüne Halsbandsittiche gehören in Köln mittlerweile zum Stadtbild wie der Dom.

Grüne Papageien in Köln gesichtet? Kein Einzelfall! Herkunft, Verhalten, Schlafplätze und Lärm – wir liefern alle Antworten zu den Sittichen.

Wer in Köln unterwegs ist, hört sie oft, bevor er sie sieht: Erst ertönt ein lautes Kreischen aus den Bäumen, dann erscheint ein grüner Körper am Himmel. Halsbandsittiche und Alexandersittiche haben Köln zu ihrer Heimat gemacht. Für viele sind sie ein farbenfrohes Highlight, eine Art tropisches Flair mitten im Rheinland. Andere empfinden sie als Plage, vor allem wegen der Lautstärke und der Verschmutzung durch Kot – nicht umsonst lautet ihr Spitzname bei manchen „Kackadeien“.

Doch wo kommen sie eigentlich her? Wie überstehen sie den Winter? Und was bedeutet ihre Ausbreitung für die heimische Natur? Wir beantworten alle Fragen rund um Kölns bunteste Stadtbewohner.

Woher kommen die grünen Papageien?

Man muss kein Genie sein, um zu ahnen, dass diese farbenfrohe Papageienart keine heimische Vogelart ist. Bleibt also die Frage: Woher kommen die Exoten und warum gibt es in Köln so viele von ihnen? Laut „Nabu“ gibt es inzwischen Tausende der bunten Vögel in unserer Stadt. Die Zahl schwankt zwischen 2300 und 3000 Tieren.

Die ersten Halsbandsittiche wurden in Köln Ende der 1960er-Jahre gesichtet. Sie stammen ursprünglich aus Afrika und Südasien und kamen als exotische Haustiere nach Europa. Über die Jahre entkamen einige Tiere oder wurden freigelassen. Anders als oft erzählt, stammen sie nicht aus dem Zoo in Köln. 1969 wurde hier die erste Brut dokumentiert. 

Wo halten sich die grünen Papageien in Köln auf?

Die Sittiche leben in vielen Veedeln der Stadt, besonders in Rheinnähe. Sie übernachten in großen Gruppen in sogenannten Schlafbäumen – vor allem in hohen Platanen, Eichen oder Eschen, die auch an Straßen oder in Außenanlagen von Gastronomiebetrieben stehen können. Für die Besitzer von Biergärten oder Spaziergänger kann dies mitunter sehr störend sein, da die Vögel mit ihren Exkrementen sehr viel Dreck machen.

Halsbandsittiche auf der Suche nach einem Platz zum nisten.

Halsbandsittiche nutzen zum Teil Löcher von Spechten als Brutplatz.

Ein bekannter Schlafplatz ist hinter dem Maritim-Hotel am Heumarkt. Tagsüber sieht man sie oft in Parks oder Grünanlagen wie dem Stadtgarten. Mittlerweile sind die Sittiche aber überall in Köln zu sehen, ob in Chorweiler, in Porz oder in Kalk. Sie sind tagaktiv, versammeln sich in großen Gruppen und neigen zu lautstarken „Unterhaltungen“ – ihre kreischenden Stimmen sind nicht zu überhören.

Wo nisten die bunten Vögel?

Der Halsbandsittich ist ein Höhlenbrüter. Bevorzugter Nistplatz sind die natürlichen Höhlen von Bäumen. Diese Höhlen bilden sich unter anderem, wenn einzelne Äste eines Baumes absterben und abfallen.

Wer Besuch von einem der Vögel in seinem Garten erhält, muss also gute Nerven haben – oder sich auf das beeindruckende Spektakel einlassen. Denn die Sittiche nutzen insbesondere durch Spechte verursachte Löcher an Gebäudefassaden zur Brut und vergrößern mit ihrem kräftigen Schnabel die Löcher und somit auch die Schäden.

Hinterlassenschaften auf Autos auf der Fußgängerbrücke über der Rheinuferstraße.

Vor allem die Hinterlassenschaften auf der Fußgängerbrücke über der Rheinuferstraße der Halsbandsittiche verursachen einen Höhen Schaden.

Zudem tragen die Vögel in Köln auch einen besonderen Spitznamen mit sich: „Kackadeien“. Vor allem an der Rheinuferpromenade zwischen Deutzer Brücke und Malakoffturm hinterlassen sie ihre Spuren. Dort verdrecken die Papageien den ganzen Boden und parkende Autos.

Was passiert mit den grünen Papageien im Winter?

Zu sehen sind die Halsbandsittiche in Köln ganzjährig, da sie dank des reichhaltigen Futterangebots in der Stadt überwintern können. Seit den 60er Jahren hat sich der Halsbandsittich hervorragend anpassen können und stetig vermehrt.

Halsbandsittiche sitzen auf einem mit Schnee belegtem Baum.

Die Halsbandsittiche sind auch bei Kälte munter.

Die grünen Papageien stehen in Köln unter Schutz: Da es sich bei den Halsbandsittichen und den Alexandersittichen laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) um „wild lebende Tiere“ handelt, sind die Kölner Vögel laut Paragraf 39 geschützt. Wenn die bunten Vögel also brüten, dürfen sie nicht gestört oder vertrieben werden.

Darf man die grünen Vögel füttern?

Nein. Sie dürfen weder gefüttert noch gestört oder gejagt werden. Besonders während der Brutzeit gilt: Abstand halten!

Warum fliegen sie oft flach über den Rhein?

Das ist eine clevere Strategie: Wanderfalken und Habichte, ihre einzigen ernstzunehmenden Fressfeinde laut „Nabu“, jagen nicht so tief. Durch das knappe Fliegen über der Wasseroberfläche können die Papageien ihnen entkommen.

Was essen die grünen Papageien?

Halsbandsittiche sind im Prinzip Vegetarier und ernähren sich von Pflanzen. Zu ihrer Nahrung gehören Baumrinde, grüne Pflanzenteile, Blüten, Knospen, Samen, Nüsse, Früchte und Beeren. Selten verzehren sie auch mal kleine Insekten oder deren Larven.

Stellen Halsbandsittiche eine Gefahr für die heimische Natur da?

Das BfN hat sie als „potenziell invasive Art“ eingestuft, da sie einheimische Vögel und Tiere aus ihren Lebensräumen verdrängen. So besetzen sie Baumhöhlen, die anderen Tieren wiederum fehlen.

Die grünen Papageien sind gekommen, um zu bleiben– und ein echter Hingucker in Köln. Wer sie beobachten will, sollte sich die Abendstunden am Rheinufer nicht entgehen lassen.