Hauptzollamt KölnSo enden Millionen illegale Zigaretten in der Müllverbrennung

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Zollaktion gegen Zigarettenschmuggel

Zollaktion gegen Zigarettenschmuggel

An einem geheimen Ort lagern Plagiate und Schmugglerware, die nun ihr unwiederbringliches Ende fanden. Das Hauptzollamt vernichtete in Eschweiler über acht Millionen illegal hergestellter Tabakwaren.

Die großen Rauchwolken an der A 4 bei Eschweiler kennt wohl jeder Autofahrer auf dem Weg nach Aachen oder Belgien. Es ist ein Ort für die Entsorgung von riesigen Mengen Müll an jedem Tag, aber es ist auch regelmäßig ein Ort, an dem kriminelle Geschäfte immer wieder ein unumkehrbares Ende finden. So auch Dienstagmittag. Über acht Millionen illegal hergestellte Zigaretten sind in der Müllverbrennungsanlage Weisweiler vom Hauptzollamt Köln vernichtet worden.

„Am Ende ist immer das Feuer“

„Am Ende ist immer das Feuer“, sagte Zollsprecher Jens Ahland fast philosophisch. Die gesamte Menge ist in den vergangenen Monaten am Flughafen Köln/Bonn beschlagnahmt worden. „Für den Zigarettenschmuggel ist der Airport ein internationales Drehkreuz. Es geht kreuz und quer“, erklärt Ahland. Und seine Kollegen haben immer mehr Arbeit. Im Jahr 2019 sind 1,3 Millionen Zigaretten sichergestellt worden, ein Jahr später 2, 8 Millionen und im Jahr 2021 über acht Millionen. Der entstandene Steuerschaden der nun vernichteten Ware liegt bei rund 1, 3 Millionen Euro. Die Kölner Zöllner sind fast Stammkunden an der Müllverbrennungsanlage in Weisweiler. Ungefähr zehn Mal im Jahr fahren Lastwagen vor. Und dann plumpst die Ware in den großen Schlund der Anlage – nicht nur Zigaretten sondern auch viele andere gefälschte Gegenstände.

Kreative Schmuggler

An Kreativität habe es den Drogenschmugglern noch nie gefehlt, sagen die Fahnder aus Erfahrung. So haben die Beamten in der Vergangenheit aus Kokain gepresste Deko-Fische entdeckt, Marihuana in Tischplatten oder Rauschgift in Motorradkupplungen gefunden. Außerdem auf der großen Fundliste des Hauptzollamtes: Gefälschte Potenzmittel aus China, ein täuschend echt nachgemachter Champions-League-Pokal, geschmuggelter Beluga-Kaviar, billiger Zahnersatz oder gefälschte Klunker – alles kommt in den großen Schlund. Die Schmuggelzigaretten werden in eine großen Lagerhalle im Rechtsrheinischen bis zur Vernichtung aufbewahrt. In der Halle liegen Unmengen Zigaretten, stapelweise Plagiate und zudem unzählige Pakete mit verschiedensten Gegenständen, die der Zoll beschlagnahmt hat. Die Ware liegt dort im Rahmen noch laufender Ermittlungsverfahren oder wenn die Verfahren beendet sind und damit das Feuer ganz nah ist.

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An einem geheimen Ort

Der Ort der schmucklosen Halle ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Es besteht die Gefahr, dass sich Diebe dort umtun. Am Dienstagmorgen fuhren dort zwei Lastwagen vor, dazu Zollbeamte aus Köln und Aachen und alle packten kräftig mit an. Mit einem Gabelstapler wurde die illegale Fracht verladen – die Prozedur dauerte ganze zwei Stunden. Dann wurde die Halle wieder ordentlich verschlossen und die Fahrt ging mit den beiden Lastwagen Richtung Eschweiler. Dort fuhren die Lastwagen rückwärts an den Schacht Nr. 6 heran – und die Pakete voller Zigaretten purzeln in die Tiefe. Später ist zu sehen, wie eine riesige stählerne Krake die Unmengen von Zigarettenkartons packt, zerquetscht und ins Feuer wirft.

Aus Zigaretten wird Asche

Die Krake ist so groß, dass sie ein Auto problemlos packen kann, sagte ein Mitarbeiter der Anlage. Die Vernichtung wird aus der Leitstelle der Müllverbrennungsanlage genau beobachtet. Für die Abwechslung steht in nagelneuer Kicker im Raum; aber dafür haben die Männer in der Leitstelle kaum Zeit. Zu viel ist los in der riesigen Anlage. Dass die Vernichtung der illegalen Ware auch ordnungsgemäß abläuft, überprüfen unter anderen die Zollfahnder. „Sie schauen genau hin“, betont Ahland. Die Kölner Zöllner fahren am Ende eines langen Tages wieder zurück in die Domstadt. Dieser Zigarettenkrimi ist beendet. Aber sie werden bald wieder kommen. Denn nach der Razzia ist vor der Razzia. Erst vor wenigen Tagen haben Ermittler des Zollfahndungsamtes Essen rund 370 000 unversteuerte Zigaretten sichergestellt und verschiedene Haftbefehl vollstreckt.

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